Eurovideo gibt uns gleich die doppelte Ladung Bruce Willis! Wem der müde Home-Invasion-Thriller SURVIVE THE NIGHT (2020) zu unterhaltsam war, der hat eine Woche später die Möglichkeit, sich schon den nächsten C-Heuler mit der glatzköpfigen Schweinebacke ins heimische Regal zu stellen. Aber Vorsicht: TRAUMA CENTER (2019) könnte Erwartungen schüren, die der Film selbst nicht erfüllen kann. Warum? Das erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: Trauma Center

Drehbuch: Paul Da Silva
Regie: Matt Eskandari

Darsteller: Nicky Whelan, Bruce Willis, Tito Ortiz, Texas Battle, Catherine Davis, Tyler Jon Olson, Steve Guttenberg…

Artikel von Christopher Feldmann

In unserer Kritik zu SURVIVE THE NIGHT (2020) bin ich eigentlich schon zu genüge auf den aktuellen Karrierestand des Bruce Willis eingegangen. Und trotzdem bin ich immer wieder aufs Neue fassungslos, wenn mir der STIRB LANGSAM-Star in einem weiteren Direct-to-DVD-Streifen unter die Augen kommt. Ich glaube es gibt kaum einen ehemaligen Hollywood-Star, der sich in den letzten Jahre derart negativ entwickelt hat wie die Action-Ikone. Während sich Nicolas Cage bei dem ganzen Murks den er dreht noch wirklich Mühe gibt, um seine Fans zufriedenzustellen und ein John Travolta, der sichtlich ein Schatten seiner selbst ist, durch vielerlei Faktoren im Sumpf der abgehalfterten Ex-Stars festzustecken scheint, neigt man dazu, immer weniger Sympathie für Bruce Willis zu empfinden, der solche Filme nur dreht, weil er irgendwann mal herausgefunden hat, dass er auf diese Art viel Geld mit wenig Arbeitsleistung verdienen kann. Auch TRAUMA CENTER (2019) dient wunderbar als Referenz für das seit Jahren florierende Geschäftsmodell, verspricht der zusammengeschusterte Actionthriller dem Zuschauer doch dreist einen Film im Stil von STIRB LANGSAM (1988) oder 16 BLOCKS (2006). Das Endergebnis sieht aber selbstredend anders aus und ist ein weiterer Rohrkrepierer, sowie ein filmisches Armutszeugnis für sein prominentes Aushängeschild.

Handlung:
Nach dem Tod ihrer Mutter, ist Madison (Nicky Whelan) gemeinsam mit ihrer kleinen Schwester Emily (Catherine Davis) nach Puerto Rico ausgewandert, um ein neues Leben beginnen. Eines Abends gerät die Kellnerin jedoch in eine Schießerei und fängt sich dabei eine Kugel ein. Im Krankenhaus erfährt sie durch den Ermittler Steve Wakes (Bruce Willis), dass es sich bei dem Opfer der Schießerei um seinen Partner handelt, doch Madison kann ihm keine hilfreichen Details nennen. Was beide zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Die Täter (Tito Ortiz & Texas Battle) sind ebenfalls Polizisten und wollen nun die einzige Zeugin aus dem Weg räumen, zumal in deren Bein eine Kugel steckt, die man zweifelsohne der Dienstwaffe zuordnen könnte. Während Wakes versucht, den Fall aufzuklären, machen die korrupten Kollegen Jagd auf Madison, die in einer verlassenen Pandemie-Station des Krankenhauses liegt. Ein tödliches Katz- und Mausspiel beginnt!

Im Grunde genommen, bietet TRAUMA CENTER (2019) eine generische Handlung, aus der sich zumindest ein unterhaltsames B-Movie hätte schustern lassen, doch das Drehbuch kommt dermaßen aufgesetzt und dümmlich konstruiert daher, dass zu keiner Zeit wirklich Unterhaltung aufkommt, sondern man sich als Zuschauer des Öfteren mit der flachen Hand auf die Stirn klatscht. Während die Charaktereinführung von Madison und ihrer Schwester so gut wie gar keine Relevanz besitzt und das titelgebende Trauma (Verlust der Mutter) lediglich in einem Nebensatz erwähnt wird, um ein wenig künstliche Dramatik zu erzeugen, will auch das Weichenstellen für den eigentlichen Plot nicht wirklich klappen, da sich alle Figuren unfassbar dämlich verhalten. So wollen die beiden korrupten Cops lediglich die Kugel, die in Madisons Bein eingeschlagen ist, da man diese ihrer Dienstwaffe zuordnen könnte, jedoch ballern die beiden Knallchargen die ganze Zeit unkontrolliert durch die Gegend, so dass das Vorhaben schon wieder keinen Sinn ergibt.

Auch die Unterbringung Madisons in einem einsamen Krankenhausflügel wirkt total bescheuert, da sie auf einer belebten Station wesentlich besser aufgehoben wären, vor allem weil ihr nun lediglich ein Streifenpolizist als Verstärkung dient, der wirkt, als hätte er gerade das erste Mal seinen Dienst angetreten. Aber Lt. Wakes ist sich sicher, hier kann der Verfolgten bestimmt nichts passieren. Es kommt natürlich wie es kommen muss, der unbeholfene Newby muss schnell dran glauben und Madison muss, ganz im Stil John McClanes, alleine mit ihren Häschern fertig werden, durch Lüftungsschächte kriechen und mit blutender Schusswunde den Schurken immer wieder ein Schnippchen schlagen. Das gerät immer wieder unfreiwillig komisch, da sich die Beiden am laufenden Band wie echte Vollidioten verhalten und sich immer wieder überrumpeln lassen.

Und Bruce Willis? Ja, von dem sieht der Zuschauer relativ wenig, was vermutlich der Tatsache geschuldet ist, dass er lediglich zwei Tage am Set anwesend war. Entsprechend klein und unbedeutend fällt seine Rolle aus. So verschwindet er nachdem er Madison in die Klinik geschafft hat erstmal für die nächsten 20 Minuten aus dem Film und während die Verfolgte um ihr Leben kämpft, steht Brucie Deucie eigentlich nur in irgendeinem Hinterhof herum und führt Selbstgespräche, um die Zusammenhänge zu kapieren, die jeder Vollhorst schon nach zwei Minuten erkannt hätte. Es ist einer von vielen unmotivierten Auftritten, die der Hollywood-Star regelmäßig absolviert. Auch hier muss er lediglich aufrecht gehen und ein paar Sätze aufsagen und bei allem, was darüber hinausgeht, lässt er sich natürlich doubeln, wie zum Beispiel in einer Szene, in der er von zwei ebenfalls korrupten Polizisten flüchten und in ein PARKENDES Auto springen muss. Erst im Finale kreuzt er dann wieder auf, den Faustkampf auf dem Krankenhausflur überlässt er aber trotzdem seinem Look-a-Like.

Während Tito Ortiz und Texas Battle hingegen lediglich als Karikaturen der bösen Polizisten durchgehen, hinterlässt einzig Nicky Whelan eine einigermaßen positiven Eindruck. Zwar hat sie außer rennen und schreien nicht viel zu tun, macht dies aber dennoch ordentlich. Und dann ist da seltsamerweise noch Steve Guttenberg, einer der großen Comedy-Stars der 1980er Jahre, den jeder noch aus den POLICE ACADEMY-Filmen kennen dürfte. Allerdings beschränkt sich sein Auftritt als Arzt lediglich auf zwei kurze Dialogszenen, die auch nichts zur Handlung beitragen und im Grunde genommen vollkommen unrelevant sind. Jetzt könnte man meinen, dass die Figur, wenn man schon jemanden wie Guttenberg als Darsteller hat, irgendwann noch prominent eingesetzt wird aber Fehlanzeige, er taucht nie wieder auf.

Auf dem Registuhl saß erneut Matt Eskandari, der schon SURVIVE THE NIGHT (2020) verbrochen hat. Der findet auch hier keinen Flow und spult den Actionthriller ambitionslos nach Schema F ab. Die Action ist spärlich gesät und der Schnitt stellenweise katastrophal unübersichtlich, vor allem in den Momenten, in denen man versucht das Stand-In von Bruce Willis zu kaschieren. Auch das Setting Puerto Rico hat so gar keinen Reiz, spielt die Handlung doch zu 95% auf einem sterilen Krankenhausflur und in irgendwelchen Gassen und Hinterhöfen. Die Tatsache, dass wirklich on Location gedreht wurde, ist mit ziemlicher Sicherheit den preiswerten Steuerbedingungen zuzuschreiben, anstatt dem Lokalkolorit. Viel Zeit hatte Eskandari ohnehin nicht, um inszenatorische Sperenzchen zu machen, denn TRAUMA CENTER benötigte nur 12 Tage Drehzeit. So ist das nun mal bei Filmen mit Bruce Willis, schnell und billig muss es sein, denn den größten Teil des Budgets kassiert immer noch der Star selbst, damit er sich überhaupt erbarmt, am Set aufzutauchen. Da lobe ich mir Synchron-Legende Manfred Lehmann, der Willis mit seiner markanten Stimme immer noch aktiver und energetischer wirken lässt, als es im Originalton der Fall ist.

Die Blu-ray erscheint ebenfalls über Eurovideo. Uns lag zur Ansicht die DVD vor. Bild und Ton sind gut, bis auf den Trailer gibt keine Extras.

Fazit:
Auch der neueste Willis-Heuler TRAUMA CENTER (2019) ist ein weiterer schlecht konzipierter und ambitionsloser Stinker geworden, den man höchstens als STIRB LANGSAM für Arme bezeichnen kann. Auch Fans der Action-Ikone kommen hier nicht auf ihre Kosten, hat ihr Star doch erstaunlich wenig Screentime und selbst ohne ihn, würde der Streifen genauso schlecht funktionieren wie er es jetzt tut aber dann müsste man immerhin nicht traurig darüber sein, dass aus Willis mittlerweile ein gelangweilter Auftragsarbeiter geworden ist, dem Qualität völlig am Arsch vorbei geht.

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