David Hasselhoff, seines Zeichens TV-Star und Sänger eingängiger Bierzelt-Schlager, wollte nach dem Ende seiner Kult-Serie KNIGHT RIDER (1982-1986) auch die Kinoleinwände als Actionstar erobern. Betrachtet man den weiteren Verlauf seiner Karriere, ist ihm dieses Vorhaben wenig geglückt. WINGS OF FREEDOM (1989), der vor einiger Zeit über Cargo Movies als DVD-Neuauflage erschienen ist, war eben jener Versuch, den dauergrinsenden Bademeister als Filmhelden zu etablieren. Ob es sich hierbei um einen Rohrkrepierer oder gar um vergessenes Videotheken-Gold handelt, erfahrt ihr in unserer Kritik. 

Und jetzt alle: „I’ve been Looking for FREEEDOM…!“

Originaltitel: W.B., Blue and the Bean (alt. Bail Out)

Drehbuch & Regie: Max Kleven

Darsteller: David Hasselhoff, Linda Blair, Tony Brubaker, Thomas Rosales Jr., John Vernon…

Artikel von Christopher Feldmann

David Hasselhoff, ein Name, dem sowohl ein Kult-, als auch ein gewisser Trash-Faktor anhaftet. Bei all der Häme und dem Spott, den der Schauspieler und Sänger mit dem wohligen Zahnpasta-Grinsen im Laufe seiner Karriere über sich ergehen lassen musste, vergisst man gut und gerne, dass „The Hoff“ sich rühmen kann, mit BAYWATCH (1989-2001) die erfolgreichste Fernsehserie des 20. Jahrhunderts produziert und als Hauptdarsteller veredelt zu haben, immerhin wurde die, aus heutiger Sicht, unfreiwillig komische Bademeister-Soap in 144 Ländern ausgestrahlt. Klar, wir belächeln alle Davids Auftritte in deutschen Schlagershows, in denen er seine alten Hits per Playback in die Gehörgänge der greisen Zuschauerschaft schmettert oder denken bei dem Verzehr eines Cheeseburgers immer gerne an den auf zwei Promille betankten Barden, der von seiner Tochter dabei gefilmt wurde, wie er mehr schlecht als recht versuchte, diesen zu verzehren. Aber all die Eskapaden und Fehlentscheidungen haben dazu beigetragen, dass Hasselhoff zumindest in Deutschland einen ähnlichen Stellenwert genießt wie Gott. Mal ganz ehrlich, wer es schafft, mit einem von Jack White komponierten Mitklatsch-Gassenhauer wie „Looking for Freedom“ den Kommunismus in die Knie zu zwingen, der muss einfach ein geiler Typ sein. Das dachte sich der olle David anno 1989 vermutlich auch, weshalb er den Versuch wagte, parallel zu seiner nur hierzulande wirklich beachteten Gesangskarriere, ein Kino-Star zu werden und auch auf der Leinwand für reichlich „Freedom“ zu sorgen. Allerdings scheiterte dieser Versuch und übrig blieb eine zahnlose Videotheken-Produktion, die eher wie ein TV-Film wirkt.

Handlung:
Roger Donaldson (David Hasselhoff), genannt „W.B.“, ist Kopfgeldjäger und trägt dafür Sorge, dass auf Kaution freigelassene Verbrecher pünktlich vor Gericht erscheinen. Von seinem Auftraggeber Alan (Charlie Brill) erhält er den Job, eine Tochter aus reichem Hause, Anette Ridgeway (Linda Blair), vor grobem Unfug zu bewahren, damit sie ordnungsgemäß an der Verhandlung teilnimmt, um die hohe Kaution zu sichern. Allerdings wird die junge Dame prompt von mexikanischen Drogengangstern entführt, weshalb W.B., gemeinsam mit seinen Kollegen Mason (Tony Brubaker) und Garcia (Thomas Rosales Jr.), die Verfolgung aufnimmt.

„One morning in June, some twenty years ago…“, da drückt man voller Erwartungen auf einen kurzweiligen Klopper der späten 1980er Jahre die Play-Taste auf der Fernbedienung und da haut die DVD dem Zuschauer prompt Hasselhoffs musikalischen Todesstern um die Ohren. „Looking for Freedom“, der Hit der Wende, der die Steine der Berliner Mauer zu staub zerbersten ließ, so heißt es zumindest in der Legende. Begleitet werden diese gottgleichen Harmonien durch einen Vorspann, der quasi den ganzen Film in Ausschnitten vorweg nimmt. Das wirkt irgendwie befremdlich, ist aber tatsächlich kalkulierte Promotion seitens des deutschen Verleihs. Als der Streifen hierzulande erschien, war Hasselhoff mit seinem Evergreen gerade der heiße Scheiß und nicht nur auf Platz Eins der Charts, sondern auch in jeder TV-Show zu Gast. Also hat man ganz einfach den Original-Vorspann entfernt, willkürlich Ausschnitte des Films zusammengeschustert und den Song dudeln lassen. Der deutsche Titel WINGS OF FREEDOM ist dabei ebenso eine Erfindung des Verleihs und sollte die Verbindung unterstreichen, um vom Ruhm des Hauptdarstellers zu zehren. Hat im Endeffekt nur so mittelgut funktioniert, ist aber als Kuriosum ganz witzig, wenn auch eine schiere Dreistigkeit.

Der Streifen an sich ist dagegen klassische DTV-Ware wie man sie aus dieser Zeit zuhauf kennt. Auf dem Papier wirkt Hasselhoffs Vehikel fast schon wie ein Rip-Off der ein Jahr zuvor erschienenen Actionkomödie MIDNIGHT RUN (1988) mit Robert De Niro und Charles Grodin, in dem es ebenfalls um einen Kopfgeldjäger geht, der einen flüchtigen Mafia-Buchhalter aufspüren muss. Drehbuchautor und Regisseur Max Kleven backt hier allerdings sichtbar kleinere Brötchen. So folgt der im Original als W.B., BLUE AND BEAN betitelte Film zwar einem ähnlichen Plot, kommt dabei aber wesentlich simpler und auch behäbiger daher. Man bemüht sich sichtlich, das an vorderster Front agierende Trio als mit allem Wassern gewaschene Haudrauf-Truppe zu inszenieren, durch das mittelprächtige Schauspiel und die faden Dialoge fehlt es diesem aber an Biss und Unterhaltungswert. Auch die Bösewichte entpuppen sich als schwach gezeichnete Drogendealer mit lateinamerikanischen Wurzeln aus der Mottenkiste für Standard-Schurken schludriger VHS-Heuler. Wer einen spannenden Actionfilm erwartet, wird hier vermutlich enttäuscht sein und wer eine wirklich lustige Komödie sehen will, ebenso. WINGS OF FREEDOM plätschert recht überraschungsfrei vor sich hin, ist dabei aber auch niemals wirklich schlecht. Auf einem gewissen Mindestmaß macht der kurzweilige und mit knapp 80 Minuten (zumindest in der deutschen Fassung) bemessene Streifen durchaus Laune, was aber vielmehr an der hiesigen Bearbeitung liegt, als an den originalen Qualitäten.

Die deutsche Synchronisation setzt auf flotte Sprüche und einen durchgehend leichteren Tonfall als im Original. Hier werden fast schon Erinnerungen an die legendären Arbeiten von Rainer Brandt wach, der mit seinen originellen Einfällen und Schenkelklopfer-Sprüchen schon Bud Spencer und Terence Hill zum Kult werden ließ. Natürlich ist das nicht das gleiche Niveau, allerdings ganz nett und gut konsumierbar, geht aber auch auf Kosten der ohnehin spärlich gesäten Spannung, denn eine wirkliche Fallhöhe ist selbstredend nicht mehr vorhanden. Stattdessen begleiten wir einen David Hasselhoff mit aufgesetztem Zahnpastagrinsen und albernem Macho-Gehabe und dessen nicht minder stereotype Kompagnons, die sich aus einem kessen Afro-Amerikaner und einem waffenschwingenden Mexikaner zusammensetzen. Den Wohlfühlfaktor bringen aber letztendlich die Stimmen von Synchron-Legenden wie Andreas von der Meden und Manfred Lehmann ins Spiel, die gut aufgelegt ihre Lines zum Besten geben. Wenig zu tun hat unterdessen Linda Blair, die außer ihrer Rolle in DER EXORZIST (1973) nie mehr auf einen grünen Zweig kam und schon anno 1989 wie ein geficktes Ferkel aussah. Aber solange es für „The Hoff“ noch reicht, ist alles gut. In einer kleinen Rolle können Filmfans zudem Danny Trejo entdecken, als halbseidener Mexikaner natürlich.

WINGS OF FREEDOM hat aber auch Action am Start. Es wird geschossen und geprügelt, Hütten und Helikopter gesprengt und neben schnellen Autos, kommen auch Pferde zum Einsatz. Gemessen am sichtbar schmalen Budget, holt Regisseur Kleven das Maximum aus seinen Möglichkeiten heraus. Allerdings fehlt es dem bunten Treiben aber unwahrscheinlich an Bums, denn so ziemlich jeder Action-Moment bewegt sich auf dem Niveau einer handelsüblichen Folge von THE A-TEAM (1983-1987). Tatsächlich wirkt der Film auch wie der überlange Pilot zu einer TV-Serie, die niemals zustande kam, obwohl das Kopfgeldjäger-Konzept mit Hasselhoff als Leading-Man gar nicht mal so verkehrt gewesen wäre. Dann wäre den Zuschauern aber vermutlich die Fleischbeschauung mit Seifenoper-Charakter in BAYWATCH entgangen.

WINGS OF FREEDOM wurde bereits auf DVD veröffentlicht und kommt nun in einer Neuauflage aus dem Hause Mr. Banker Films/Cargo Movies daher. Wie gewohnt handelt es sich optisch um einen schnöden VHS-Rip, den man schnell auf Scheibe gepresst hat. Ein leicht verwaschenes Bild und 4:3-Format. Die Tonqualität ist in Ordnung, Extras gibt es keine aber immerhin nochmal „Looking for Freedom“ sowohl im Abspann, als auch im DVD-Menü. Da will man sich direkt besaufen und auf den nächsten Tisch steigen.

Fazit:
Mit WINGS OF FREEDOM (1989) wollte Serien-Haudegen und Schlager-Hansel David Hasselhoff auch als Filmschauspieler durchstarten. Dafür war der Streifen allerdings zu belanglos und auf TV-Niveau inszeniert, als das irgend ein Hahn danach gekräht hätte, zumal die deutsche Bearbeitungen auch nicht viel geholfen hat. Wer allerdings anspruchslose Kost goutieren kann, die nicht weh tut während man den Neujahrskater auskuriert, kann hier bedenkenlos zugreifen.

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