Das ist doch Clint Eastwood?? Ach nein, das ist sein Sohn Scott Eastwood, der in diesem Kriegsfilm die Rolle des „SSG Clint Romesha“ spielt und der Schlacht um den Außenposten Keating eine entscheidende Wendung geben wird. Die Schlacht hat es wirklich gegeben und gilt bis heute als eine der blutigste Auseinandersetzungen im Afghanistan-Krieg der Amerikaner, was der Film mit einiger Wucht zeigt. Authentisch ausgestattet und im dokumentarischen Stil in vielen Plansequenzen gefilmt, geht es im kleinen Camp später hoch her. Die Kamera ist gekonnt und taucht ins Geschehen ein, die Action klaustrophobisch. Dazu noch Scott Eastwood, der hier wie in einem Clint Eastwood Film der 60er spielt. EUROVIDEO bringt die Sachbuchverfilmung von Rod Lurie nun für den heimischen Markt heraus.

Originaltitel: The Outpost

Regie: Rod Lurie

Darsteller: Scott Eastwood, Caleb Landry Jones, Orlando Bloom, Jack Kesy

Artikel von Kai Kinnert

Afghanistan am 3. Oktober 2009: 400 schwerbewaffnete Talibankämpfer greifen den US-Außenposten Keating nahe der Stadt Kamdesh an. Es kommt zu einem der blutigsten Gefechte im Afghanistan-Konflikt. Eingekesselt von mehreren Hundert Taliban und ohne jede Unterstützung, kämpfen 54 US-Amerikaner, darunter die Soldaten: Clint Romesha (Scott Eastwood), Justin Gallegos (Jacob Scipio), Michael Scusa (Scott Alda Coffey) und Josh Kirk (Jack Kesy) zwölf Stunden lang auf verlorenem Posten um ihr Überleben.

Um gleich mal das Negative an The Outpost abzuhandeln: der Streifen ist ein Soldatenfilm. Wer mit American Sniper (2014) ob das Abspanns schon so seine Probleme hatte, bekommt hier noch eine Schippe obendrauf. Den gesamten Abspann über gibt es Fotos der gefallenen US-Soldaten, sowie Kommentare und CNN-Interviewszenen von den Überlebenden. Einige der echten Soldaten spielten sogar im Film mit. Hier geht es also nicht um eine Ausgewogenheit, die den Schrecken des Krieges auf beiden Seiten betrachtet, sondern nur darum, wie die Boys in einem schlecht ausgerüsteten Camp, das zu dem auch noch strategisch ungünstig in einem Tal lag, um ihr Überleben kämpften. Dass die US-Politik sie in diese undankbare Region versetzte, spielt hier keine Rolle. Hier wird für die Freiheit gekämpft, welche auch immer. Der Film verbringt einige Zeit damit, den Alltag der Soldaten vor der Schlacht in losen Szenen zu skizzieren und schafft dabei wenig Nähe zur Truppe. Man ist zwar mittendrin im Geschehen, aber irgendwie schaut man den Leuten nur zu, anstatt ein Gefühl für die Charaktere zu bekommen.

Erst im Laufe der Spielzeit kristallisiert sich Scott Eastwood als Anführer heraus, der die rettende Idee hat, um dem Chaos Herr zu werden. Ab Mitte des Films bekommt der Streifen durch Scott Eastwood eine besondere Art der filmischen Geschlossenheit, die das Herz eines jeden Clint-Eastwood-Fans etwas höher hüpfen lässt.

Scott Eastwood hat in diesem Film Szenen, die wie eine Hommage an seinen Vater wirken. Scott ist Scott und Clint zugleich, das wirkt völlig surreal. Scott Eastwood spielt teilweise nicht nur haargenau wie sein Vater in den 1960ern, er sieht auch noch so aus. Sofort denkt man an Agenten sterben einsam (1968) und Stosstrupp Gold (1970) und daran, dass Scott Eastwood von sämtlichen Filmen seines Vaters ein Remake drehen könnte. Er gibt dem Film einen gewissen Old-School-Touch und bekommt auch solche Szenen, in denen er, wie sein Vater, die Nummer im Griff hat. Doch auch der Rest der Besetzung ist nicht schlecht. Orlando Bloom spielt seine Rolle glaubwürdig und gut, ist dabei aber nur einer von vier Captains, die das Camp befehlen werden. Caleb Landry Jones sticht auf seine eigene Art und Weise hervor und verkörpert den traumatisierten Soldaten hervorragend. Sein fiebriger Blick, die großen Augen und seine dürre Gestalt geben dem Streifen schauspielerisches Format. Insgesamt ist der Streifen gut gespielt und selbst die echten Soldaten, hier als Laiendarsteller eingesetzt, brauchen sich nicht hinter den Profis zu verstecken.

Zum gelungenen Cast gesellt sich nun noch die richtige Inszenierung. The Outpost schmeißt den Zuschauer mitten hinein ins Geschehen…die Kamera ist perfekt und agil, läuft, rennt, schwenkt und springt mitten hinein, bleibt immer dran und schwingt sich zu mancher Plansequenz auf. Camp Keating wird permanent beschossen, von der ersten Minute an, so war eben der Alltag. Dieser Alltag bestand aus Verhandlungen mit Einheimischen, tödlichen Transporten und der Abwehr von Nadelspitzen durch die Taliban. Der Film reiht diese Szenen fast lose Aneinander, bis wieder ein Captain nachrückt und der Abzug erneut verschoben wird. Geballert wird also von Anfang an, das Camp lag ja auch wie Einladung zum Angriff in einem Tal, umgeben von Serpentinen. Schön blöd.

Und dann kommt die Schlacht, um die es in The Outpost eigentlich geht. Ähm ja…und die ist gutes Kriegsfilmkino. Da haben sich ein paar Leute in Bulgarien (dort wurde der Streifen gedreht) richtig Mühe gegeben und die Nummer erinnert in seiner Intensität an Black Hawk Down (2001). Hunderte von Taliban strömen die Berge herunter und man hat zu wenig Personal, Munition und schwere Waffen, um die Angreifer aufzuhalten. Die Verstärkung kommt, doch leider erst in ein paar Stunden. Das Camp wird überrannt und Scott Eastwood macht sich so lange daran, das Haupttor zu sichern und das Camp von innen her aufzuräumen. Überall gibt es Probleme und schweren Beschuss. Kameraden sitzen in der Falle, liegen verwundet im Kreuzfeuer, Humvees sitzen fest oder Munition fehlt. Dramatik aller Orten.

Technisch reißt The Outpost hier eine richtig gute Nummer ab. Es spritzt zwar nicht viel Blut, aber es kracht ordentlich und die Bilder sind voll packender Dynamik und dichter Action. Die Schlacht um Camp Keating ist spannend und dauert lange an, da hat man sich nicht lumpen lassen. Und am Schluss bleibt das Trauma, auch das vergisst der Film nicht zu erwähnen.

The Outpost ist eine kleine Überraschung. Wer einen technisch billigen Kriegsfilm erwartet, wird hier enttäuscht werden. Die Action ist rundum gelungen, die Besetzung passt und die Kamera ist fantastisch. Wer mit einer leichten Länge in der ersten Hälfte leben kann, bekommt am Ende eine packende Schlacht geliefert. Fans des dokumentarisch angelegten Kriegsfilms kommen hier voll auf ihre Kosten.

Das Bild der DVD ist gut und satt, der Ton ebenso. Als Extras gibt es ein Making Of und einen Trailer.

Trailer:

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