Wer kennt das nicht…da liegt man verwundet und unter Zeitdruck auf dem Boden und muss schnell ein Computersystem hochfahren…und dann das: Loading drivers. Please stand by…und…Loading map, Please stand by 14%. Mag es auch die tollsten Displays und funky Apps geben, Treiber und Karten müssen trotzdem erst geladen werden. Doch immerhin gibt es in einem Bunker, 30 Meter unter der Erde, noch Handyempfang. Aber das ist nur technische Haarspalterei, denn in dem Streifen geht es nicht um IT-Witze, sondern um die Stürmung eines Bunkers und die Entführung des nordkoreanischen Staatschefs. KOCH FILMS bringt den südkoreanischen Actionkracher nun ins hiesige Heimkino.

Originaltitel: Take Point

Regie: Byung-woo Kim

Darsteller: Jung-woo Ha, Sun-kyun Lee, Jennifer Ehle, Kevin Durand, Mailk Yoba, Spencer Daniels

Artikel von Kai Kinnert

Um dem amerikanischen Präsidenten die Wiederwahl zu sichern, plant die CIA einen waghalsigen Coup: Eine Gruppe von internationalen Söldnern unter der Leitung des erfahrenen Captain Ahab soll den nordkoreanischen Staatschef entführen – und in einen geheimen Bunker tief unter der entmilitarisierten Zone bringen. Zunächst läuft alles nach Plan, doch dann wird Ahab von Männern seines eigenen Teams hintergangen. Ausgerechnet mit einem nordkoreanischen Doktor muss er sich verbünden, um tief im Untergrund in einem Himmelfahrtskommando den Dritten Weltkrieg zu verhindern.

Fünf Jahre hatte Byung-woo Kim an seinem Film gebastelt, ein ganz besonderes Actionevent sollte es werden – gedreht mit jeder Menge Kameras, Bodycams und Drohnensimulationen in der Action…Mitten drin, statt nur dabei! lautete die Devise…und so lässt es der Streifen dann auch über weite Strecken Krachen. Doch Obacht! Regisseur Kim hat ein paar dramaturgische Tricks angewandt, um die Actionsets im Zaum zu halten und etliches an KrachBumm günstiger über die Videoübertragung der Bodycams zu inszenieren, als gleich das ganze Studio in Schutt und Asche zu legen.

Trick 17 ist die Konzentration der Handlung auf Captain Ahab, der dank eines waghalsigen Fallschirmsprungs eine Beinprothese trägt und so tatsächlich die meiste Zeit des Geschehens an einem Ort bleibt, während der Rest der Truppe irgendwo im Bunker ums Überleben kämpft. Ahab leitet den Einsatz über seine Drohne und Konferenzschaltungen, macht später noch eine Not-OP am nordkoreanischen Staatschef, etwas später dann auch noch an sich selber, nur um danach noch durch den Bunker zu robben, um den Staatschef und einen nordkoreanischen Arzt zu retten. Währenddessen bekommt er Anrufe von seiner Ehefrau, die gerade ihr gemeinsames Kind zur Welt bringt. Im Bunker ist die Hölle los, das Bein fast ab, der Staatschef am Sterben und die Ehefrau ruft auch noch ständig an. Es gibt Tage, da klappt einfach nichts.

Es beginnt in einem Hotelzimmer. Im stylischen HighTec-Firlefanz flimmern Displays, das Team wartet auf das Go für den Einsatz und Ahab bespricht mit seiner CIA-Einsatzleiterin den nötigen Background. Flotte Schnitte bestimmen das Geschehen, die Kamera schaltet schwenkend in den Tony-Scott-Gedenkmodus um und powert von Anfang an mit allerlei funky Handkamera und anstrengend zügiger Schnittdichte. Statt die innere Dynamik über längere Einstellungen zu inszenieren – und so zu einer filmischen Lässigkeit zu finden – inszeniert der Film seine Spannung über den Schnitt und gönnt den Szenen nur selten den längeren Blick. Was sich im Hotelzimmer optisch schon unruhig andeutet, setzt sich in den folgenden Szenen gesteigert fort, denn Ahab dringt nun in den Bunker ein und die Truppe wird auf heftigen Widerstand stoßen. Kaum hat man den Staatschef festgesetzt, wollen nordkoreanische Spezialeinheiten ihren Chef zurück und die Söldner müssen sich gegen ihre Verfolger wehren. Doch auch politisch wendet sich das Blatt und so wird Ahab mit dem Staatschef zurückbleiben, während seine Truppe die Spezialeinheiten stoppen muss. Das führt dann später zur Not-OP, den Anrufen der Ehefrau und dem nordkoreanischen Arzt, mit dem sich Ahab verbünden wird.

Doch Ahab kehrt ins Kampfgeschehen zurück. Es ist das letzte Drittel des Films, bei dem die Rechnung aufgeht und The Attack endlich der wilde Genre-Kracher wird, der er gerne von Anfang an gewesen wäre. Es gibt zwar einiges an Action, doch der zahlreiche Bodycam-Einsatz, das viele Schwenken und die Nummer mit der Drohne, die mit einer Art Hypersaugnapftechnik dem Geschehen hinterher schwebt, zerschneidet das Geschehen. Weniger wäre hier mehr gewesen. Natürlich gibt es hier und da gute Einfälle, da ist das südkoreanische Kino eben zuverlässig, trotzdem zieht sich The Attack an einigen Stellen und kann auch mit hohem Schnitttempo nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Streifen letztendlich wenig zu erzählen hat.

Die letzten 20 Minuten sind die eigentliche Stärke von The Attack. Hier geht die Nummer auf, hier fängt die Sache endlich geschlossen Feuer. Kamera und Green Screen gehen tricktechnisch eine gelungene Genre-Symbiose ein und Byung-woo Kim steigert seinen Film zu einem spaßigen Exemplar südkoreanischen Actionkinos. Als am Ende eine nordkoreanischen Spezialeinheit von einer anderen Spezialeinheit überfallen wird, greift die Spannung, findet der Film in seine Form. Plötzlich klappt die Action und der Film schwenkt vom Krawall im Bunker in ein Transportflugzeug über, das nun auch noch beschossen wird. Mission Impossible lässt Grüßen und schon gibt es auch noch einen Fallschirmsprung, der sich gewaschen hat. Ahab muss aus dem Flugzeug springen und jemanden ohne Schirm retten..na dann mal los. Der Sprung wurde zwar digital gelöst, das jedoch recht packend und als lange Einstellung zelebriert…das Finale ist gelungenes Actionkino, das Flugzeug zerreißt es nach dem Absprung und man erwartet geradezu Tom Cruise am Himmel. Warum nicht gleich so.

The Attack – Enter the Bunker ist insgesamt zu lang und zu hektisch geraten und somit eher durchschnittlich im Endergebnis, wobei es hier und da gute Einfälle gibt und die Kiste durch sein Finale als brauchbares Genre-Kino nach Hause geschaukelt wird. Die Nummer mit dem Transportflugzeug war tatsächlich spannend. Davon hätte es bloß mehr geben müssen.

Das Bild der zur Rezension vorliegenden Blu-ray ist gut und satt, der Ton ebenso. Die Synchronisation ist gut. Als Extras gibt es ein Making Of, ein Interview, eine Featurette, den Originalteaser, den Originaltrailer, den deutschen Trailer und eine Trailershow.

Trailer:

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