Sobald der alte Blutlutschergraf im Titel auftaucht, bin ich Feuer und Flamme. In meinen Augen sind Vampire eh die coolsten Monster im Filmuniversum. Doch wirft man einen genaueren Blick auf das Cover dieses slowenischen Horrorstreifens, den uns DONAU FILM präsentiert, fällt auf, dass das aristokratische Lutschluder durch Abwesenheit glänzt. Stattdessen ziert ein böser Wicht mit Wehrmachstshelm und Kreissäge bewaffnet das vorliegende Mediabookcover. Seltsam? Aber so steht es geschrieben…

Originaltitel: The Curse of Valburga

Drehbuch und Regie: Thomas Gorkic

Darsteller: Jurij Drevensek, Marko Mandic, Tanja Ribic, Katarina Stegnar, Jonas Znidarsic

Artikel von Christian Jürs

Treffen sich zwei Brüder und ein unsympathischer Schreihals in einer Bar. Doch dahinter versteckt sich kein Witz. Stattdessen eröffnet Marjan (Jurij Drevensek), einer der Brüder, seinen Saufkumpanen (wobei Marjan gar keinen Alkohol trinkt) eine haarsträubende Idee, um den Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Man nehme einfach ein altes Schloss und erfinde irgendeine schaurige Legende über den Ort, damit die angereisten Urlauber etwas erleben können. Seine Wahl trifft dabei auf eine leerstehende Schlossruine in dem kleinen Örtchen Valburga. Dort soll, wenn es nach seiner Fantasie geht, der Cousin des berühmt-berüchtigten Grafen Dracula gehaust haben, der ebenfalls einen Hang zu Menschenopfern hatte. Natürlich ist die Geschichte frei erfunden, doch mit seinem Bruder Bojan (Marko Mandic) als verkleideter Vampir und dem zum Schreien neigenden Ferdo (Ziga Födransperg) als Geldgeber, der zudem über Zugang zum Schloss verfügt, sollte es schon klappen, den schnellen Taler zu verdienen.

Allerdings befinden wir uns hier in einem Horrorfilm und deshalb ist die ganze Sache natürlich zum Scheitern verurteilt. Völlig unvorbereitet und mit Geschichten, die er aus dem Stegreif erfindet, führt Marjan eine ahnungslose Gruppe Touris in die leerstehende Ruine, wo Bojan und Ferdo sich gerade auf die Ankunft ihrer „Opfer“ vorbereiten. Die Mühe hätten sie sich allerdings sparen können, da sie im Schloss nicht allein sind. Ein Killer mit Wehrmachtshelm, Gesichtshautmaske und Säge im Gepäck entledigt sich flugs den beiden Eindringlingen. Als Marjan schließlich mit seiner Touristengruppe das vermeintlich traute Heim von Draculas Cousin betritt, bekommt der Killer einen ganzen Haufen Arbeit, der er fortan gewissenhaft nachgeht…

Thomas Gorkic, der Kopf hinter The Curse of Dracula, liebt augenscheinlich Horrorfilme. Dies hier ist sein zweiter abendfüllender Spielfilm und bereits der Erste, der den Titel Idylle trägt, war eine Genreproduktion. Doch während der noch bierernst daher kam, versuchte sich Gorkic hier an einer Horrorkomödie. Die fehlende Ernsthaftigkeit war es dann wohl auch, die den vorliegenden Streifen unbeschadet durch die FSK passieren ließ, denn äußerst derbe entledigt sich der Killer, der übrigens nicht allein arbeitet, seiner Opfer. Diese gehören weitestgehend der Gattung Schlachtvieh an, denen man keine Träne nachweint. So befinden sich unter den Reisenden in der Touristenfalle ein russischer Pornoregisseur mit seinen zwei Miezen, die das Schloß als Set für ihre neueste Produktion, die in die Analen eingehen soll (achtung, Wortwitz), auserwählt haben. Dann wäre da noch eine Gruppe Grufties, die sich von der Vampirlegende erhoffen, ein lebendes Exemplar dieser Gattung finden zu können, welches sie ebenfalls in Kreaturen der Nacht verwandelt. Außerdem wäre da noch ein glatzköpfiger Teufelsanbeter nebst Anhang, die auf der Suche nach einer mystischen Kugel sind, sowie ein deutsches Ehepaar, dass in der Zauberhandtasche der Ehefrau ein gutes Dutzend Bierdosen versteckt hält, die sie vor Ort erstmal entleeren (ohne auch nur ein einziges Mal unter Harndrang zu leiden). Nein, die Figuren laden nicht gerade dazu ein, um beim Publikum Mitleid zu erhaschen. Im Gegenteil, man ist hoch erfreut, wenn der Killer seine Sägeblätter zum Einsatz bringt. Und das macht er. Versprochen.

Die Witze sind lahm, die Schauspieler weitestgehend mies und nach Logik braucht man auch nicht zu schauen. Trotzdem bereitete mir der Film ein gewisses Sehvergnügen, da er Erinnerungen an alte Videothekenheuler wie School Killer oder White Monster erweckte, in denen die (weitestgehend) unsympathischen Protagonisten in irgendeinem Anwesen gefangen waren und dem Killer auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren. Wer an solchen Werken seine Freude hat, der wird auch hier fündig, denn hat der Killer erstmal losgelegt, gibt es keinen Leerlauf mehr. Da wird geschnetzelt, soweit das Auge reicht. Die Effekte sind dabei zwar günstig getrickst, aber auch effektiv und glücklicherweise nur selten CGI-lastig. Handarbeit war hier die Devise.

Wer auf der Suche nach einem späteren Genreklassiker ist, der liegt hier daneben. Splatterfans kommen jedoch auf ihre Kosten. Es bleibt zu hoffen, dass Thomas Gorkic seinem Lieblingsgenre treu bleibt. Vielleicht gelingt ihm eines Tages noch ein wirklich guter Film. The Curse of Dracula, dessen deutscher Titel zur Kategorie „Etikettenschwindel“ gehört, hätte mit etwas mehr Kohle und einem überarbeiteten Drehbuch mit weniger abgedroschenen Gags wie biersaufende Deutsche (die optisch als solche nicht zu erkennen sind) durchaus eine größere Nummer werden können. Immerhin bietet der Film unterhaltsames Futter für Zwischendurch für den Genrebegeisterten Splatterfan.

Die Veröffentlichung von Donau Film besticht durch gute Bild- und Tonqualität. Der Film ist in seiner deutschen Fassung gut synchronisiert und liegt, sowohl auf deutsch, als auch auf slowenisch, in guter Dolby Digital 5.1 Abmischung vor. An Bonusmaterial befinden sich ein Making of, Trailer und ein paar Werbeclips auf der Scheibe. Im Inneren des Mediabooks befindet sich ein 16 seitiges Booklet von Autor Markus Friebe.

Trailer:

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