Für Außenseiter ist die härteste Zeit im Leben meist die Schulzeit. Ich kann davon ein Lied singen, war ich doch in den Achtzigern das einzige Kind mit Brille (Kassengestell) auf der Nase, was mich automatisch in die Opferrolle degradierte. Auch die titelgebende Hauptfigur litt während seiner Jugend an degenerierten Arschlöchern, die ihm das Leben zur Hölle machten. Da er sich für den Beruf des Lehrers entschied, war es unausweichlich, dass er als Erwachsener mitansehen muss, wie sich das Spiel wiederholt. Verständlich, dass es in ihm brodelt. Als die Lage zwischen den Schülern eskaliert, droht die tickende Zeitbombe hochzugehen. OFDb Filmworks hat den Thriller kürzlich im Heimkino veröffentlicht.

Drehbuch und Regie: Adam Dick

Darsteller: David Dastmalchian, Kevin Pollak, Curtis Edward Jackson, Esme Perez, Matthew Garry

Artikel von Christian Jürs

Trotz, oder gerade wegen seiner schweren, eigenen Schulzeit, unterrichtet James Lewis (David Dastmalchian) englische Literatur mit Leidenschaft. Dadurch stehen die Chancen auf eine Festanstellung an der Highschool, in der er arbeitet, ziemlich gut. Ganz anders verhält es sich mit seinem Privatleben. Der unter seiner Alkoholsucht und daraus resultierenden Aggressionen leidende Lehrer befindet sich mitten in der Scheidung und muss sein Haus in Kürze räumen. Auch seine Pläne, einen Krimi zu schreiben, gehen nur mühselig voran. Seine Schulzeit, in der er von brutalen Mitschülern malträtiert wurde, haben Spuren hinterlassen.

Immerhin verfolgen die Schüler James Unterricht mal mehr, mal weniger aufmerksam. Insbesondere Preston Walsh (Matthew Garry) ist einer seiner Musterschüler. Der sensible, junge Mann hat es sich in den Kopf gesetzt, Fotograph zu werden. Auch die schüchterne Daniela Lopez (Esme Perez), die als Kind einer Einwandererfamilie noch mit dem Lesen zu kämpfen hat, gehört zu den Lichtblicken seiner Schülerschaft. Doch dann ist da noch Tim Cooper (Curtis Edward Jackson), der aufstrebende Baseball-Star der Klasse, der wenig Interesse an Mr. Lewis Unterricht zeigt und Tim und Daniela bevorzugt vor versammelter Mannschaft demütigt und mobbt. James bemüht sich zwar, die Situation so gut es geht zu schlichten, um den beiden Mobbingopfern das Leid zu ersparen, welches er damals durchlitt. Trotzdem kann er nicht verhindern, dass die Situation eskaliert. Auslöser ist ein Baseballspiel, bei dem Talentsucher zusehen. Während Tim seinen großen Auftritt hat, blendet ihn der Blitz von Prestons Kamera mehrfach im entscheidenden Moment, woraufhin ihm Fehler unterlaufen, die dazu führen, dass Tims Vater Bernard Cooper (Kevin Pollak), ein vermögender Mann, der auch die Schule mitfinanziert, verärgert das Stadion verlässt. James sucht kurz darauf das Gespräch mit Tims Vater, um die Wogen zu glätten, wobei er jedoch auf taube Ohren stößt. Kurz darauf entgleitet die gesamte Situation, die in schweren physischen und psychischen Wunden bei den Mobbingopfern endet. James platzt ein für allemal der Kragen. Er entscheidet sich, für Gerechtigkeit zu sorgen, egal, zu welchem Preis…

Filme über Mobbing an der Schule, bei denen der Lehrer in letzter Konsequenz zu brutalen Mitteln greift, gibt es Dutzende. Ob Die Klasse von 1984, Der Prinzipal, Mörderischer Tausch oder 187 – Eine tödliche Zahl – sie alle behandeln das gleiche Thema auf und lösen ihr Problem auf brachiale Weise. Aber es gab auch sanftere Versionen, wie zum Beispiel Dangerous Minds auf dem Hause Disney. Tatsächlich überrascht auch Teacher auf eine gewisse Weise, die hier nicht gespoilert werden soll, mit einem Mittelweg.

Hauptdarsteller David Dastmalchian, der demnächst als Teil von The Suicide Squad karrieretechnisch durchstarten dürfte, schafft es, seiner Rolle als Clark Kent-Look-a-like-Lehrer nicht nur realistische Züge, sondern auch ein Wechselbad der Gefühle beim Zuschauer auszulösen. Mal fiebert man mit ihm, wenn er mitansehen muss, wie seine Lieblingsschüler drangsaliert werden, mal widert er uns mit seiner schlecht sitzenden Frisur und Brille, vor allem, wenn er wieder zur Flasche greift, schlichtweg an. Selbiges gilt für die Antagonisten, dargestellt von Curtis Edward Jackson und Kevin Pollak. Beide Figuren sind keine schlichten Bösewichte. Hier gibt es kein „schwarz“ und „weiß“, sondern unterschiedliche Grautöne, die Regisseur und Drehbuchautor Adam Dick geschickt einzusetzen vermag. Der Mann hat Talent. Dies beweist er vor allem in einer Szene, in der eine der Figuren Suizid zu begehen beabsichtigt. Eine großartige und vor allem spannende Sequenz, die noch lange nachhallt.

Drehbuch, Regie und auch Darsteller – hier stimmt wirklich alles. Auch die Nebendarsteller überzeugen in ihren Rollen, wie zum Beispiel Helen Joo Lee als potentieller Love-Interest unseres Titel-„Helden“. Natürlich ist er aber auch hier eher glückloser Natur, was natürlich selbstverschuldet ist. Kevin Pollak als Gegenspieler ist immer eine gute Wahl, auch wenn ich mir mehr Screentime für den bekannten Mimen gewünscht hätte. Alles in Allem aber ein großer, kleiner Film.

Mit meinem Sichtungsexemplar, welches mir zur Besprechung vorlag, hatte ich leider ziemliches Pech, handelte es sich doch um eine Fehlpressung, die nach halber Laufzeit abbrach, weswegen ich auf einen hiesigen Streaminganbieter zurückgreifen musste (der Film brach ausgerechnet in oben erwähnter Suizidszene ab, was mich ganz wuschig machte). Leider konnte ich durch den fehlerhafen Rohling auch nicht auf das Bonusmaterial zurückgreifen, welches die 20 minütige Kurzfilmvariante von Teacher enthält, in der Curtis Edward Jackson bereits in der Rolle des Tim zu sehen war. Ansonsten sollen sich noch Deleted Scenes und Trailer auf der Scheibe befinden. Bild- und Tonqualität (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 5.1) sind jedenfalls ausgezeichnet und auch die Synchronisation ist hochwertig.

Trailer:

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