Wenn aus dem Hause Blumhouse Productions ein neuer Horrorfilm erscheint, werde ich hellhörig. Dutzende Genrefilme präsentierte uns das Studio in den letzten eineinhalb Jahrzehnten. Manche dieser Streifen entwickelten sich gar zum Kultfilm, während andere hinter den Erwartungen zurückblieben. Jetzt hat sich die BUSCH MEDIA GROUP einem dieser Filme angenommen. Der Slasher erinnert nicht von ungefähr an einen Kultstreifen aus den frühen 80ern, wartet aber, im Gegensatz zum Original, mit einem afroamerikanischen Cast auf. Welcher Film hier zitiert wurde und ob die Hautfarbe der Stars die einzige Innovation blieb oder ob man dem Stoff neue Impulse vermitteln konnte? Wir werden sehen…

Originaltitel: Thriller

Regie: Dallas Jackson

Darsteller: Jessica Allain, Luke Tennie, Jason Woods, Mykelti Williamson, RZA, Mitchell Edwards

Artikel von Christian Jürs

Chauncey Page (Zachariah Waller) ist bereits seit frühester Jugend ein Außenseiter. Der bei seiner Mutter, einer arbeitslosen Alkoholikerin, lebende 13 jährige ist eigentlich ein echter Nettmensch. Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Dallas Jackson, der hier sein Regiedebüt zelebrierte, zeigt uns Chauncey gleich zu Beginn von seiner besten Seite. Er kauft sich von seiner letzten Kohle einen Hot Dog, den er aber aus Mitleid gleich dem erstbesten Landstreicher in die Hände drückt. Ein echt dufter Typ, der erstmal an andere denkt. Man muss ihn einfach mögen.

Doch seine Mitschüler sehen das anders und spielen Chauncey einen üblen Streich. Die Kids, allesamt mit Totenschädelmaske auf der hohlen Birne, drängen den Jungen in ein verlassenes Haus, wo sie ihm an jeder Ecke auflauern und zu Tode ängstigen. Als Chauncey aus Panik eines der Kinder wegschubst, stürzt dieses über die Balustrade in den Tod. Die Kids sind sich einig: Chauncey hat das junge Mädchen, welches sich unter der Maske verbarg, getötet. Flugs ist die Polizei gerufen und Chauncey verhaftet. Noch auf dem Weg zum Einsatzwagen wird der Junge vom herbeigerufenen Detective Raymond Johnson (Mykelti Williamson) angeraunzt, dass er solche Typen wie ihn hassen würde und Chauncey bekommt, was er verdient. Unschuldsvermutung? Nicht im Universum von Dallas Jackson. Was folgt, ist der Vorspann und ein Sprung, vier Jahre in die Zukunft.

Bevor wir uns aber dem Hauptteil widmen, möchte ich erwähnen, dass mir der Beginn, bei dem ein Kind von anderen zu Tode geängstigt wird, seltsam bekannt vorkam. Tatsächlich gab es sowas schon 1980 im Kultstreifen Prom Night. Der gravierende Unterschied: Im Original wurde ein kleines Mädchen bei einem Prank so sehr verängstigt, dass sie beim Zurückweichen aus dem Fenster fiel und starb. Hier allerdings starb nicht das Opfer des Streiches, sondern einer der Täter. Warum die Kids nicht einfach der Polizei gesagt haben, dass die Kleine beim Spielen das Gleichgewicht verlor und über das Geländer fiel, bleibt ihr Geheimnis. Nein, sie müssen sich alle als Arschlöcher outen und einen unschuldigen Jungen ans Messer liefern. Die Sympathien für diese Figuren tendieren daher Richtung Null. Im Original laufen die Kids einfach nur panisch weg, nachdem sie sich schworen, ihr Geheimnis mit ins Grab zu nehmen.

In der Gegenwart angekommen, steht auch für die Kids aus Thriller – Blutbad an der Compton High die Prom Night ins Haus (und das Blutbad, verrät ja schon der Titel!). Dreimal dürft ihr raten, wer zeitgleich aus dem Jugendknast entlassen wurde. Korrekt: Chauncey Page (Luke Tennie). Doch der Knast hat den einst so freundlichen Jungen verändert. Mit dunklem Hoodie und aufgesetzter Kapuze, die die Sicht auf sein Gesicht verdeckt, streift er fortan bedeutungsschwanger durch die Straßen und trifft immer wieder auf seine „Freunde“ von damals. Die haben zunächst keine Angst vorm schwarzen Mann. Doch immer, wenn er kommt, dann laufen sie. Und so beginnt auch flugs das Sterben unter den Kids. Der Unheimliche mit der Kapuze holt sich einen nach dem anderen. Am Abend der Prom Night kommt es schließlich zur finalen Konfrontation…

Prom Night von 1980 war kein besonders guter Film. Punkten konnte der Streifen lediglich mit einer guten Eingangssequenz, dem immer wieder großartigen Leslie Nielsen und der Scream Queen Numero Uno Jamie Lee Curtis. Außerdem besaß er eine legendäre Tanzszene zu dem unvergessenen Ohrwurm „Prom Night, Prom Night, everything is allright…„. Das ist nicht viel, aber immer noch weitaus mehr, als man von Thriller – Blutbad an der Compton High erwarten sollte. Der hat lediglich einen abgehalfterten Rapper in der Rolle des Schuldirektors und den Typen, der einst Shrimps mit Forrest Gump verkaufen wollte, in der Rolle des Cops. Der restliche Cast besitzt das schauspielerische Talent eines Toastbrots. Meine persönlichen Favoriten? Pepi Sonuga als Schwester des verunglückten Mädchens, die fortan immer heimlich vor dem Spiegel mit der fremden Stimme der Toten spricht. Ist es gar nicht Chaunsey, der seine Feinde ausradiert, sondern die irre Tussi mit dem Norman Bates Syndrom? Noch geiler spielt aber Luke Tennie, der als erwachsener Chaunsey jeden Wettbewerb im böse dreinschaun gewinnen würde. Wenn man sein Gesicht, ungefähr in der Mitte des Films, erstmals zu Gesicht bekommt, guckt er aus der Wäsche wie ein Querdenker, den man zur Impfung zwingt. Der Mann bringt mit seinem Blick Blumen zum Trocknen und verwandelt Wein in Essig.

Spannend oder gar unheimlich wirds leider nicht. Zwar ist der Bodycount recht hoch, die Morde jedoch recht simpel getrickst und die Figuren sowieso so unsympathisch, dass es dem Zuschauer egal ist, wenn einer aus dem Cast fällt. Der Gipfel des Trashs ist übrigens erreicht, wenn Soundtrackkomponist RZA sich nicht entblödet, John Carpenters legendären Halloween-Themesong dilletantisch nachzuspielen. Klingt, als wenn Opa die Casio vom Dachboden geholt hat.

Die Bildqualität (2,35:1 / 1080p) und der Ton (Deutsch und Englisch in DTS-HD 5.1) der vorliegenden Sichtungs-Blu-ray sind gut. Die Synchro geht auch in Ordnung. Als Bonus gibt es eine Trailershow und ein Wendecover ohne Flatschen. Schade, dass der Film diese Qualität nicht auch bietet.

Trailer:

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