Was ist das beste Mittel gegen die drückende Hitze da draußen? Kalte Getränke? Den Kühlschrank öffnen? Eiswürfel in den Schritt legen? Nein! Lasst die Jalousien runter, schaltet die Glotze ein und schaut Euch einen Film aus dem verschneiten, kalten Norwegen an. NAMELESS MEDIA hätte da einen Vorschlag für Euch, sofern Gruselfilme Euer Ding sind. In Haunted Child begibt sich eine Frau auf, das Haus ihres verstorbenen Vaters, irgendwo im Nirgendwo aufzusuchen, um es zu veräußern. Doch in der Einöde geschehen merkwürdige Dinge, die Ihr – und dem Zuschauer – einen Schauer über den Rücken fahren lassen. Abkühlung garantiert.

Originaltitel: Hjemsøkt

Regie: Carl Christian Raabe

Darsteller: Synnøve Macody Lund, Ebba Steenstrup Såheim, Ken Vedsegaard

Artikel von Christian Jürs

Cathrine (Synnøve Macody Lund) lebt ein Leben in emotionalter Kälte. Der Sex mit ihrem Mann Marcus (Ken Vedsegaard), dem wir beiwohnen dürfen, findet auf der öffentlichen Toilette eines Luxusrestaurants statt und dient eher dem Druckabbau, denn der Erfüllung von Leidenschaft und Liebe. Auch die Nachricht vom Ableben ihres Vaters nimmt sie mit außergewöhnlicher Fassung auf, immerhin brach sie den Kontakt zu ihm vor langer Zeit ab. Das Landhaus, welches er Catherine hinterließ, liegt in der verschneiten Einöde des Landes. Dort feierte ihre Familie einst regelmäßig Weihnachten. Jetzt möchte sie es veräußern. Doch bevor Catherine sich auf den Weg macht, das alte Anwesen diesbezüglich zu inspizieren, vereinbart sie noch fix eine Abtreibung für das ungewollt wachsende Leben in ihrem Bauch. Marcus wird hierüber allerdings nicht informiert.

Im Haus aus ihrer Vergangenheit angekommen, scheinen düstere Geheimnisse verborgen zu sein. Neben den unheimlichen Geräuschen, die sie zu hören glaubt und dem seltsamen Verhalten der Einwohner ihr gegenüber, taucht auch noch ein kleines, neugieriges Mädchen namens Daisy (Ebba Steenstrup Såheim) immer wieder auf. Eine seltsame Nachbarin steht plötzlich in ihrer Wohnung und schildert ihr vom Verschwinden von Cathrines Tante, von der es seit Kindestagen keine Spur mehr gibt. Auch das Ableben der eigenen Mutter hat sie komplett aus dem Gedächtnis verdrängt. Erinnerungen, die nach und nach wieder erwachen, während sich die Bedrohung um sie herum langsam manifestiert. Eines Tages entdeckt Catherine bei der kleinen Daisy Spuren von Misshandlung in ihrem Gesicht. Doch die Wahrheit, die dahinter steckt, ist noch wesentlich unheimlicher als vermutet…

Kameramann Carl Christian Raabe betreute als Regisseur zwei Dokumentationen, ehe er sich an diesem Horrorstoff versuchte. Es gelang ihm gekonnt, die Kühle Norwegens in Bildern einzufangen und in ebenso unterkühlter Erzählweise zu verpacken. Das Aufdecken der Geheimnisse um Catherines Vergangenheit und der ihrer Familie, würde ich als recht interessant bezeichnen. Dass die Laufzeit mit rund 80 Minuten sehr kurz gehalten ist, verhindert aber leider trotzdem nicht die ein- oder andere Länge des mit ein paar wenigen Jumpscares unterlegten Streifens. Glücklicherweise weiss Synnøve Macody Lund, die man aus der Netflix Serie Ragnarök kennt, dies mit ihrem guten Schauspiel zu überspielen, insbesondere dann, wenn sie dann doch noch Emotionen entwickelt. Fast noch besser ist allerdings die kleine Ebba Steenstrup Såheim, die wunderbar geheimnisvoll in ihren Szenen agiert. Die Auflösung im letzten Akt weiss ebenso zu überzeugen. Hier nimmt der Film auch etwas Fahrt auf.

Uns lag zur Rezension die DVD-Version vor, die mit einer guten Bild- und Tonqualität (Deutsch und Norwegisch in Dolby Digital 5.1 aufwarten kann. Die Synchronisation ist ebenfalls gelungen. Deutsche Untertitel sind optional zuschaltbar. Als Bonus gibt es den Trailer und ein Wendecover ohne FSK-Logo.

Wer auf langsam erzählten, geheimnisvollen Grusel in kalten, gut eingefangenen Bildern steht, darf gerne zuschlagen. Nervenzerfetzende Horrorfilmatmosphäre sucht man allerdings vergebens.

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