Die toughe Mutter Bodil führt mit ihren drei erwachsenen Söhnen ein kriminelles Familienunternehmen und nimmt die 17-jährige Ida bei sich auf. Ida hat gerade ihre Mutter bei einem Autounfall verloren und wird vom Jugendamt bei ihrer Tante Brodil untergebracht. Animal Kingdom (2016/21) ick hör`dir trapsen. Auch dort verliert ein Neffe seine Mutter und wird bei Ellen Barkin und ihren Jungs untergebracht, nur ist hier alles eine Nummer größer als bei den Dänen. Das Regiedebüt von Jeanette Nordahl gibt sich skandinavisch reduziert, leistet sich dabei eine spannende Kamera und stolpert am Ende über inhaltliche Schwächen. KOCH FILMS brachte das dänische Kriminaldrama nun in den Handel.

Originaltitel: Kød & blod

Regie: Jeanette Nordahl

Darsteller: Sidse Babett Knudsen, Sandra Guldberg Kampp, Elliot Crosset Hove

Artikel von Kai Kinnert

Eine perfekte Familie, Mutter Bodil und ihre drei Söhne. Doch der erste Eindruck täuscht. Hinter der vermeintlichen Harmonie versteckt sich eine knallharte kriminelle Unternehmung: Im Auftrag Bodils treiben ihre drei erwachsenen Jungs Geld bei zahlungsunwilligen Schuldigern ein. Im Zweifelsfall auch mit Gewalt. Davon ahnt die 17-jährige Ida zunächst nichts, als das stille Mädchen nach dem Tod ihrer Mutter von Tante Bodil herzlich in der Familie aufgenommen wird. Doch Ida lernt schnell dazu. Sie bekommt einen Riesenkick, mit den großen Jungs loszuziehen, mit ihnen zu feiern, wenn die Arbeit erledigt ist. Doch dann endet ein Routinejob blutig.

Das Beste an dem Streifen ist die Kameraarbeit von David Gallego. Sparsam im Schnitt und mit langen Einstellungen, bleibt der Film über weite Strecken nur bei Ida, klebt an ihrer Person und lässt vieles am Bildrand geschehen. Kleine Fahrten und leichte Zooms erhöhen die Spannung gekonnt, nur selten wird das Bild geöffnet und so gehören gut 60 Prozent aller Einstellungen Ida. Denn sie ist unschuldig und an ihrem Gesicht erlebt der Zuschauer, wie sie…ja, was eigentlich…das Problem des Films beschreibt? Es ist Ida leider nicht anzusehen, wohin die Reise für sie geht, denn das Drehbuch hat Ida keinen Auftrag mitgegeben, sie ist weder ängstlich noch mutig, nicht passiv – aber auch nicht aktiv, Ida ist ohne Wut oder Getriebenheit, keine Rache, kein Vergeben, kein Retten oder Rächen. Ida ist einfach da – nur einmal reagiert sie schnell und verhindert so Schlimmeres.

Ida ist eine Metapher für ein Erleben, vielleicht auch für ein Erwachsen-werden, man weiß es nicht, denn der Film endet, ohne das Ida irgendetwas anderes gemacht hätte, als dem verkorksten Familienleben ihrer Tante beizuwohnen. Und wie konnte Ida überhaupt bei ihrer Tante unterkommen? Die Sippe ist vorbestraft, aber Jugendamt und Polizei scheinen kein Problem damit zu haben, dass eine Minderjährige bei der stadtbekannten Mafia unterkommt. Why not, vielleicht lernt sie ja noch was. Als sie dann Zeuge eines blutigen Unfalls durch Schusswaffengebrauch wird und sie sich an ihren Sachbearbeiter wendet, der sie aus der Familie holen soll, wird sogar noch die Polizei eingeschaltet. Die Cops wissen, dass Ida Zeuge des tödlichen Vorfalls gewesen ist…und sie darf zurück zu ihrer Tante gehen, die davon Kenntnis hat, das Ida gerade bei den Behörden ist? Ja natürlich, denn auch dies gehört zur richtungslosen Betrachtung der Ereignisse um Ida herum, die im Grunde nur konstruierter Natur und damit Selbstzweck sind.

Bis auf die spannende Kameraarbeit kommt eigentlich nichts so richtig beim Zuschauer an. Ida hat keine Mission, keine Wandlung, keine Reise und Sandra Guldberg Kampp spielt dabei alles mit einem einzigen Gesichtsausdruck. Bodil und ihre Jungs sind ein kriminell-familiäres Abziehbild ohne Sympathien und ohne sonderliche Funktion, auch hier wird nur der Selbstzweck bedient. Mag Wildland optisch auch ein gelungenes Experiment der konzentrierten Betrachtung sein, inhaltlich versemmelt der Streifen sein Potential und langweilt am Ende durch seine Ziellosigkeit. Es gibt deutlich bessere Streifen aus Skandinavien, hier verpasst man leider nichts.

Das Bild der uns vorliegenden Blu-ray ist gut, der Ton ebenso. Als Extras gibt es einen Trailer.

Zurück zur Startseite