Eine neue Woche, ein neuer Bruce-Willis-Stinker. Dieses Mal verschlägt es den glatzköpfigen Altstar auf eine abgelegene Insel, um in einer Low-Budget-Variante des Filmklassikers THE MOST DANGEROUS GAME (1932) die Beute für psychopathische Menschenjäger zu spielen. Wer jetzt denkt, dass man bei einer so sicheren Nummer eigentlich nicht viel falsch machen kann, hat seine Rechnung ohne Brucy Baby gemacht, der sich mal wieder sichtlich darum bemüht, Kampfwurst Steven Seagal in der Disziplin „lustlos filmische Rohrkrepierer abdrehen“ vom Siegertreppchen zu verweisen. Eurovideo hat APEX (2021) kürzlich im Heimkino veröffentlicht und warum ihr auch diese Willis-Gurke weiträumig umfahren solltet, erfahrt ihr in unserem Leidensbericht…äh, unserer Kritik.

Originaltitel: APEX

Drehbuch: Edward Drake, Corey Large

Regie: Edward Drake

Darsteller: Bruce Willis, Neal McDonough, Corey Large, Alexia Fast, Nels Lennarson, Megan Peta Hill…

Artikel von Christopher Feldmann

Die Menschenjagd zählt mit zu den am häufigsten verwendeten Konzepten im Bereich des Actionfilms, vermutlich gleich neben dem bewährten STIRB-LANGSAM-Rezept. Begründet wurde dies vom Schwarz-Weiß-Klassiker THE MOST DANGEROUS GAME (1932), seines Zeichens eine Verfilmung der gleichnamigen Kurzgeschichte aus dem Jahr 1924. Über die Jahrzehnte wurde der Stoff immer wieder ausgegraben und, in diversen Variationen, für das Kino aufgearbeitet. Bereits im Jahr 1945 entstand mit A GAME OF DEATH ein erstes Remake, erfolgreiche Nachahmer gab es mit Actionfilmen wie dem Schwarzenegger-Kracher RUNNING MAN (1987) und der fast schon vorlagengetreuen Adaption SURVIVING THE GAME (1994), unter anderem mit Rutger Hauer und Ice-T in den Hauptrollen. Aber auch der von John Woo inszenierte HARD TARGET (1993), mit Jean-Claude van Damme, verarbeitete die Prämisse. Weitere Verfilmungen aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen, ist die Liste doch ziemlich lang. Zuletzt gab es aber eine weitere Neuauflage, in der Liam Hemsworth und Christoph Waltz zu sehen sind. Aber wir wollen ja über Bruce Willis reden, dem ja bekanntlich jedes Mittel und jede abgenudelte Story recht ist, um seine ohnehin schon am Boden liegende Karriere noch weiter herunterzuwirtschaften. Auch APEX (2021), für den sich Edward Drake, der Regisseur der filmischen Vollkatastrophe COSMIC SIN (2021), verantwortlich zeichnet, führt diesen traurigen aber auch irgendwie bizarren, fast schon faszinierenden Trend fort. Könnte ich keine ironische Distanz zu dem ganzen Schlamassel wahren, würde ich als (ehemaliger) Willis-Fan glatt heulen.

Handlung:

In der Zukunft im Jahre 2199 veranstaltet die Firma „Apex“ auf einer abgelegenen Insel regelmäßig Menschenjagden für reiche Geschäftsleute, die scharf auf den ganz besonderen Kick sind. Weil aber vor allem der skrupellose Dr. Samuel Rainsford (Neal McDonough) von dem „Fallobst“, das den Jägern als Beute dient gelangweilt ist, wird der Truppe ein wirklich vielversprechender Gegner versprochen, nämlich der abgehalfterte Ex-Cop Thomas Malone (Bruce Willis). Als die Jagd beginnt, müssen die egomanischen und blutgierigen Häscher jedoch feststellen, dass sich der abgebrühte Malone nicht so einfach zu Freiwild erklären lässt.

Würde man von mir verlangen, den schlechtesten Direct-to-DVD-Heuler mit Bruce Willis herauszufiltern, wäre das gar nicht mal so einfach, denn scheiße sind eigentlich alle, positive Ausschläge sind selten, negative dafür um so häufiger. Auch APEX gibt sich wirklich die größte Mühe einen prominenten Platz in der „Hall of Shame“ zu ergattern, fährt der prominente Hauptdarsteller doch die geballte Ladung an Zuschauerverachtung auf, um auch den letzten treuen Fan (wenn es diesen noch irgendwo geben sollte) zu vergraulen. Aber solange es noch blindäugige, unwissende Käufer gibt und Produzenten mit dem Namen ihres Stars noch Geld in der DVD-Kaufhausschütte abgreifen können, wird sich die Abwärtsspirale weiter drehen, immerhin muss Bruce‘ Privatinsel ja auch regelmäßig aufgeschüttet werden.

Aber kommen wir mal zum Film, den uns Arbeitsverweigerer Willis diese Woche um die Ohren pfeffert. Ich habe ja wirklich ein Herz für B-Movies und ich kann mich auch an den plattesten Vertretern dieser Zunft erfreuen aber was dieser Streifen präsentiert ist schon eine schiere Dreistigkeit. Und das, obwohl die bekannte und unzählige Male wiedergekäute Prämisse von der blutigen Menschenjagd in der Wildnis eigentlich eine sichere Nummer darstellt, die man kostengünstig umsetzen kann. Ein ausgefeiltes Drehbuch wird nicht benötigt und das wusste sicher auch Regisseur und Co-Autor Edward Drake, der in dem Konzept wahrscheinlich eine Chance sah, schnell und preiswert ein Filmchen abzudrehen. Der Plot ist somit denkbar schlicht und kommt ohne große Exposition aus, damit man die Figuren möglichst rasch in die Fauna schicken kann, um mit großkalibrigen Waffen für ordentlich Action zu sorgen. Nicht so in APEX, denn wer hier deftige Baller-Action und ausgedehnte Mann-gegen-Mann-Kämpfe erwartet wird bitter enttäuscht, schließlich standen nur satte acht Drehtage zur Verfügung, entsprechend hemdsärmelig sieht das Ganze dann auch aus. Zumal wird hier heftig Etikettenschwindel betrieben, spielt sich die „Action“ lediglich zwischen den Jägern ab, die sich aus Habgier, Egoismus und sonstigem Macho-Quatsch gegenseitig umbringen. Dies geht dann meist mit unsäglich schlechten Dialogen einher, in denen so viel Quatsch abgesondert wird, dass man selbst als hartgesottener Allesgucker die Schamesröte nicht mehr verbergen kann.

Und was macht Bruce Willis? Ja, der ist zwar die lebende Beute und somit die nominelle Hauptfigur, das bedeutet aber nicht, dass der mittlerweile im C-Filmbereich angekommene Actionstar sich herablässt mehr zu tun als gelangweilt in die Gegend zu gucken und ein paar doofe Sätze aufzusagen. Obwohl Bruce Willis den ganzen Film über irgendwie präsent ist, kann mir niemand erzählen, dass er länger als einen Tag am Set verweilte. Dies versucht Edward Drake mehr schlecht als recht zu umschiffen, indem er ein paar Close-Ups und Reaktionen abfilmt, in denen Willis entweder im Dickicht kniet, hinter einem Baum eine Zigarre raucht, so tut als würde er die Jäger belauschen oder schnell ein paar Sätze von irgendwelchen Pappschildern abliest. Dieses Material wird dann großflächig im Film verteilt und mit den restlichen Aufnahmen verschnitten, um zu suggerieren, dass er eine Hauptrolle inne hat. Allerdings erkennt man recht schnell, dass Arbeitsverweigerer Willis, der hier selbst für seine Verhältnisse bocklos agiert, nie mit auch nur einem der anderen Darsteller am Set war. So ist er in keiner einzelnen Szene mit jemand anderem im Bild zu sehen, die zwei Dialogszenen, die vorhanden sind, bestehen aus plumpem Schuss/Gegenschuss und wenn er tatsächlich mal mehr macht als sitzen oder stehen, sieht man ihn lediglich von hinten, denn in diesen Aufnahmen übernimmt das Body-Double, das mittlerweile seinen eigenen IMDb-Credit bekommt. So kommt es, dass „Thomas Malone“ eigentlich NICHTS zu tun hat und nur durch die Büsche schlendert, während der Rest sich ohne ihn abspielt. Das ist besonders hanebüchen, da der Film sich noch zu Beginn darum bemüht, die Figur als abgebrühten Motherfucker zu etablieren, inklusive Verweise auf STIRB LANGSAM (1988) oder UNBREAKABLE (2000). Dass dieser dann eigentlich völlig unbeteiligt an so ziemlich jedem Vorkommnis ist, macht schon fassungslos aber Zeit ist eben Geld, besonders wenn man Bruce Willis heißt und wie Prostituierte pro Stunde abrechnet.

Der Rest der Besetzung besteht aus üblichen Verdächtigen wie Corey Large oder Lochlyn Munro, die in so ziemlich jedem Grabbeltisch-Stinker am Start sind. Lediglich Bösewichts-Veteran Neal McDonough macht eine gute Figur, hat allerdings kein gutes Material um zu glänzen. Da läuft ihm fast Nels Lennarson den Rang ab, der als völlig überdrehter Psychopath die memorabelste Performance abliefert. Immerhin verzichtet der Film zu großen Teilen auf Augenkrebs verursachendes CGI, denn bis auf ein paar wirkliche schlechte Greenscreen-Aufnahmen zum Ende hin spielt der ganze Film vor einfacher Kulisse, geschossen wird wenig und zwei Explosionen sind zumindest handgemacht. Ganz so übel wie COSMIC SIN ist APEX in dieser Hinsicht dann nicht, der Rest ist aber mindestens genauso erbärmlich langweilig und hemdsärmelig abgedreht. Natürlich kann man jetzt damit argumentieren, dass das Budget sowieso knapp war aber dann sollte Drake eben keine Filme mit Sci-Fi-Elementen drehen und einen Großteil des Budgets nicht in Willis investieren, vielleicht wäre dann auch ein besseres Produkt drin.

Die Blu-ray von Eurovideo bietet gute Bild- und Tonqualität. Bis auf ein Wendecover gibt es keine Extras.

Fazit:

Bruce Willis suhlt sich weiter in den Untiefen des DTV-Sumpfs und liefert mit APEX (2021) einen neuen Rohrkrepierer ab, der selbst für seine Verhältnisse schon ziemlich harter Tobak ist. Wer bis zu diesem Machwerk noch nicht kapituliert hat, wird es sicher danach tun, alle anderen sind vermutlich härter als Willis‘ Gehaltsverhandlungen. Wir lesen uns, vermutlich schon nächste Woche!

Christophers Filmtagebuch bei Letterboxd – Your Life in Film

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