Das lustige Foltern geht weiter. Diesmal macht sich ein Jigsaw-Copycat-Killer auf, unbelehrbare Sünder auf den Prüfstand zu stellen. Diese findet er nicht etwa in den Reihen der Kardinäle und Bischöfe der katholischen Kirche (wobei er dort mit Sicherheit fündig werden würde), sondern bei der hiesigen Polizei. Dort fallen, nach und nach, korrupte Cops den perfiden Fallen zum Opfer. Kann der harte, ehrbare Cop Chris Rock, den kranken Killer stoppen? Und ist ihm sein Filmvater Samuel L. Jackson dabei behilflich oder hat dieser selbst Dreck am stecken? Dies könnt Ihr nun in der ungekürzten Heimkinoveröffentlichung von STUDIOCANAL herausfinden.

Originaltitel: Spiral: From the Book of Saw

Regie: Darren Lynn Bousman

Darsteller: Chris Rock, Samuel L. Jackson, Max Minghella, Marisol Nichols

Artikel von Christian Jürs

Detective Marv Boswick (Dan Petronijevic) entdeckt in einer Parade am vierten Juli einen Taschendieb, den er bis in die Kanalisation hinein verfolgt. Ohne Verstärkung ist dies allerdings keine gute Idee, denn plötzlich taucht eine Gestalt mit Schweinemaske hinter dem Cop auf und betäubt ihn. Als er wieder zu sich kommt, hängt Boswick, an seiner Zunge aufgehängt, an einer Apparatur mitten im U-Bahntunnel. Es folgt die obligatorische Videobotschaft des neuen Jigsaw-Killers, der ihn zu einem Spiel auffordert. Entweder reißt Marv sich die Zunge heraus, mit der er vor Gericht angeblich mehrfach gelogen hat oder die herrannahende Bahn beendet sein Dasein. Panisch versucht der Polizist sich zu befreien, scheitert jedoch und wird vom Zug zerfetzt. Platsch!

Die Ermittlungen in diesem Fall übernimmt Detective Ezekiel „Zeke“ Banks (Chris Rock), der ist, seit er gegen ein paar korrupte, mordende Polizisten ausgesagt hat, beim Großteil seiner Kollegen in Ungnade gefallen ist. Seine anstehende Scheidung und ein missglückter Undercovereinsatz nagen zusätzlich an dem ehrlichen Cop. Immerhin steht sein neuer Partner Detective William Schenk (Max Minghella) voll hinter ihm, da der junge Polizist frisch im Department angefangen hat und somit keine dunkle Vergangenheit vorzuweisen hat. Nach und nach fallen immer mehr Polizisten aus dem Review dem Killer mit seinen Fallen zum Opfer. Dann verschwindet auch noch Zekes Vater, Marcus Banks (Samuel L. Jackson), ein Polizist im Ruhestand, spurlos. Hat er vielleicht etwas mit den tödlichen Fallen zu tun oder ist er gar selbst Opfer des Jigsaw-Nachahmers geworden?

Egal wie man zum Saw-Franchise steht, es hat dem Horrorgenre einen riesigen Gefallen getan, indem durch die immer härter werdenden Filme, Gewalt im Mainstreamkino salonfähig gemacht wurde. Was als harter, kleiner Thriller begann, mauserte sich spätestens mit Saw 3 zu einer Schlachtplatte, nah an der Kotzgrenze. Tatsächlich ist es keiner der Fortsetzungen gelungen, dieses Sequel, welches als Abschluss der John Kramer-Trilogie gedacht war, an Gewalt und Fallenvielfalt zu übertrumpfen. Mit dem 2017´er Nachklapp Jigsaw versuchte man sogar, den Fokus wieder mehr auf den Thrill und weniger auf die Gewalt zu setzen. Überzeugen konnte der Film allerdings nicht.

2019 wurde dann ein weiteres Sequel von der Produktionsfirma Lionsgate angekündigt, basierend auf einer Idee von Hauptdarsteller Chris Rock. Als Regisseur konnte man Darren Lynn Bousman gewinnen, der bereits die Teile 2 bis 4 inszenierte. Und auch wenn dieser Film mit der U-Bahn- und der Fingerabreiß-Falle zwei wirklich harte Momente zu bieten hat, wollte man sich auch hier wieder mehr den Charakteren und der Spannung, denn den Gewaltszenen widmen.

Die Rechnung ging allerdings nicht auf und der Film spielte weltweit nur magere 40 Mio Dollar ein. Doch woran lag das? Nun, zum Einen natürlich an Corona. Dann fehlt auch noch Ur-Jigsaw Tobin Bell, was aber das kleinere Übel ist, denn dessen Figur starb ja bereits im dritten Teil. Doch anstelle eines charismatischen Bösewichts begibt man sich hier, in bester Krimimanier, auf die Suche nach dem unbekannten Killer (wie einst im ersten Teil). Dessen Identität errät der halbwegs erfahrene Filmfan jedoch recht schnell, da dieses Geheimnis nur halbherzig verborgen wird. Gorehounds, die sich auf ein weiteres Massaker gefreut haben, werden also ebenso enttäuscht werden wie auch Rätselfans. Hinzu kommt, dass Chris Rock mit der Rolle des coolen Cops heillos überfordert wirkt. Sein bemüht stechender Blick wirkt eher, als leide der Mann an Verstopfung. Die deutsche Synchro macht es nicht besser mit einem bemüht um Coolness ringenden Oliver Rohrbeck, der klingt, als habe er einen Frosch im Hals stecken. Die gewollt coolen „muthafucka“-Dialoge wirken zudem ebenso deplaziert wie das tarantinoeske Gesabbel über Forrest Gump.

Mein größtes Problem mit Saw: Spiral ist, dass man gefühlt das immer gleiche Drehbuch verfilmt hat. Jedesmal sind es die potentiellen Sünder, die auf den Prüfstand gezerrt werden und natürlich hat der Killer alles sorgfältig geplant und für jeden Mord eine Apparatur gebaut, die aufwändiger nicht sein könnte. Natürlich weiss er über jedes seiner Opfer bestens bescheid (woher eigentlich) und natürlich handelt jeder Cop wie ein kompletter Vollidiot und wartet niemals auf Verstärkung im entscheidenden Moment. Sollte Polizist nicht ein Ausbildungsberuf sein?

Ja, selbst das Ende ist in gefühlt jedem Saw-Film dasselbe, so auch hier. Immerhin ertönt dort die ikonische Musik des Originals. Ach ja, wer auf Samuel L. Jackson hofft, dem sei gesagt, dass es sich hier um einen größeren Cameo handelt, mit dem der Star sich wohl die Rente aufbessern wollte.

Mir lag zur Rezension die Blu-ray vor und die punktet mit einer tollen Bild- (2,40:1 / 1080p) und Tonqualität (Deutsch und Englisch in Dolby Atmos/TrueHD 7.1). Als Bonus gibt es zwei Audiokommentare, diverse, kleine Featurettes und Trailer.

Saw: Spiral ist insgesamt kein Totalausfall, zeigt jedoch deutlich, dass das Franchise seine besten Tage bereits hinter sich hat. Die Kinoära von Jigsaw scheint allerdings endgültig vorbei zu sein.

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