„Tra, la, la, la, la, la, la, la, la, Happy Birthday, Sweet Sixteen!“, sang einst Neil Sedaka und tatsächlich ist das sechzehnte Lebensjahr ein ziemlich einschneidendes, stellt es doch die erste wichtige Stufe zum Erwachsenwerden dar. In den 1980er Jahren war man damit vermutlich reif genug, um als Kanonenfutter für x-beliebige Slasher-Killer herzuhalten. Ob der Schlitzerstreifen SWEET SIXTEEN – BLUTIGES INFERNO (1983), den DigiDreams Studios im Rahmen der „Classic Cult Collection“ veröffentlichten, seinem doch sehr vielversprechenden Titel gerecht wird, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Sweet Sixteen

Drehbuch: Erwin Goldman

Regie: Jim Sotos

Darsteller: Aleisa Shirley, Bo Hopkins, Patrick Macnee, Don Stroud, Dana Kimmell, Susan Strasberg, Don Shanks…

Artikel von Christopher Feldmann

Der Slasher hatte in den 1980er Jahren seinen Höhepunkt. Filme wie John Carpenters Blaupause HALLOWEEN – DIE NACHT DES GRAUENS (1978) und der eigentlich nur als Knock-Off angelegte Nachzügler FREITAG DER 13. (1980) sorgten nicht nur für schreiende Zuschauer, sondern auch für prall gefüllte Kinokassen, denn den Horrorfans dürstete es nach Mord und Totschlag auf der Leinwand. Somit eröffnete sich für Produzenten ein wahres El Dorado, denn die meist mit unbekannten Jungschauspielern besetzten Streifen, in denen vorzugsweise kreative Kills und nackte Haut das Geschehen dominierten, waren kostengünstig in der Produktion und somit entsprechend ertragreich. 1983, quasi auf dem Zenit dieses Sub-Genres, erschien Jim SotosSWEET SIXTEEN – BLUTIGES INFERNO, der seiner Zeit in Deutschland direkt indiziert wurde und in den letzten Jahren nur ungeprüft als DVD-Auflage zu bekommen war. Dank DigiDreams Studios kann Streifen nun in HD genossen werden und bekam bei einer Neuprüfung sogar eine Freigabe ab 12 Jahren. Ja, richtig gelesen. Zwar wäre der Streifen auch ein lockerer 16er-Kandidat (die FSK hatte wohl einen sehr guten Tag), allerdings muss man auch zugeben, dass BLUTIGES INFERNO auch etwas geflunkert wird, denn wirklich blutig wird es in dem eher als Whodunit-Krimi zu bezeichnenden Werk nicht.

Handlung:

Melissa Morgan (Aleisa Shirley) ist ein Großstadtmädchen und sie ist es leid, ihren sechzehnten Geburtstag in einem kleinen, texanischen Dorf zu verbringen, während ihr Vater (Patrick Macnee), welcher Archäologe ist, Ausgrabungen leitet an den nahe gelegenen indianischen Grabstätten. Die eifersüchtigen Mädchen aus dem Dorf haben sie aus ihren Tätigkeiten ausgeschlossen. Der junge, hübsche Indianer verschmäht ihre Gesellschaft. So bleibt Melissa zurück mit einer einzigen Entschädigung – alle jungen Männer zu nehmen, die es lieben würden, sich ihr anzuschließen, um etwas Sommerspaß zu haben. Es gibt nur ein Problem: alle Jungs, mit denen Melissa sich trifft, scheinen tot zu enden…

BLUTIGES INFERNO ist ein eher ungewöhnlicherer Vertreter des Genres und das, obwohl eigentlich alle Trademarks der Slasherkunst vertreten sind. So tummeln sich auch hier die, sich nach Spaß sehnenden, Teenager und mysteriöse Nebenfiguren, es gibt etwas nackte Haut und ein Mörder treibt auch noch sein Unwesen, was natürlich unweigerlich im Kontext zur attraktiven Leading-Lady seht. Und trotzdem fokussiert sich der Film gar nicht so sehr auf seine Exploitation-Wurzeln, sondern bemüht sich regelrecht auch ein paar Grautöne zu spielen. So steht nicht nur Melissas Konflikt mit ihrer neuen Umgebung, neuen Menschen und der eigenen Sehnsucht nach Akzeptanz und Freundschaft im Vordergrund, sondern auch der gesellschaftliche Umgang mit Indianern…wobei man heutzutage wohl eher amerikanische Ureinwohner als Bezeichnung wählen würde.

Tatsächlich handelt es sich hier um einen klassischen Krimi mit Slasher-Elementen, bei dem natürlich die Mystery, also die Aufklärung der Morde und die Ergreifung des Täters im Vordergrund steht. Dies wird auf einem nicht sonderlich spektakulären aber effektiven Level dargeboten, was durch die Ureinwohner-Thematik auch noch einen leicht mystischen Touch bekommt. Auch das Einweben des Themas Rassismus tut dem Film sichtlich gut, so dass man das Gefühl hat, hier nicht nur ein plumpes Schlachtfest mit nackten Teenagern zu sehen. So gibt es auch hier die obligatorischen Verdächtigungen, während Protagonistin Melissa sich den Jungs in ihrem Umfeld anbietet, um Anschluss und Akzeptanz zu erfahren. Somit spielt auch etwas Drama mit hinein.

Bei all diesen kleinen Lobhudeleien sollte man aber nicht vergessen, dass es sich bei BLUTIGES INFERNO aber immer noch um einen klassischen B-Film handelt, der bereits gesehenes in leicht variierter Form wiederkäut, ohne aber große Highlights aufzufahren. Regisseur Jim Sotos inszeniert den Film auf qualitativ solidem Niveau, reißt dabei aber auch keine Bäume aus, besonders wenn es um den Slasher-Anteil geht, denn trotz des reißerischen deutschen Titels ist SWEET SIXTEEN erstaunlich handzahm. Die Kills sind sehr kurz und aus der POV-Perspektive gefilmt und sparen sich die Details. So bietet diese Szenen für Gorehounds eigentlich kein geeignetes Futter und sind auch eher langweilig in Szene gesetzt. Dies kann auch der jetzt auch nicht übertrieben spannende Krimi-Plot wett machen, der aber immerhin einen netten Twist und eine ungewöhnliche Auflösung bietet, die durchaus zu überraschen weiß. Immerhin in Sachen Locations kann der Film mit seiner Wüstenlandschaft, der Kleinstadtatmosphäre und den indianischen Grabstätten ein paar Akzente setzen.

Schauspielerisch geht das Ganze ebenso in Ordnung. Hauptdarstellerin Aleisa Shirley, die leider keine sonderlich ergiebige Karriere hatte, macht einen soliden Job und bietet auch etwas fürs Auge. Trotzdem ist es etwas weird, da Shirley, die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten zwanzig Jahre alt war, eine 15-jährige spielt und der Film sie auch gerne mal nackt beim Duschen in Szene setzt. In den Nebenrollen lassen sich allerdings ein paar wohlbekannte Gesichter erspähen, denn neben Bo Hopkins, der hier den Sherriff mimt, sticht vor allem Patrick Macnee, bekannt aus der Kult-Serie MIT SCHIRM, CHARME UND MELONE (1961-1969), als Melissas strenger Vater heraus. In weiteren Rollen sind darüher hinaus noch Dana Kimmell, die ein Jahr zuvor noch über Jason Voorhees in UND WIEDER IST FREITAG DER 13. (1982) triumphieren durfte, und Stuntman Don Shanks zu sehen, der für HALLOWEEN 5 – DIE RACHE DES MICHAEL MYERS (1989) in die Rolle des Michael Myers schlüpfen sollte.

Die Blu-ray-Auflage aus der „Classic Cult Collection“ präsentiert den Film in der Langfassung, die rund 30 Sekunden mehr Material bietet. Bild- und Tonqualität sind sehr gut, neben Artwork-Galerie, Bildergalerie und Trailer gibt es auch ein Wendecover ohne FSK-Flatschen. In dieser Hinsicht hat man sich entschieden, das 16er-Siegel abzudrucken.

Fazit:

BLUTIGES INFERNO – SWEET SIXTEEN (1983) ist, trotz Titel, kein Exploitationfest, sondern ein eher gemächlicher, wenig spektakulärer Krimi mit Slasherelementen. Fans des Genres können durchaus einen Blick wagen, sollten aber ihre Erwartungen nicht allzu hoch ansetzen.

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