Und wieder dürfen sich die Fans koreanischer Thriller freuen! Das Kino aus Seoul ist meist straff inszeniert und reich an Wendungen, tough in der Action und oftmals gut besetzt. So auch hier. Hauptdarsteller Lee Sung-min (Das Attentat – The Man Standing Next) zeigt Format und ist ein Ass im Ärmel dieses Films, einem Suspense-Thriller, der, mit einem Klacks Sozialkritik, entfernt an Das Fenster zum Hof (1954) erinnert. Sang-hoo steht eines Nachts am Fenster seiner neuen Wohnung und wird Zeuge eines Mordes im Hof der Wohnanlage. Der Mörder bemerkt seinen Beobachter und der Alptraum für Sang-hoo beginnt. BUSCH MEDIA GROUP brachte den Thriller nun frisch im Heimkino auf den Markt.

Regie: Cho Kyu-jang

Darsteller: Lee Sung-min, Kim Sang-ho, Jin Kyung, Kim Ja-yeong, Son Jong-hak, Kwak Si-yang

Artikel von Kai Kinnert

Kurz nach dem Einzug in die neue Eigentumswohnung wird Familienvater Sang-hoon nachts Zeuge eines bestialischen Mordes: Ein skrupelloser Killer erschlägt eine junge Frau mit einem Hammer – direkt unter dem Fenster der neuen Wohnung! Sang-hoon ist starr vor Angst, denn der Täter hat ihn ebenfalls gesehen. Als die Polizei die Ermittlungen aufnimmt, stößt sie auf wenig Kooperation, denn in dem anonymen Wohnblock will niemand Ärger riskieren. Auch Sang-hoon sieht sich in einem bedrohlichen Dilemma: Um seine Familie vor der Rache des Killers zu beschützen, will er verschweigen, was er gesehen hat. Diese Entscheidung hat allerdings bittere Konsequenzen, denn die Mordserie geht weiter und der mysteriöse Täter kommt Sang-hoon immer näher.

In einer anonymen Hochhaussiedlung am Rande der Stadt geht ein Serienmörder um. Er kann sich sicher sein, dass niemand auf die Schreie seiner Opfer reagieren wird – der Ruf um Hilfe verhallt, wie überall auf der Welt, meist im Nichts. Angst, Bequemlichkeit und Ignoranz lassen einen wegsehen. Aber auch der Polizei wird nicht geholfen, selbst der Ehemann einer Ermordeten wird bei der Suche nach Zeugen ignoriert. Man will einfach in Ruhe gelassen werden und die Anwesenheit von Polizei und Opfern bringt die Siedlung in Verruf. Der Wert der Eigentumswohnungen könnte sinken.

Auch Sang-hoon ergeht es nicht anders. Er ist gerade mit seiner Familie in die neue Wohnung gezogen und wird sogleich Zeuge eines Mordes. Fortan beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem Mörder und Sang-hoon, der, getrieben vor Angst um seine Familie, keine große Hilfe für die Polizei werden wird. Es geschieht ein weiterer Mord in der Siedlung und Sang-hoon wird erneut Zeuge. Getrieben von Angst schweigt Sang-hoon gegenüber der Polizei und hofft so, dass der Killer seine Familie in Ruhe lässt. Doch es wird nichts nützen, die Sache nimmt ihren Lauf, der Konfrontation wird Sang-hoon nicht entkommen können. Die Bedrohung ist groß, denn Sang-hoon weiß nicht genau, wer der Mörder ist. Er kennt sein Gesicht nicht, nur das der Täter eine Basecap trägt – und die trägt nun wirklich fast jeder in der Stadt. 

The Witness betrachtet das Geschehen übersichtlich und fokussiert, hier weht ein Hauch von Hitchcock durch das Drehbuch. Der Erzählfluss wird durch keine schnörkelhafte Tiefe der Figuren gehemmt, alles ist klar und bedarf keiner weiteren Erklärung. Der Mörder tötet aus Mordlust, seine Motivation beschränkt sich auf einen Satz, einer kurzen, erfrischend banalen Erklärung, die ganz nebenher am Ende des Films zu hören ist. Mit dem Killer ist also nicht zu verhandeln, er macht die Nummer aus Prinzip und zwingt Sang-hoon so in die Ecke, der aufgrund seines Schweigens selber Schuld an seinem Problem ist.

Lee Sung-min spielt seine Rolle als Sang-hoon großartig und glaubwürdig, er ist der richtige Typ für die Nummer aus Angst, Zerrissenheit und Mut. Aber auch Ermittler Jae-yeop ist fantastisch besetzt worden. Kim Sang-ho ist mit seinem fransigen Haarkranz ein echter Typ und ein guter Schauspieler obendrein. Er durchbricht das Klischee seiner Polizisten-Rolle mit fein-detailliertem Schauspiel und war dafür zurecht bei den Seoul Awards als Bester Nebendarsteller nominiert worden.

Schauspielerisch weiß The Witness auf ganzer Linie zu überzeugen, das koreanische Kino ist ein Quell des Talents – doch wie sieht es mit dem Thrill´ aus, der Action, der Spannung?

Hier gibt sich der Film solide, nicht zu hart, aber dennoch  spannend. Der Killer ist mit dem Hammer unterwegs und es spritzt auch Blut. Insgesamt ist The Witness sicher keine Filmkunst im größeren Sinne, aber die Spannungsmomente sitzen fest im Sattel und die Action wurde gut inszeniert, dazu gesellt sich ein Drehbuch ohne Dämlichkeiten und eine famose Besetzung. Was will man also mehr. Wer Thriller aus Korea mag, darf hier getrost einen Blick wagen.

Das Bild der mir vorliegenden Blu-ray ist sauber, satt und klar, der Ton ist gut. Ein Wendecover ohne FSK-Logo ist wie immer vorhanden.

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