Endlich gibt es einen Anlass, den Verdienten Wein des Volkes aus dem Keller zu holen und das Glas auf den bekannten Rockmusiker Nick Rivers zu erheben, der einst eine geplante Offensive Ostdeutschlands auf den Westen verhinderte. Klingt albern? Aber natürlich, es handelt sich ja auch um eine Spoof-Komödie der „Nackte Kanone„-Macher Zucker / Abrahams / Zucker. Der filmische Einstand des späteren Hollywoodstars Val Kilmer wurde nun endlich von PARAMOUNT HOME ENTERTAINMENT GERMANY auf Blauling veröffentlicht. Lief damals nicht im Kino der DDR – aus gutem Grund.

Regie: Jim Abrahams, David Zucker & Jerry Zucker

Darsteller: Val Kilmer, Lucy Gutteridge, Christopher Villiers, Omar Sharif, Michael Gough, Peter Cushing

Artikel von Christian Jürs

Spoof-Komödien sind flacher, blöder und dreckiger als handelsübliche Comedystreifen und machen sich über alles und jeden lustig. Heute gibt es kaum noch gelungene Vertreter dieses Genres. Filme wie Die Pute von Panem oder die grässliche Pro Sieben Funny Movie-Reihe zeugen davon, wie schlecht solche Komödien sein können. Derzeit scheitert gerade ein deutscher Versuch, dem Genre neues Leben einzuhauchen, mit der schwachen Komödie Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt. In den Achtzigern sah die Welt aber noch anders aus. Damals haben die Brüder David und Jerry Zucker, zusammen mit ihrem Bekannten Jim Abrahams dieses Genre revolutioniert und mit Die unglaubliche Reise im verrückten Flugzeug und Die nackte Kanone echte Filmklassiker erschaffen.

Zwischen diesen beiden Highlights entstand ein weiterer Film, der weniger hohe Wellen schlug und heute weitestgehend in Vergessenheit geriet. Vorhang auf für Top Secret!:

Nick Rivers (Val Kilmer) ist ein gefeierter Rock´n´Roll Star aus den USA. Seine Hits, die für uns verdächtig nach den Beach Boys, Buddy Holly oder auch Elvis klingen, lassen Millionen von Mädchenherzen schmelzen. Nun bekommt er die einmalige Gelegenheit, als erster Rockmusiker in der DDR bei einem internationalen Kulturfestival aufzutreten. Doch mit seiner locker-lässigen Art gerät er bereits an der Grenze zu Ost-Berlin mit den störrisch auftretenden Grenzbeamten, die auch nicht davor zurückschrecken, Hundekuchenschmuggler an Ort und Stelle zu erschießen, aneinander. Nicht das letzte Fettnäpchen, in welches er treten wird.

Brisant wird es, als er beim abendlichen Empfang der prominenten Gäste auf Waltraut (Lucy Gutteridge) trifft, die sich auf der Flucht vor der Justiz befindet. Ihr Vater, Dr. Paul Flammond (Michael Gough), befindet sich bereits in Gefangenschaft, damit er für die DDR einen Magneten entwickelt, der Kriegsschiffe aus jeglicher Entfernung anziehen kann. Ein wirklich teuflischer Plan, der in Kürze in Kraft treten soll und zu dessen Ablenkung das Kulturfestival stattfindet.

Nick wird in ein gefährliches Abenteuer geschleudert, bei dem er unter Mordverdacht gerät, eingebuchtet und beinahe hingerichtet wird und sich nach gelungener Flucht einer Widerstandsbewegung anschließt, die die Pläne der DDR-Obrigkeit durchkreuzen will. Ganz nebenbei erobert er noch Waltrauts Herz. Doch die steht zwischen den Stühlen, da ihre alte Jugendliebe Nigel (Christopher Villiers) überraschend als Kopf der Widerstandskämpfer aufgetaucht ist. Für wen wird sie sich entscheiden, werden die Eroberungspläne durchkreuzt, hält die Rockmusik in der DDR Einzug und was verbirgt sich hinter der staatlichen Presse?

In puncto Gagdichte braucht sich Top Secret! nicht vor den anderen Werken aus der ZAZ-Fabrik verstecken. Alle paar Sekunden gibt es was zu lachen, wobei die meisten Lacher auch heute noch ins Schwarze treffen. Allerdings – das muss man zugeben – hatten die Macher keinerlei Ahnung von der DDR. Aus Sicht der Amis scheint es, als sei die russisch besetzte Zone eher mit Nazideutschland zu vergleichen, inklusive Hitler-Wanduhren und SS-Wachen. Das ist natürlich Humbug und könnte dem ein- oder anderen sauer aufstoßen, ebenso wie die für so manchen Zuschauer rassistisch anmutenden Gags. Doch sollte man hier die Kirche im Zaun lassen, immerhin handelt es sich hier um einen Film, der zu keiner Sekunde ernst genommen werden möchte und ein Kind seiner Zeit ist. Ganz zu Anfang bekommen auch die Amis ihr Fett weg, wenn sie schwerbewaffnet surfen gehen und dabei jegliche Sicherheitsvorschriften außer acht lassen.

Wer einmal wieder herzlich aus voller Inbrunst lachen möchte, der sollte sich Top Secret! nicht entgehen lassen. Erstaunlich, wie sich Doktor Schiwago-Darsteller Omar Sharif hier als westlicher Agent durch den Kakao ziehen lässt (er bekommt wirklich in jeder seiner Szenen so richtig auf die Zwölf). Absolutes Highlight ist aber der kurze Auftritt von Horror-Legende Peter Cushing in einer Szene, die rückwärts abgespielt wird. Einfach herrlich. Val Kilmer gab hier seinen Einstand und sang auch noch alle Songs selbst ein. Im Jahr darauf folgte dann mit Top Gun der große Durchbruch, in dessen Sequel er, trotz seines schlechten Gesundheitszustands, einen ehrenvollen Kurzauftritt erhielt. Die deutsche Synchronfassung nimmt sich allerlei Freiheiten und münzt einige Gags auf ein deutsches Publikum um. So heißt Waltraut (bedeutet soviel, wie die, die sich auch in den Wald traut) im Original Hillary. Insgesamt eine rundum gelungene Eindeutschung – kein Wunder, übernahm doch Synchronmeister Arne Elshotz hier das Ruder. Lediglich die Nationalhymne der DDR wurde etwas unglücklich ausgetauscht. Während das Lied im Original („Heil, Heil, Ostdeutschland„) bitterböse daherkommt (auch in der dt. Version dank festeingestanzter, englischer Untertitel mitzubekommen), hören wir hierzulande das überhaupt nicht synchronwirkende Lied „Prinz Eugen, der edle Ritter„. Ansonsten ist die deutsche Fassung aber ziemlich genial.

Die Blu-ray besticht durch eine gute Bildqualität (1,85:1 / 1080p), die nicht glattgebügelt wurde und mit etwas Filmkorn daherkommt. Der Ton ist ordentlich (Deutsch / Spanisch / Französisch in Dolby Digital 2.0 Mono und Englisch in DTS-HD Audio Master 5.1). Im Bonusbereich gibt es einen Audiokommentar, vier entfernte Szenen, die wirklich witzig sind, den Trailer und die Peter Cushing Szene rückwärts (also eigentlich vorwärts) abgespielt.

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