Sam Peckinpah schrieb einst das Originaldrehbuch zu diesem Revolutionswestern und wurde dann gefeuert. Irgendwie hatten die Hauptdarsteller eine andere Vorstellung von dem Film und wollten sich wohl nicht auf Peckinpahs Version einlassen, die Pancho Villa als kriegsgeil und mindestens genauso brutal wirken ließ, wie die Regierung, die sie stürzen wollten. Angeblich wurde dann Sergio Leone der Regiestuhl angeboten. Der Film sollte in Spanien an den bekannten Italo-Western-Drehorten produziert werden – aber Leone lehnte wegen Yul Brynner ab. Also landete das Produkt bei Buzz Kulik, einem soliden Erfüllungsgehilfen Hollywoods, der den Autoren Robert Towne dazu rief und das Script von der männlichen Zähigkeit eines Peckinpahs befreite. Entstanden ist so ein gänzlich anderer Western, der zwischen groß angelegter Action und lakonischem Spaß hin und her schwankt. Der Geist Peckinpahs ist dennoch nicht aus der Inszenierung verschwunden, denn es gibt einige dreckig-trockene Erschießungen durch Charles Bronson, der die Nummer fast in einen Italo-Western umkehrt. CAPELIGHT PICTURES brachten den überraschend solide inszenierten Western nun in einem schönen Mediabook heraus.

Alternativtitel: Rio Morte

Originaltitel: Villa Rides

Regie: Buzz Kulik

Darsteller: Yul Brynner, Robert Mitchum, Charles Bronson, Maria Grazia Buccella, Herbert Lom, Jill Ireland, Alexander Knox, Frank Wolff, Diana Lorys

Artikel von Kai Kinnert

Der Freiheitskämpfer Pancho Villa (Yul Brynner), seine rechte Hand Fierro (Charles Bronson) und seine Bande von Rebellen unterstützen die Truppen des Präsidenten Francisco Madero (Alexander Knox). Gemeinsam träumen sie von einem freien Mexiko. Doch Gefahr droht aus den eigenen Reihen, denn auch General Victoriano Huerta (Herbert Lom) hat es auf die Führung und Maderos Kopf abgesehen. Unerwarteten Beistand findet Villa in dem inhaftierten US-amerikanischen Piloten Lee Arnold (Robert Mitchum), der die mexikanische Regierung im Kampf gegen die Aufständischen mit Erkundungsflügen verstärkt hat. Während seiner Gefangenschaft beginnt Arnold jedoch, Verständnis für die Ziele der Revolution zu entwickeln und wechselt kurzerhand die Seiten.

Pancho Villa reitet ist nicht ganz so der saubere US-Western geworden, den man erwarten könnte, hätte nicht Sam Peckinpah seine Finger im Spiel gehabt. Und irgendwie ist es auch nicht so schlimm, dass Peckinpah diesen Film nicht inszenieren konnte, zeichneten sich seine Inszenierungen doch stets durch eine gewisse Langatmigkeit aus. Als passionierter Jäger und Flintenfreund war Peckinpah gut in Sachen 70ths-Gewalt, darüber hinaus blieb am Ende nur wenig Innovation auf der Leinwand zurück. Buzz Kulik (Jeder Kopf hat seinen Preis, 1980) entschlackte als braver Auftragsregisseur das Drehbuch Peckinpahs und machte daraus einen großen Revolutions-Western, ohne dabei den kritischen und politischen Anspruch Peckinpahs zu berücksichtigen. Gut so, denn auch wenn Pancho Villa reitet vielleicht unentschlossen zwischen Action, Spaß und Revolution herumspringt, ist das Endergebnis noch immer ein sehenswerter Western, der überraschen aufwendig inszeniert wurde.

Das Set in Spanien ist groß, ständig meint man, Clint Eastwood oder Lee van Cleef müsste irgendwann ins Bild geritten kommen. Doch die kommen nicht, stattdessen trudelt Robert Mitchum im Doppeldecker ein und legt eine Bruchlandung hin. In diesem Film gibt es durchaus gute Flugszenen zu bewundern, außerdem gibt es eine Menge Aufnahmen aus dem Helikopter heraus, der sogar einmal für einen großen Kameraschwenk auf einen Militärzug herhalten muss. Ungewöhnlich. Der Kamera-Helikopter macht Sinn, leistet sich Pancho Villa reitet doch große Actionszenen, die so mit den Aufnahmen aus der Luft packende unterstützt werden. Die Produktion hatte genug Geld für eine formatfüllende Stuntmen-Truppe, die fleißig vom Pferd geschossen, zwischen Explosionen reitet und aus der Luft angegriffen wird. Und neben dem Flugzeug, dem obligatorischen Kampf an einer langen Brücke oder am Fort der mexikanischen Armee, gibt es auch noch einen Luftangriff auf einen langen Zug des Militärs. Dabei wird nicht nur in die Luft geschossen, es wird hier und da auch mit Ketchup vom Pferd geballert, Leute stürzen und sterben – auch bei Buzz Kulik ist die Revolution kein Ponyhof. Die Szene mit der Massen-Erhängung zeigt dies recht eindringlich.

Verdeutlicht wird die Härte durch Charles Bronson, der, als rechte Hand Pancho Villas, Spaß am Töten hat. Ständig darf er Gefangene erschießen – und Bronson macht daraus dann auch die Bronson-Nummer. Das ist selbst heute noch so dicht am Italo-Western, dass man sich verdutzt am Kopf kratzt. Erinnerungswürdig sind hier in jedem Falle die Erschießung der mexikanischen Offiziere, aus der sich Bronson einen Spaß macht, und die Nummer mit dem Bauchschuss. Ein Soldat überbringt Bronson eine Meldung – der dreht sich um und schießt dem Boten, mitten im Satz, aus nächster Nähe in den Bauch. In einer Einstellung wohlgemerkt. Das war tough für einen US-Western damaliger Tage. Doch neben dem Abknallen mit Pistole und Maschinengewehr, glänzt Bronson auch noch mit einem komischen Einfall, einem Running Gag. Ständig bekommt Bronson vom Koch der Bande etwas zu Essen serviert, und stets gibt es ein Problem mit dem Matsch auf seinem Teller. Es sind solche Momente des trockenen Witzes, die Pancho Villa reitet etwas unentschlossen wirken lassen, zumal so mancher Dialog zwischen Yul Brynner und Charles Bronson mit einer gewissen Komik versehen wurde. Mann der Stunde ist in diesem Fall also Charles Bronson, der sich lässig gibt und sichtbar wohl in der Produktion fühlt.

Dazu gesellt sich Robert Mitchum, der eigentlich überhaupt nicht viel in diesem Streifen macht, und im Nichts-tun gekonnt ist. Der Typ spielt nicht, er steht einfach nur lakonisch in der Szene herum und macht damit genau das Richtige für den Film. Er ist der staunend-schmunzelnde Amerikaner, der in eine Revolution geraten ist, er läuft in der Sache mit, schlägt die Hände vor dem Gesicht zusammen und hat Angst um sein Flugzeug. Die zwei Schauspiel-Minimalisten Bronson und Mitchum tragen mit Charisma den Film. Natürlich ist Yul Brynner auch dabei, hier nun mit Perücke und angeklebtem Bart. Seine Parts sind gut, jedoch wären sie ohne Mitchum und Bronson verloren. Ohne Glatze benötigt Brynner starke Nebendarsteller, der Kerl war schon immer eher ein Ensemble-Schauspieler. Mit Mitchum und Bronson hat er die richtigen Kollegen an seiner Seite. Die beste Brynner-Szene in diesem Film ist allerdings keine Actionsequenz oder ein gewichtiger Dialog, es ist eine Tanzszene.

Eine Revolution in Mexiko benötigt auch eine tanzende, feurige Senorita, und so kommt es zu einer gelungenen, musikalischen Szene zwischen Diana Lorys als Emilita und Pancho Villa. Diana Lorys ist zeitlos attraktiv und Yul Brynner steigt lässig in den Tanz ein, zwischen den beiden Schauspielern knistert es glaubwürdig. Die Szene ist ein Hingucker.  

Und so wogt die Revolution hin und her. Mag sich der Film auch nicht so recht entscheiden können, ob er nun ein heiter-lakonisches Abenteuer oder ein harter Revolutions-Western sein möchte – Buzz Kulik hat in jedem Falle für Unterhaltung gesorgt und hier vielleicht seinen besten Film hingelegt.

Pancho Villa reitet ist ein sehenswerter Western, der auch heute noch überraschend gut unterhält. Der Aufwand ist groß, die Drehorte sind gut gewählt, die Action passt und überrascht außerdem mit harten Einfällen. Dazu gut aufgelegte Schauspieler, die sichtbaren Spaß am aufwändigen Dreh in der spanischen Pampa hatten. Ein Film für Sammler und ein Tipp für Western-Fans.

Das Bild der Blu-ray ist sauber, kräftig und klar, der Ton ist gut. Als Extras gibt es Kinotrailer und ein 24-seitiges Booklet mit einem Text von Frank Arnold.    

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