Wenn ich den Namen Paul W.S. Anderson im Vorspann eines Filmes sehe, rollen sich bei mir normalerweise automatisch die Fußnägel hoch, so schwer sitzt der Schock den ich nach Sichtung seiner Resident Evil-Interpretationen erlitten habe. Dabei vergesse ich, dass der englische Regisseur eigentlich ganz passabel startete und seine Filme aus der pre-Milla Jovovich-Phase durchaus sehenswert waren. Vor allem dieser, von PARAMOUNT PICTURES HOME ENTERTAINMENT vertriebene, Science Fiction-/Horrorfilm hat bei vielen Fans ein Stein im Brett. Da meine Erinnerung an den Film marginal war, frischte ich diese nun in 4K-UHD auf. Worin wohl die Qualitäten dieses frühen Andersons liegen mögen?

Originaltitel: Event Horizon

Regie: Paul W.S. Anderson

Darsteller: Laurence Fishburne, Sam Neill, Kathleen Quinlan, Joely Richardson, Richard T. Jones

Artikel von Christian Jürs

Im Jahr 2040 sollte das Raumschiff Event Horizon Geschichte schreiben, indem es mit einem Sprung durch ein künstlich erschaffenes, schwarzes Loch in Überschallgeschwindigkeit an den Rand des Sonnensystems und darüber hinaus reist. Klingt phantastisch, ging aber gehörig schief. Und so verschwand die Event Horizon urplötzlich auf Nimmerwiedersehen – bis heute, also das heute des Jahres 2047 – der filmischen Gegenwart.

Jetzt meldet sich das revolutionäre Raumschiff wie aus dem Nichts wieder und sendet einen kaum verständlichen Notfunkruf aus der Umlaufbahn des Neptuns heraus. Das Bergungsraumschiff Lewis & Clark startet sofort eine Rettungsmission in Richtung des äußersten Planeten unseres Sonnensystems, um die Crew der Event Horizon zu retten. Die Zeit drängt, weswegen die Mannschaft von Captain Miller (Laurence Fishburne) mit dem Wissenschaftler Dr. Weir (Sam Neill) aufgestockt wird. Der als Astronaut unerfahrene Gelehrte hat gute Gründe mitzureisen. Zum Einen ist er Konstrukteur der Event Horizon und ihres Überschallantriebs und kennt das Schiff wie seine Westentasche, zum Anderen… ach, seht selbst.

Die Lewis & Clark kann jedenfalls tatsächlich das verlorengeglaubte Raumschiff schnell ausfindig machen. Doch die an Bord geschickte Bergungscrew findet kein Leben mehr vor. Stattdessen entdecken sie Beweise die belegen, dass die Event Horizon-Besatzung längst tot ist. Verstorben, weil sie sich gegenseitig zerfleischt haben. Der Verdacht liegt nahe, dass das Schiff einen Sprung in ein anderes Universum vornahm und von dort Tod und Verderben mitgebracht haben. Es dauert nicht lange, und auch auf der Lewis & Clark beginnt das Sterben, als einzelne Crewmitglieder plötzlich mit ihren größten Ängsten konfrontiert werden.

Wie eingangs erwähnt bin ich kein großer Fan der Arbeit von Regisseur Paul W.S. Anderson. Seine Resident Evil-Filme gehören für mich zum größten Humbug der Horrorfilmgeschichte, auch wenn ich bei dem völlig belämmerten vierten Teil, Resident Evil: Afterlife, zumindest aus stylistischer und atmosphärischer Sicht meinen Spaß hatte. In Sachen Storytelling hat Herr Anderson aber durchaus noch Bedarf an weiteren Drehbuchgrundkursen. Das Versagen in diesem Bereich bei der Zombiereihe ist tatsächlich ihm anzurechnen, denn immerhin war er Drehbuchautor der gesamten Filmreihe. Auch das langerwartete Crossover Alien vs. Predator führte dazu, dass ich mich gefragt habe, ob der Mann die beiden verarbeiteten Franchises eigentlich verstanden hat oder ob ihm so ziemlich alles schnurzegal war. So wie zuletzt bei seiner Fantasyactionhatz Monster Hunter, die langweiliger und mit Verlaub auch dämlicher nicht hätte ausfallen können. Immerhin wurde seine Frau Milla Jovovich schauspielerisch nicht überfordert mit ihren zwei vorhandenen Gesichtsausdrücken. Immerhin, Andersons Death Race-Remake mit Jason Stathham war zwar inhaltlich ebenfalls auf Leerlauf unterwegs, konnte aber mit einer gehörigen Portion brutaler, adrenalingetränkter Action punkten.

Doch wenn ich mich, wie eingangs erwähnt, durch die qualitativ-niedrige Nebelbank kämpfe, die Resident Evil oder die schreckliche Neuinterpretation von Die drei Musketiere in meinem Verstand entstehen ließen, dann erinnere ich dunkel, dass die Frühwerke des Paul W.S. Anderson gar nicht einmal so übel waren. Keine Meilensteine, aber Filme wie Star Force Soldier machten durchaus Laune. Gut geklaut ist besser als schlecht neuerfunden lautete dort die Devise. Und genau dies gilt auch für Event Horizon, den ich nun, ein Vierteljahrhundert nach der Erstsichtung zu VHS-Zeiten, das erste Mal wieder zu Gesicht bekam.

Von vielen Horrorfans geliebt, hat mich diese wilde Mischung aus Alien, Hellraiser und vielen weiteren Genrevertretern durchaus gut über die gesamte Laufzeit unterhalten, auch wenn so manche Szene ganz offenkundig der Schere zum Opfer fiel. Tatsächlich soll Andersons Wunschschnittfassung 130 Minuten lang gewesen sein, doch wurden Handlungs- und vor allem auch Zensurschnitte angeordnet, um überhaupt das R-Rating zu erreichen. Doch keine Angst, auch in der vorliegenden Form ist Event Horizon kein Kinderfilm geworden. Mittlerweile soll sogar wieder eine alte VHS-Kopie der Urversion im Hause Anderson aufgetaucht sein, ins Bonusmaterial hat sie es aber nicht geschafft (aber zumindest ein paar Deleted Scenes sind vorhanden).

Qualitativ macht die 4K-UHD-Version echt was her. Das Bild (2,35:1 / 2160p) ist fantastisch, offenbart aber natürlich auch die Herkunft so mancher digitaler Effekte von einst (immerhin wurde bei den Splatter- und Make Up-Effekten noch selbst Hand angelegt). Die Tonqualität ist ebenfalls super. Deutsch, Französich, Japanisch, Italienisch und Spanisch gibt´s in Dolby Digital 5.1 / Englisch sogar in Dolby TrueHD 5.1. Auf Blu-ray gibt´s den Film dann in 1080p und ohne japanische Tonspur.

Dafür befindet sich auf dieser Scheibe das recht reichhaltige Bonusmaterial. Dieses besteht aus einem Audiokommentar von Regisseur und Produzent, ein Making Of, drei Deleted Scenes, eine Featurette über geplante Szenen, Filmaufnahmen vom Set und natürlich Trailer. Sprich, das bekannte Bonusmaterial der früheren Blu-ray-Veröffentlichungen. Ein Wendecover ohne FSK-Flatschen ist ebenfalls vorhanden.

Event Horizon – Am Rande des Universums ist ein bunter Potpourri des Science Fiction-Horrorfilms geworden, der zwar aufgrund seiner Straffungen etwas holprig daherkommt, für mich aber trotzdem das wohl sehenswerteste Werk aus der Filmographie des Paul W.S. Anderson darstellt.

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