Django ist Hamlet! Mal davon abgesehen, dass Django im Original eigentlich Johnny Hamilton heißt, leistet sich hier Genre-Profi Enzo G. Castellari zwar keine tiefe Ableitung von Hamlet, aber immerhin einen originellen Italo-Western, der sich für seine Revenge-Story launig am Theaterstoff bedient. EXPLOSIVE MEDIA und PLAION PICTURES brachte den Klassiker des Italo Western nun als weltweite Erstauswertung in einem Mediabook auf Blu-ray und DVD heraus, abgetastet von einem brandneuen 4k-Master der ungeschnittenen Originalfassung. Nicht zu unrecht.

Originaltitel: Quella sporca storia nel west

Regie: Enzo G. Castellari

Darsteller: Andrea Giordana, Gilbert Roland, Horst Frank, Ennio Girolami, Ignazio Spalla, Francoise Prévost, Stefania Careddu, Manuel Serrano

Artikel von Kai Kinnert

Johnny kehrt nach zweijähriger Abwesenheit nach Hause zurück und erfährt, dass sein Vater tot ist, angeblich ermordet von dem Banditen Santana.

Es beginnt ungewöhnlich. Django kämpfte für die Armee der Südstaaten im Bürgerkrieg und erwacht in einem fiebrigen Traum. Er fasst sich zittrig an den Kopf, sein Gesicht blutverschmiert und die Geräusche des Schlachtfelds im Kopf, scheint der arme Kerl nicht nur von einem Kriegstrauma heimgesucht zu werden, sondern er träumt auch noch von seinem Vater, der im Nebel der kräftig ausgeleuchteten Höhle mit dem Rücken zu Django steht. Django fährt auf Schienen auf seinen Vater zu, hebt die Hand und ruft ihn. Doch der Traum endet, Django liegt schlafend an einem Strand und eine Stimme ist zu hören: „Schlafen…sterben…Nein, sterben! Vielleicht auch träumen! Ja, da liegt´s! Sein oder Nichtsein; das ist hier die Frage! Ob´s edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern…“ Die Kamera schwenkt über das glitzernde Meer, die Stimmung ist träumerisch und ein Mann steht in einem mittelalterlichen Kostüm vor dem Sonnenlicht und zitiert Shakespeare. Ein Artist mit Melone und im Ringelshirt schlägt Rad, ein Pferd steht am Ufer. Die Situation ist skurril und für einen Italo Western völlig unüblich. Castellari greift hier in die Trickkiste, um an den Grenzen des Genres zu feilen. Die Szene löst sich auf, Django ist bei einer Theatertruppe untergekommen, die gerade an einem Strand kampiert. Django erwacht und schießt als erste Amtshandlung zwei lauernde Ganoven ins Jenseits. Wortlos schwingt sich Django auf sein Pferd und reitet im goldenen Licht des Sonnenuntergangs am Ufer davon. Die fantastische Musik von Francesco De Masi setzt ein. Der Film hat einen großartigen Titelsong, fortan wird der Film von einem starken Soundtrack begleitet werden.

Django reitet im Titel ins Landesinnere zurück, durchquert eine tolle Landschaft, wahrscheinlich ein Naturpark, und trifft auf einen Gekreuzigten. Später wird auch Django am Kreuz hängen, aber das weiß er jetzt noch nicht. Danach geht es weiter durch eine Stadt zu einem unterirdischen Friedhof. Dabei wird Gilbert Roland eingeführt, ein altgedienter Hollywood-Profi. Der mexikanische Schauspieler macht eine gute Figur, der Typ hat Format. Castellari hat seinen Film gut besetzt, wobei die Hauptrolle allerdings an Andrea Giordana ging, der irgendwie austauschbar wirkt. Das mag einer Schwäche dieses Films geschuldet sein, der alles nur als Oberfläche nimmt, um so eine originelle Verpackung zu schaffen. Hamlet, die Träume und das Kriegstrauma sind nur Elemente, um den Standard der Handlung aufzulockern, sie haben ansonsten keine Bedeutung. Eigentlich schade. Und trotzdem funktioniert die Sache gut.

Denn neben der ansonsten runden Besetzung, Horst Frank gesellt sich souverän dazu, gibt es noch eine tolle Kamera durch Angelo Filippini, der mit viel Bewegung, Tiefen, spannenden Brennweiten und starken Bildebenen arbeitet. Die Außenaufnahmen sind klasse, hier leben Licht und Landschaft. Der Film bietet gut gefilmtes Kino, der Streifen ist für die Leinwand gemacht.

Die Action ist dem Genre angemessen und gut gemacht; Andrea Giordana, Gilbert Roland und Horst Frank bekommen ihre Szenen. Regie und Kamera arbeiten gut zusammen, die Szene mit Djangos Kampf im Saloon ist toll gefilmt.

Django – Die Totengräber warten schon ist ein runder Italo Western, ganz wie man ihn von Enzo G. Castellari erwarten kann. Sein große Stärke ist, neben Gilbert Roland und Horst Frank, die fantastische Musik von Francesco De Masi und die schöne Kameraarbeit durch Angelo Filippini. Und wenn Django ab Minute 50:24 (Blu-ray) mit bester musikalischer Untermalung im natürlichen Licht durch die spannenden Landschaft reitet, dann ist das in diesem Augenblick bestes Italo Western Kino; hier, und in folgenden Szenen, findet der Film seine schönsten Momente.

Das Bild der Blu-ray ist sauber, satt und klar, der Ton ist gut. Als Extras gibt es die deutsche Kinoversion, den (fantastischen) italienischen Kino Trailer, ein Audiokommentar von Leonhard Elias Lemke, ein Interview mit Kameramann Roberto Girometti, Strange Stories from the West, ein 30 seitiger Buchteil und Bildergalerien.

Amazon-Links:

Mediabook Cover A

Mediabook Cover B

Zurück zur Startseite