Ein Jahr, bevor er mit dem Kultfilm Boogie Nights ein kleines, glorreiches Comeback feiern konnte, stand Burt Reynolds für diesen kleinen, schundigen B-Reißer vor der Kamera. DIGIDREAMS STUDIOS schwelgen in Erinnerungen und haben den Streifen aus der zweiten Liga nun innerhalb der Classic Cult Collection rausgehauen. Eigentlich kein großes Ding, aber es gibt zwei gute Gründe, sich dieses Machwerk trotzdem mal zu Gemüte zu führen. a) Der Film musste damals auf VHS noch sehr viele Federn lassen und ist hier unzensiert zu bewundern und b) Burt Reynolds, Leute. Burt Reynolds! Es ist Burt Reynolds!

Regie: Russell Solberg

Darsteller: Burt Reynolds, Matt Battaglia, Krista Allen, David Ackroyd, Richard Gant

Artikel von Christian Jürs

Die Anfangscredits machen uns klar, wer hier das Sagen hat. Denn gleich zu Beginn erscheint, gleich nach der Nennung des Produzenten in normaler Schriftgröße, der Name Burt Reynolds in so großen Lettern, dass man irrtümlich denken könnte, es handele sich hier um den Filmtitel. Der kommt dann aber gleich darauf und dann ganz lange Zeit kein weiterer Name. So ganz richtig ist das eigentlich nicht, denn die größte Screentime geht an Matt Battaglia. Ihr fragt, wer das ist? Eben. Da liegt der Hund begraben.

Nach den Credits bekommen wir ein paar dunkle Gestalten der Regierung zu Gesicht, die unbedingt in den Besitz eines sagenumwobenen Decoders kommen wollen. Irgendeine Superwaffe, deren Funktion uns allerdings verborgen bleibt. Ein McGuffin, wie er im Buche steht. Um an das Ding heranzukommen, aktivieren sie die besten Leute für diesen Job: Jerry Katz (Burt Reynolds), genannt Raven, und seine Truppe. Die sind so eine Art unterbezahlte Söldner für die Regierung, die in der folgenden Actioneinlage auch allesamt ihr Leben lassen. Also, alle außer der smarte Duce (Matt Battaglia) und natürlich Raven. Gemeinsam können sie den Decoder sicherstellen, doch dann entscheidet Raven, dass das kostbare Ding nicht einfach an die Regierung gehen sollte, sondern sie es lieber dem Meistbietenden verkaufen sollten. Duce findet das gar nicht gut und es kommt zur Auseinandersetzung, bei der die Streithähne mit dem Helikopter in den Fluß stürzen.

Ende? Nö! Beide überleben den Unfall und können jeweils mit einer Hälfte des Decoders untertauchen (ob der dann noch funktioniert, sei mal dahingestellt). Duce nennt sich fortan Martin Grant und bendelt mit der hübschen Cali Goodwin (Krista Allen) an, mit der er dann leichtbekleidet am Strand umherwandert und hinterher unbekleideten Sex vollzieht und all solche Dinge. Das ist nett von ihm, denn Krista Allen ist durchaus nett anzusehen, vor allem hüllenlos.

Doch das Glück der Turteltauben währt nicht lange, denn Raven will immer noch Kasse machen mit dem Decoder und beginnt jeden, der in die Sache verwickelt ist, nach und nach zu eliminieren. Es dauert nicht lange und er kommt natürlich auch seinem alten Kollegen auf die Schliche und dessen zweite Decoderhälfte braucht Raven natürlich dringend. Doch Grant aka Duce will sich nicht kampflos ergeben.

Raven ist einer dieser Filme, dem ich damals keinerlei Beachtung geschenkt habe, auch wenn ich Burt Reynolds immer mochte. Doch schnell sprach sich herum, dass die FSK hier mal wieder radikal rumwilderte und lediglich ein Handlungsgerüst übriggelassen hatte. Auch war der damalige Verleiher Highlight Film ein meist sicherer Garant für eher güllige Actionware – eine irgendwie treffende Bezeichnung für Raven.

Und hätte ich mir damals die geschnittene Scheißfassung auf VHS ausgeliehen, ich hätte mit Sicherheit nach 30 Minuten abgebrochen oder wäre sanft entschlummert. Jetzt aber, ich muss es zugeben, hatte ich Spaß bei der Sichtung. Dies liegt zum Einen daran, dass ich heute, fast fünf Jahre nachdem Burt Reynolds uns verlassen hat, einen Film mit dem Hollywoodhaudegen durchaus mehr zu schätzen weiss und zum Anderen daran, dass die B-Action-Gülle von damals einfach ehrlicher und unterhaltsamer daherkommt als der Digitalvideomüll, den wir mit Ex-Stars wie Bruce Willis, John Cusack, John Malkovich und Co. heute ertragen müssen. Mag die Handlung auch klingen wie aus einem Groschenroman, die Dialoge teils unsäglich sein und die Actionchoreographie ein wenig hölzern um die Ecke kommen, so wurde hier zumindest noch Oldschool aus allen Rohren geballert. Hier gibt´s kein CGI-Flämmchen, hier werden wirklich Dinge in die Luft gejagt und auch Blutbeutel dürfen hier und da saftig platzen.

Gut, die teils käsigen Dialoge sind auch nicht besser als heutzutage und so Manches dient auch hier nur als unnötiges Füllmaterial. So gibt es einen ermittelnden Detective, verkörpert von Richard Gant, dem Typen, der in Jason goes to Hell zu Beginn herzhaft in Selbiges biss. Dessen Storyline verendet irgendwo im Nichts und dient lediglich dazu, den Film auf seine Spielfilmlänge zu befördern. Den selben Sinn haben die Mopsszenen mit Frau Allen, aber die möchte ich trotzdem nicht missen.

Wünschenswert wäre eine bessere Synchro gewesen, doch im Hause Highlight Video war damals sparsam sein angesagt und so müssen wir auf Norbert Langer oder Christian Brückner auf Burt Reynolds leider verzichten. Auch Thomas Fritsch und Volker Lechtenbrink (!), die hier und da für den Hollywoodstar gebucht wurden, sprachen diesen nicht ein. Stattdessen gibt es Volker Kraeft auf die Ohren, der ein einmaliges Gastspiel auf Burt Reynolds gab. Immerhin bemühte er sich redlich.

Mir lag zur Rezension die Blu-ray-Variante vor. Diese bietet eine sehr gute Bild- und Tonqualität, wobei man bei Letzterer, wie so oft bei DigiDreams, zwischen der originalen 2.0- und einer 5.1-Upmix-Tonspur wählen kann. Im Bonusbereich gibt es diverse Trailervarianten zu bestaunen und eine Bildergalerie. Ein Wendecover ohne FSK-Logo gehört zum guten Ton.

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