Dies ist wahrlich ein Frühwerk des Italo-Western, eine Art Pre-Italo-Western, der noch nicht ganz die Sprache des Genres spricht und eigentlich mehr ein Euro-Western ist. Es wird eher brav am Genre angeklopft, das erst ein Jahr später durch Sergio Leone kreativ erweckt werden sollte. Regisseur Blasco ahnte noch nicht, wie sich das Genre entwickeln wird und konnte somit frei inszenieren. Ein Film vom Scheitelpunkt des Standards damaliger Western, der schon die richtigen Namen des aufkommenden Italo-Impacts im Hintergrund versammelt. EXPLOSIVE MEDIA und PLAION PICTURES brachten den Klassiker nun auf DVD und Blu-ray heraus.

Originaltitel: Duello nel Texas

Regie: Ricardo Blasco

Darsteller: Richard Harrison, Giacarno Rossi Stuart, Mikaela, Sara Lezana, Daniel Martin, Barta Barri, Aldo Sambrell

Artikel von Kai Kinnert

Im amerikanisch-mexikanischen Grenzstädtchen Carterville lebt eine kleine mexikanische Familie, die aus Don Diego, seinen Kindern Manuel und Lisa und dem amerikanischen Adoptivsohn Ricardo besteht, den alle „Gringo“ nennen. Eines Nachts wird die Farm der Familie überfallen, Don Diego getötet und das Gold, das er im Laufe der Jahre ansammeln konnte, gestohlen. Gringo macht sich auf, die Gangster zu suchen. Er findet mit der Zeit heraus, dass die gesamte Gegend von einer Bande terrorisiert wird, deren Hintermänner Gringo nach und nach entlarven kann: Es handelt sich um den Sheriff, den Saloonbesitzer Steadman und den mexikanischen Pferdehändler Guardo. Steadman wird auf seiner Flucht vom Sheriff erschossen; Gringo kann mit den verbliebenen Gangstern abrechnen.

Dies ist ein Film voller Überraschungen. Zumindest für mich als Freund des Italo-Western, denn hier haben gleich mehrere Leute mit Leones Initialzündung zu tun. Formal ist der Streifen in aufgeräumten Einstellungen inszeniert worden, es gibt einige schöne Aufnahmen und ein meist gut gefülltes Bild. Man hatte Geld für Komparsen und konnte so das Western-Städtchen gut in Szene setzen. Es gibt sogar eine kleine Filmpanne zu entdecken. Bei ca. 4 Minuten und 10 Sekunden fährt ein Auto durchs Bild. Lisa nimmt gerade eine Holzkiste mit ihren Einkäufen entgegen und dreht sich zur Kutsche. Im Hintergrund fährt in dem Augenblick der Wagen zwischen den Häusern vorbei. Fantastisch!

Massimo Dallamano sorgt für eine solide Kameraarbeit und wird ein Jahr später, an gleicher Location, die Kamera bei Für eine Handvoll Dollar und Für ein paar Dollar mehr übernehmen. Das bringt nun Richard Harrison ins Spiel, der beinahe die Hauptrolle in Für eine Handvoll Dollar bekommen hätte. Doch der lehnte ab und empfahl stattdessen Clint Eastwood. „Er kann auf jeden Fall reiten!“ sollen seine Worte gewesen sein. Diese Anekdote erzählt Richard Harrison ausführlich im 55minütigen Feature „The Spaghetti Western Years“, das im Bonusmaterial zu finden ist. Man hört Richard Harrison gerne zu, während er, ganz Gentleman, über seine Zeit in Italien plaudert.

Ennio Morricone (als Dan Savio) komponierte hier seinen erste Musik für einen Western und tastete sich noch an seine Möglichkeiten heran. Erst im letzten Drittel des Film löst sich Morricone vom Konventionellen und beginnt spielerischer in den Melodien zu werden. Auch Produzent Albert Band (Alberto Antonini) produzierte hier seinen ersten Western, bevor er danach Sergio Corbuccis schlechten Film Keinen Cent für Ringo finanzierte und anschließend den besseren Die Grausamen. Albert Band produzierte später noch B-Movie-Kracher wie Terror Vision, Ghoulies II und Meister des Grauens von Stuart Gordon.

Dieses Genre-Frühwerk versammelte also spannendes Personal, das sich mit Drei gegen Sacramento für die kommenden Jahre warmläuft. Gefühlt ist das der letzte „normale Western“ vor Für eine Handvoll Dollar. Ennio Morricones Musik wird nach Drei gegen Sacramento völlig anders klingen, Kameramann Massimo Dallamano wird mit völlig neuen Bildern arbeiten und die extreme Detailaufnahme und den Weitwinkel etablieren, Clint Eastwood wird dank Richard Harrison seine Karriere starten können, die Produktionsfirma Jolly Film wird nach Drei gegen Sacramento Sergio Leone auf den Markt bringen und Albert Band ermöglicht Sergio Corbucci später Die Grausamen. So gesehen ist Drei gegen Sacramento ein filmhistorischer Beitrag. Hier deutet sich in der Action schon eine gewisse Härte an. Es gibt Schießereien mit einigen Toten und ein paar Faustkämpfe. Die Faustkämpfe wurden zwar etwas beschleunigt, sehen aber sonst gut aus.

Drei gegen Sacramento ist am Ende ein relativ braver Western mit einem gewissen Budget, der sich abschließend nur im Mittelfeld des Genres einpendelt. Für den Fan kann sich hier jedoch eine Lücke schließen. Wer sich für den italienischen Film interessiert, wird sich über „The Spaghetti Western Years“ freuen.

Das Bild der vorliegenden Blu-ray ist sauber und restauriert, der Ton ist gut. Als Extras gibt es die Deutsche Kinoversion, Trailer Italien, Richard Harrison „The Spaghetti Western Years“, Spanischer Vorspann und eine Bildergalerie.

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