Bereits fünf Jahre ist es nun her, dass die Hollywood-Ikonen Jane Fonda, Candice Bergen, Mary Steenburgen und Diane Keaton mittels der Hausfrauenerotik-Schmonzette FIFTY SHADES OF GREY ihr Liebesleben auf Vordermann brachten und damit bewiesen, dass man nie zu alt ist, um nochmal richtig durchzustarten. BOOK CLUB – DAS BESTE KOMMT NOCH (2018) war ist nicht nur eine charmante Best-Ager-Komödie, sondern war auch ein ansehnlicher Erfolg an den Kinokassen, weshalb mit BOOK CLUB – EIN NEUES KAPITEL (2023) die obligatorische Fortsetzung realisiert wurde, die im Mai in den deutschen Kinos startete und nun auch über Universal Pictures Home Entertainment den Weg ins Heimkino fand. Ob der Urlaubstrip mit den rüstigen Ladys ebenso unterhält wie der Vorgänger verraten wir euch in unserer Kritik.

Originaltitel: Book Club: The Next Chapter

Drehbuch: Bill Holderman, Erin Simms

Regie: Bill Holderman

Darsteller: Jane Fonda, Diane Keaton, Candice Bergen, Mary Steenburgen, Don Johnson, Andy Garcia, Craig T. Nelson, Giancarlo Giannini…

Artikel von Christopher Feldmann

Abseits vom Mainstream-Allerlei, der sich für auf die Erschließung einer möglichst jungen Zielgruppe fokussiert, haben sich die sogenannten Best-Ager-Komödien eine eigene Nische geschaffen. Filme, in denen ProtagonistInnen jenseits der 60 nochmal ihre Jugend aufleben lassen, dem Alltagstrott entfliehen und neue Abenteuer erleben, die immer eine gewisse Selbstfindung zum Thema haben, erfreuen sich großer Beliebtheit. DAS BESTE KOMMT ZUM SCHLUSS (2007), LAST VEGAS (2013), die Netflix-Produktion THE LAST LAUGH (2019) oder auch die Zotenparade DIRTY GRANDPA (2016) erfreuten sich nicht zu unterschätzender Beliebtheit. Als besonders erfolgreich erwies sich die Komödie BOOK CLUB – DAS BESTE KOMMT NOCH (2018), in der dieses Mal zur Abwechslung Frauen wie Jane Fonda und Diane Keaton versuchen, ihr in die Jahre gekommenes Liebesleben aufzupäppeln. Sicher glänzte der Film nicht aufgrund seiner Originalität, hatte aber genug Charme und Biss, sowie ein glänzend aufgelegtes Ensemble. Mit einem Einspiel von über 100 Millionen US-Dollar bei schmalen Produktionskosten war er erfolgreich genug, um ein Sequel zu rechtfertigen. Und was macht man gerne, um dem Konzept eine neue Note zu verpassen, ohne dasselbe nochmal durchzukauen? Richtig, man schickt die betagten Damen auf eine Reise, am besten auf einen anderen Kontinent. Dass erweist sich zwar als durchaus ansehnlich für den Zuschauer, ist am Ende eine sehr betuliche und zahnlose Rentnerchose, die nicht mit dem Erstling mithalten kann.

Handlung:

Fast ihr halbes Leben sind die vier besten Freundinnen Diane (Diane Keaton), Vivian (Jane Fonda), Sharon (Candice Bergen) und Carol (Mary Steenburgen) schon im Buchclub. Jeden Monat gibt es etwas Spannendes zu erleben – zwischen den Buchseiten. Doch jetzt ist es endlich an der Zeit für ein echtes Abenteuer: ein Junggesellinnenabschied soll in Italien gefeiert werden. Ein aufregender Trip wartet auf die Freundinnen, und ehe sie es sich versehen, prickelt für die vier in Bella Italia nicht nur der Prosecco.

Wie bereits erwähnt, handelte es sich bei BOOK CLUB – DAS BESTE KOMMT NOCH (2018) um einen wirklich sympathischen Film, der die Tücken des Alterns thematisierte und sich gleichzeitig dem Liebesleben von Frauen jenseits der 60 annahm. Fast schon ein Novum im aktuellen Kino und genau daran hapert es gewaltig in der Fortsetzung. Statt sich einem neuen Thema zu widmen, dass so vielleicht kaum öffentlich diskutiert wird, geht BOOK CLUB – EIN NEUES KAPITEL (2023) kein Risiko ein und rückt einen betulichen Roadtrip durchs sonnige Italien in den Mittelpunkt der Handlung. „Vivian“ will nämlich heiraten, weshalb ihre Buchclub-Freundinnen natürlich gleich den obligatorischen Jungesellenabschied veranlassen, der die vier Oldies nach Südeuropa führt.

Der literarische Aspekt, der mit FIFTY SHADES OF GREY als vitalisierende Lektüre noch den Rahmen für den Vorgänger bildete, ist hier nur für ca. fünf Minuten relevant und auch titelgebende Buchclub ist nicht der Rede wert, steht schnell das Reiseziel im Mittelpunkt, weshalb man das Ganze auch mit „Vier alte Schachteln auf Achse“ hätte betiteln können. Sonderlich viel zu erzählen hat der Film nicht, stattdessen flanieren die vier Damen von einer Station zur nächsten, treten in das ein oder andere Fettnäpfchen und tauschen dabei Lebensweisheiten aus, die sich meist auf die Kernaussage „Das Leben ist im Alter noch lange nicht vorbei“ reduzieren lassen. Das ist auf Dauer redundant und da die Vier anscheinend unbegrenzte finanzielle Ressourcen besitzen, wirken die mal so eben dahin gesagten Kalendersprüche ein wenig fadenscheinig. Wirklich witzig wird es auch nie, fehlt BOOK CLUB – EIN NEUES KAPITEL doch der entscheidende Biss des Originals, so dass der Zuschauer sich nie mehr als ein dezentes Schmunzeln abringen dürfte. So plätschert die seichte Handlung gemütlich vor sich hin, bis am Ende natürlich Alles auf einer erwartbaren positiven Note ändert. Zwar ist das Alles noch charmanter als die letzte stinklangweilige Jane-Fonda-Komödie 80 FOR BRADY (2023), vom Hocker gerissen wird hier aber sicher niemand.

Auch inszenatorisch ist BOOK CLUB 2 der erwartbare Genre-Standard. Bill Holderman, der bereits den Vorgänger verantwortete, spart kein Klischee aus und inszeniert Italien mit reichlich Postkartenromantik. Der gesamte Film fühlt sich wie eine einzige Touristenreklame an, die nur vor altehrwürdigen Bauwerken, sonnendurchfluteten Altstädten und „La Dolce Vita“ strotzt, in der es sich die Hauptdarstellerinnen mal so richtig gut gehen lassen. Man könnte fast meinen, hier wurde lediglich auf Studiokosten Urlaub gemacht. Aber so fies möchte ich nicht sein, immerhin haben wir es hier mit Darstellerinnen zu tun, die niemandem mehr etwas beweisen müssen und die froh sein können, überhaupt noch im Kino stattzufinden, hat Hollywood doch bekanntermaßen nicht mehr viel Verwendung für Frauen, die die 70 schon überschritten haben oder wie Jane Fonda stramm auf die 90 Lenzen zugehen. Von daher sei es ihnen gegönnt, die immer gleichen, seichten Komödien zu drehen.

Witzigerweise ist das Ensemble auch die größte Stärke des Films, denn Jane Fonda, Diane Keaton, Candice Bergen und Mary Steenburgen haben eine sehr gute Chemie und die Interaktion untereinander tröstet fast schon über den lahmen Plot hinweg. Man sieht den Damen an, dass sie vermutlich viel Spaß zusammen hatten und das überträgt sich in einzelnen Szenen auch auf den Zuschauer. Und es immer wieder schön zu sehen, dass es Diane Keaton schafft, in Würde zu altern, während Fonda die Besuche beim Beauty-Doc mittlerweile anzusehen sind. Auch sind Don Johnson, Craig T. Nelson und Andy Garcia wieder mit von der Partie, haben allerdings wirklich wenig zu tun und dürften ihre Szenen an jeweils einem Drehtag abgefilmt haben.

Die Blu-ray aus dem Hause Universal Pictures Home Entertainment verfügt über sehr gute Bild- und Tonqualität. Das Bonusmaterial beinhaltet Featurettes und Trailer, ein Wendecover ohne FSK-Freigabe ist ebenfalls an Bord.

Fazit:

BOOK CLUB – EIN NEUES KAPITEL (2023) ist einer dieser typischen Sonntagnachmittagfilme, die man im Halbschlaf gut weggucken kann. Zwar fehlt es der Komödie an einer wirklichen Idee, an Biss und guten Gags, das gut aufgelegte Ensemble verhindert aber den Totalausfall. Wer den ersten Teil mochte, kann durchaus einen Blick riskieren, sollte seine Erwartungen aber möglichst niedrig halten.

Amazon-Links:

Blu-ray

DVD

Prime Video

Christophers Filmtagebuch bei Letterboxd – Your Life in Film

Zurück zur Startseite