Mögen Sie die Filme des Old Hollywood? Dann sind Sie bei Misfits genau richtig! Nicht nur, dass sich hier legendäre Namen vor und hinter der Kamera versammelten, der Film war auch einer der letzten Streifen, der für die PR von gleich neun Fotografen der berühmten Fotoagentur Magnum Photos begleitet wurde, wobei die Stars kein Mitspracherecht bei ihren Bildern hatten. Die Dreharbeiten waren damals ein größeres gesellschaftliches Spektakel, als der Streifen selbst. Der Film ist ein hochklassiges Drama in Schwarz/Weiß, glänzend für die Leinwand fotografiert und durch Magnum Photos in Posterqualität dokumentiert. CAPELIGHT PICTURES brachte den großen Klassiker nun als schönes Mediabook und DVD heraus.

Originaltitel: The Misfits

Regie: John Huston

Darsteller: Clark Gable, Marilyn Monroe, Montgomery Clift, Thelma Ritter, Eli Wallach

Artikel von Kai Kinnert

Die attraktive Nachtclubtänzerin Roslyn (Marilyn Monroe) erhofft sich mehr von ihrem Leben. Auf der Suche nach einem tieferen Sinn lässt sie sich schließlich in Reno von ihrem Mann scheiden und wagt einen Neubeginn. Dort lernt sie den eigenbrötlerischen Cowboy Gay (Clark Gable) und dessen Kumpane, den Mechaniker Guido (Eli Wallach) und den Rodeoreiter Perce (Montgomery Clift) kennen. Die Männer sind begeistert von der hübschen Blondine und auch Roslyn genießt es, von ihnen umworben zu werden. Was sie jedoch nicht weiß: Gay und seine Freunde gehen einem scheußlichen Geschäft nach. Sie fangen und verkaufen Wildpferde, die dann auf einem Schlachthof zu Hundefutter verarbeitet werden. Als Roslyn davon erfährt, ist sie schockiert und stellt die Männer vor eine Entscheidung.

Ein schöner Moment im Film ist der Tanz mit Eli Wallach und Marilyn Monroe. Wallach swingt smooth zur Radiomusik und Monroe spielt zart mit. Das ist ein Film für gesetzte Stars, ganz besonders für Marilyn Monroe, die mit dem Drehbuchautoren Arthur Miller verheiratet war. Miller, einst ein großer Dramatiker, hasste Drehbücher ob ihres knappen Telegrammstils und konzentrierte sich beim Schreiben lieber auf die Dialoge, während John Huston für das schwebende Tableau des Dramas sorgte. Miller schrieb über Menschen die nirgends ankommen können, da ihr Leben von der Zeit vergessen wurde. Zwei Cowboys und ein Pilot hängen in der modernen Zeit fest und reden dabei viel von einer Freiheit, die am Ende nur auf ihrer eigenen Gnadenlosigkeit beruht. Die drei Männer kommen nicht mehr auf die Beine und schlagen sich in Reno durchs Leben. Dort treffen sie auf die Tänzerin Roslyn, die sich gerade Scheiden lassen will und einen tieferen Sinn in ihrem Leben sucht. Arthur Miller hatte seine Ehefrau im Sinn, als er für sie die ursprüngliche Kurzgeschichte schrieb, die er später zum Drehbuch umfunktionierte. Der Dramatiker schrieb zart über den Menschen Marilyn Monroe, umkreist ihre große Sanftheit und skizziert so die Sehnsüchte eines Menschen, der ernst genommen werden möchte. Miller verneigte sich vor seiner Ehefrau und gab ihr Raum in einem ernsthaften Drama, das sie ganz zu füllen wusste. Sie spielt gut. Monroe ist der tragende Pol, an dem sich das Werben der drei Männer reibt und so nach und nach ihre tieferen Ansichten über das Leben offenbart. Was erst romantisch erschien, erdet sich nun in seiner brutalen Realität. Der Mensch entblättert sich stets unromantisch, und Arthur Miller schrieb die richtigen Dialoge für John Hustons schnörkellose Inszenierung.

Das letzte Drittel des Films ist bitter, es ist eine Demaskierung des Gefasels von Freiheit und dem Leben als „echter“ Cowboy, denn hinter der wortgewandten Hülle der Romantik verbirgt sich nichts weiter als Narzissmus. John Huston findet in der Wüste Nevadas die richtigen Bilder für Arthur Millers Drehbuch; die Jagd der Wildpferde ist grausam und Monroe bekommt eine fantastische Totale, in der sie schreiend den Männer ihre elendige Rücksichtslosigkeit attestiert. Gierig treiben sie für ein paar Dollar vom Schlachthof gerade mal 15 Wildpferde zusammen, brutal und gänzlich unromantisch werden die Tiere mit Flugzeug und Pickup-Truck gejagt, nur um dann ein wild bockendes Pferd mit dem Lasso müde zu treiben und es elendig zu Boden zu ringen. Die Bilder sind grandios und unangenehm zugleich. Das Drama der Misfits entlädt sich verstörend.

Misfits – Nicht gesellschaftsfähig ist ein interessanter John Huston Film, der mit großen Stars besetzt wurde und im Finale ein Tritt in die Eier des Zuschauers ist. Die Inszenierung ist Old Hollywood, ganz klar, aber dennoch intensiv und nahbar. Marilyn Monroe liefert einen starken und schönen Auftritt ab, sie bekommt ihre Szenen und zeigt ihr Talent. Ein Klassiker hier: die Szene in der Kneipe mit dem Gummiball und dem Schläger. Der Film vermischt die Filmfigur Roslyn mit der echten Marilyn, die in Millers Drehbuch eine psychologisch glaubwürdige Figur jenseits ihres Images spielt. Es ist ein Film aus der Schlussphase des alten Hollywoods. Clark Gable verstarb 12 Tage nach Drehschluss an einem schweren Herzinfarkt, Marilyn Monroe folgte ihm neun Monate später. Montgomery Clift lebte mit seiner schweren Depression und seinen Süchten noch etwas länger und Eli Wallach wird fünf Jahre später Zwei glorreiche Halunken drehen. Neues Kino ist am Entstehen, das klassische Kino verschwindet und europäische Produktionen verändern die Filmsprache Hollywoods. Der Easy Rider kommt.

Das Bild der Blu-ray ist sauber, satt und klar, das Schwarz/Weiß sieht gut aus (und die 4K Scheibe ist sogar noch besser). Der Ton ist gut. Als Extras gibt es den US-Trailer, den deutschen Kinotrailer und dem Mediabook liegt noch ein 24-seitiges Booklet von Lucas Barwenczik bei.

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