Noch lange vor seiner Transformation zum jeder Gefahr spielerisch trotzendem Actionhelden, die spätestens mit MISSION: IMPOSSIBLE (1996) eingeleitet wurde, versuchte sich Tom Cruise nach seinem Durchbruch mit TOP GUN (1986) als Charakterdarsteller zu etablieren. Nach dem internationalen Erfolg des Gerichtsthrillers EINE FRAGE DER EHRE (1992) war es daher nicht überraschend, dass man den charismatischen Hollywoodstar in einem weiteren Film besetzte, der sich in ähnlichen Gefilden bewegt. DIE FIRMA (1993) konnte das Einspiel des bereits genannten Klassikers übertreffen, was aber mit Sicherheit auch daran lag, dass die dazugehörige Romanvorlage von John Grisham ein Bestseller war und sich wie geschnitten Brot verkaufte. Universal Pictures Home Entertainment veröffentlichte den starbesetzten Justizthriller, der den Auftakt zu einer ganzen Reihe von Grisham-Verfilmungen bildete, kürzlich erstmals in 4K. Ob der Film auch heute noch für spannende Unterhaltung sorgt, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: The Firm

Drehbuch: David Rabe, Robert Towne, David Rayfiel; nach dem gleichnamigen Roman von John Grisham

Regie: Sydney Pollack

Darsteller: Tom Cruise, Jeanne Tripplehorn, Gene Hackman, Ed Harris, Wilford Brimley, Holly Hunter, Hal Holbrook, Gary Busey…

Artikel von Christopher Feldmann

In den 1990er Jahren kam kaum jemand um die Geschichten von John Grisham herum. Der US-amerikanische Rechtsanwalt begann in den späten 1980er Jahren eine zweite Karriere als Schriftsteller und schrieb überwiegend Kriminalromane, die im Bereich der Justiz angesiedelt sind. 1991 veröffentlichte er mit DIE FIRMA seinen zweiten Roman und konnte die Filmrechte für 600.000 US-Dollar an Paramount Pictures verkaufen. Dies erregte in Windeseile das Aufsehen verschiedenster Verleger, die sich prompt um Grishams Geschichten rissen. Es folgte Bestseller auf Bestseller und bis heute wurden über 300 Millionen Exemplare verkauft, was Grisham zu einem der erfolgreichsten Romanciers seiner Sparte machte und zum meistgelesenen der 1990er Jahre. Auch im Kino kam man kaum um die Grisham-Thriller herum, wurden allein zwischen 1993 und 1998 doch ganze sieben Bücher verfilmt, von denen DIE FIRMA (1993) nicht nur die erste, sondern auch die heute wahrscheinlich bekannteste und auch erfolgreichste darstellt. Dass Grisham von Kritikern oft nichts weiter als simpel gestrickte Trivialliteratur attestiert wurde, macht sich in der Verfilmung durchaus bemerkbar, ist der Thriller doch weit weniger clever als man es von einem Regisseur wie Sydney Pollack erwarten würde. Stattdessen ist DIE FIRMA ein kompetenter aber auch teilweise recht zäher Krimi, der erst in der zweiten Hälfte so richtig zu unterhalten weiß.

Handlung:

Harvard-Absolvent Mitch McDeere (Tom Cruise) stehen nach seinem Studium alle Türen in der Awaltswelt offen, entscheidet sich aber schlussendlich für eine kleine Kanzlei „Bendini, Lambert & Locke“ in Memphis, die sich stark um den jungen Advokaten bemüht. Ihm werden nicht nur ein Cabrio und ein sattes Gehalt geboten, selbst ein möbliertes Haus ist mit im Paket, damit Mitch mit seiner Frau Abby (Jeane Tripplehorn) das Leben führen kann, das er immer wollte. Als zwei Anwälte der Kanzlei auf mysteriöse Weise ums Leben kommen und Mitch vom FBI konsultiert wird, dass es sich dabei um keinen Einzelfall handelt, wird ihm langsam klar, dass irgendetwas in der „Firma“ nicht mit rechten Dingen zugeht.

Auch wenn die Geschichten nicht immer erstklassig waren, konnten sich die John-Grisham-Verfilmungen immer damit rühmen, eine erstklassige Darstellerriege ihr Eigen zu nennen, die von namenhaften Regisseuren wie Alan J. Pakula (DIE AKTE), Joel Schumacher (DER KLIENT, DIE JURY) oder gar Francis Ford Coppola (DER REGENMACHER) in Szene gesetzt wurde. Bei DIE FIRMA führte Sydney Pollack Regie, der mit DIE DREI TAGE DES CONDOR (1975) bereits eine Duftmarke im Thrillergenre setzen konnte. Hier erzählt Pollack die typischen Grisham-Motive, etwa vom jungen, idealistischen Anwalt, der in Konflikt mit dem juristischen Establishment gerät. Für die Verfilmung wurden einige Teile der Vorlage drastisch verändert, was besonders die Hauptfigur, den Anwalt „Mitch McDeere“ betrifft. Dass Tom Cruise keinen einfachen Rechtsverdreher, der sich in seinen Akten vergräbt, publikumswirksam spielen kann, wussten auch die Produzenten, weshalb entsprechende Passagen auf „Hollywood“ poliert wurden und die Hauptfigur nun selbst aktiv wird, wenn sie in gefährliche Situationen gerät.

Doch bevor es dazu kommt, verbringt DIE FIRMA erst einmal viel Zeit damit, seine Figuren einzuführen und Cruise‘ Charakter in die Welt der elitären Rechtsverdreher mit Spitzengehältern eintauchen zu lassen. Das ist mitunter der größte Schwachpunkt des knapp zweieinhalbstündigen Werks, denn es vergeht sehr viel Zeit, bis es wirklich mal spannend wirkt. Zu Beginn etabliert man zwar ein Bild des jungen Anwalts, der mit seinem Ehrgeiz im Beruf seiner eigenen Herkunft entkommen möchte, um ein besseres Leben zu führen als zuvor, dies wird aber schnell fallengelassen und spielt im Verlauf des Films irgendwann auch keine Rolle mehr. Auch die Beziehung zu seiner Frau „Abby“ gibt nicht mehr her als die typischen „Du-hast-keine-Zeit-mehr-für-mich“-Dialoge. Zudem lässt man den Zuschauer zu schnell in die eigenen Karten schauen, denn um die Tatsache, dass in der „Firma“ etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, macht man keinerlei Geheimnis. Statt hier sukzessiv Spannung aufzubauen, dümpelt die Geschichte eine knappe Stunde vor sich hin.

Erst danach zieht Pollack die Zügel spürbar an. Nicht nur spitzt sich die Situation um „Mitch“ immer mehr zu, auch die Machenschaften der Firma ziehen größere Kreise. Unser Advokat wird irgendwann zum Actionhelden, rennt panisch von Killern verfolgt durch die Straßen, unter der ständigen Angst, erwischt zu werden, müssen Akten beiseite geschafft werden und das FBI mischt auch noch mit, bevor rüber auf die Cayman Islands geschnitten wird, wo sich Ehefrau „Abby“ gerade in „geheimer Mission“ befindet. Dann wenn es zur Sache geht, wird DIE FIRMA relativ over-the-top, macht aber Spaß, auch wenn man über so manche Plotholes hinwegsehen muss, scheinen doch weder „Mitch“, noch die „Firma“ selbst Hintergrundchecks zu machen, größere Distanzen werden in Windeseile zurückgelegt und auch der Zufall spielt eine große Rolle, wenn unser Held seinen Masterplan in die Tat umsetzt. Gerade das letzte Drittel wird maßlos überhöht, was aber vermutlich nötig war, um das Ganze für das Kino aufzupeppen. Da ist es einem versierten Regisseur wie Sydney Pollack zu verdanken, der irgendwann genug Tempo und inszenatorische Finesse an den Tag legt, um den Zuschauer schnörkellos durch die Geschichte zu führen. Und auch wenn er sich zu Beginn in etwas Langeweile verliert, vermittelt er immer noch ein Gefühl des Unbehagens und der Unsicherheit, wem man überhaupt trauen kann. Darauf zahlt auch die nervöse Musik von Dave Grusin ein, die zwar irgendwie zum Ton des Films passt aber mit ihrem pausenlosen Geklimper schwer die Nerven strapaziert. Vielleicht war das aber auch Sinn und Zweck.

Wie fast alle Grisham-Verfilmungen punktet auch DIE FIRMA mit einer beachtlichen Besetzung. Tom Cruise, der hier noch seinen jugendhaften Charme ausspielen konnte, stehen u.a. die aus BASIC INSTINCT (1992) bekannte Jeanne Tripplehorn als Ehefrau, Oscarpreisträger Gene Hackman als zwielichtiger Anwalt und Mentor, Holly Hunter als schlagfertige Sekretärin und Ed Harris als knallharter FBI-Agent zur Seite. Darüber hinaus geben sich noch Hal Holbrook, Wilford Brimley und David Strathairn die Ehre. Ein etwas besseren Gastauftritt hat hier Gary Busey als Privatdetektiv inne und auch der aus GOODFELLAS (1990) bekannte Paul Sorvino hat einen kleinen Auftritt, als Mafiose versteht sich. SAW-Fans können sich derweil an Tobin Bell ergötzen, der hier einen fiesen Auftragskiller mit blonder Mähne mimt. DIE FIRMA ist bis in die kleinsten Rollen gut besetzt und sorgt mit dem Schaulaufen dafür, dass selbst die zähen Passagen noch irgendwie sehenswert sind.

Universal Pictures Home Entertainment veröffentlichte den Film nun hierzulande erstmals als 4K-Version. Der beiliegende Blauling ist identisch mit der alten Blu-ray, weshalb man hier einen guten Vergleich ziehen kann. Die 4K-Version punktet nicht nur mit einer detaillierteren Schärfe, auch das Bildrauschen wurde größtenteils entfernt, was ein glasklares Sehvergnügen zur Folge hat. Der Ton liegt leider nur in Dolby Digital 2.0 Stereo vor, klingt aber trotzdem ordentlich. Neben einem Wendecover findet sich in den Extras leider nur der Kinotrailer.

Fazit:

An DIE FIRMA (1993) hat etwas der Zahn der Zeit genagt. Gerade die erste Hälfte gestaltet sich zäh, allerdings holt Sydney Pollack in der zweiten die Kohlen aus dem Feuer und inszeniert einen zwar etwas zu polierten aber effektiven Thriller mit Staraufgebot. Nicht die beste Grisham-Verfilmung aber immer noch sehenswertes Kino für Fans des Genres.

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