An was denkt der Durchschnittsbürger, wenn er das Wort „Italien“ hört? An Pizza, Pasta und Amore vermutlich. Ok, vielleicht auch an organisiertes Verbrechen und dass die „Famiglia“ über allem steht. Dass das Stiefelland natürlich weitaus mehr zu bieten hat als die üblichen Klischees, dürfte vielen klar sein aber nicht unbedingt US-amerikanischen Filmemachern. Ein perfekter Beweis dafür ist die kürzlich von SquareOne Entertainment im Vertrieb von Leonine veröffentlichte Klamotte MAFIA MAMMA (2023), in der Hollywood-Star Toni Collette unverhofft den Vorsitz einer Mafiafamilie in Sizilien vererbt bekommt. Ob die Klischeeparade wenigstens für Spaß und gute Gags sorgt, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Mafia Mamma

Drehbuch: Michael J. Feldman, Debbie Jhoon

Regie: Catherine Hardwicke

Darsteller: Toni Collette, Monica Bellucci, Giulio Corso, Eduardo Scarpetta, Sophia Nomvete, Alfonso Perguini, Francesco Mastroianni…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Das Leben der typisch amerikanischen Vorstadt-Mama Kristin (Toni Collette) liegt in Trümmern: Als ihr Sohn auszieht, um aufs College zu gehen, ihr Mann sie betrügt und ihr Berufsleben am Scheideweg steht, sehnt sich Kristin nach einer Veränderung. Durch einen unerwarteten Anruf aus Italien erfährt sie, dass ihr Großvater gestorben ist. Kristin reist nach Rom und muss herausfinden, dass ihr Großvater Oberhaupt eines Mafia-Clans war und sie sein Erbe antreten soll. Kristin wehrt sich gegen die Rolle, hat jedoch keine Wahl. Mit der Hilfe ihrer treuen Beraterin Bianca (Monica Bellucci) muss sie sich behaupten und herausfinden, was in ihr steckt – doch ihre Feinde lauern überall!

Ich muss ja zugeben, die Prämisse von MAFIA MAMMA klingt zwar doof aber auch irgendwie spaßig. Eine frustrierte Hausfrau erfährt, dass ihr kürzlich verstorbener, italienischer Großvater, den sie selbst kaum kannte, sie als Alleinerbin eingesetzt hat. Bei der Ankunft im sonnigen Italien muss sie jedoch schnell feststellen, dass dieser ein „Don“, also ein Mafia-Pate war, was natürlich für reichlich Zündstoff sorgt. Das hat mir gereicht, um zumindest etwas Interesse an dem Streifen zu haben, in dem immerhin zwei gestandene Leinwandgöttinnen wie Toni Collette und Monica Bellucci zu sehen sind. Erhofft hatte ich mir eine kurzweilige, nette Komödie, die man in den Abendstunden gut snacken kann, denn solche muss es ja auch geben. Sicher, ich hatte jetzt kein Highlight oder gar den besten Film des Jahres erwartet, dennoch wurde ich enttäuscht, schickt sich MAFIA MAMMA doch so gar nicht an, in irgendeiner Form originell zu sein.

Das Drehbuch wirft beherzt jedes Motiv in den Mixer, das sich in Komödien neueren Datums finden lässt. Die frustrierte Hausfrau, die im Job nicht ernst genommen und vom Ehemann betrogen wird und zudem Anzeichen einer Midlife-Crisis aufweist, die Kehrtwende durch ein unverhofftes Ereignis, was dazu führt, dass sich die Hauptfigur neu erfindet und ihr gesamtes Leben umkrempeln möchte. Der Trip in ein fremdes Land, damit man ein „Fish out of Water“-Szenario etablieren kann, was selbstverständlich zu einem „Culture Clash“ führt, in dem eine US-amerikanische, dauerquasselnde Best-Ager-Frau in so ziemlich jedes Fettnäpfchen tritt. In diesem Fall gesellt sich noch ein eher lauer Gangsterplot wie auch eine obligatorische Romanze dazu und fertig ist die Laube, ein Sammelsurium aus so ziemlich jedem Klischee. Der Gag, dass „Kristin“ zwischen finsteren Nadelstreifenträgern versucht, ihren Anforderungen gerecht zu werden, verpufft schnell, vor allem da der Humor sehr tief stapelt. Es wird viel geblödelt und overacted und wirklich jeder Stereotyp aus der Mottenkiste geholt, ihr müsst euch einfach an ein x-beliebiges Mafiaklischee ins Gedächtnis rufen, der Film wird es euch präsentieren. Dass man natürlich ausgiebig Francis Ford Coppolas DER PATE (1972) zitiert (sogar die Credits sind in der gleichen Schriftart gehalten) und mit anhaltender Beharrlichkeit referenziert, muss man an dieser Stelle nicht unbedingt erwähnen.

Spannend wird der Familienkrieg, mit dem sich „Kristin“ plötzlich konfrontiert sieht auch nicht, denn jede Konfrontation löst schnell in Fremdscham auf, ist dem Film doch daran gelegen, die Protagonistin von einem Fettnäpfchen ins nächste zu schicken. Dass sich Regisseurin Catherine Hardwicke auch noch auf die Fahne schreibt, pseudo-feministische Statements auf die Zuschauer los zu lassen, ist ebenso eine Farce, leidet MAFIA MAMMA doch vor allem unter den altbackenen Rollenbildern. Die italienische Frau ist die Femme Fatale, Männer sind alle Lügner, Verräter oder vollkommen bescheuert und die Heldin dieser Komödie die laute Hausfrau mit Kopfschmerzgarantie. Ich für meine Begriffe konnte weder über die faden Gags lachen, noch mich über die plumpen Figuren amüsieren. Immerhin ein wenig mediterranes Flair durchzieht den Film, der an Originalschauplätzen in Italien gedreht wurde. Das verschafft dem Ganzen zumindest ein wenig Authentizität und ein paar schöne Bilder, die Lust auf den nächsten Urlaub machen. Überraschend war allerdings das Gewaltlevel, auf dem sich Hardwicke bewegt. Für eine platte Komödie wird es recht blutig, auch wenn jeder dieser Momente schnell ins Lächerliche abdriftet.

Warum sich Toni Collette, die dank Rollen in THE SIXTH SENSE (1999), LITTLE MISS SUNSHINE (2006) und dem Elevated-Horror-Hit HEREDITARY (2018) mehr als nur einmal ihr Talent unter Beweis stellen konnte, für dieses Projekt hat verpflichten lassen, bleibt aus künstlerischer Sicht ein Rätsel, am Ende wird der Paycheck und ein paar Wochen „La Dolce Vita“ ausschlaggebend gewesen sein. Immerhin ist sie dafür recht engagiert bei der Sache, Lustlosigkeit kann man ihr in diesem Fall nicht vorwerfen. Dass aber eine Schauspielerin wie Monica Bellucci in einer solch undankbaren Rolle verheizt wird, erschließt sich mir nicht. Der Rest der Besetzung besteht überwiegend aus italienischen Schauspielern, von denen aber niemand viel Eindruck hinterlässt.

SquareOne Entertainment veröffentlichte die Mafiakomödie im Vertrieb von Leonine hierzulande direkt fürs Heimkino. Uns lag zur Ansicht die Blu-ray vor, deren Bild- und Tonqualität absolut ordentlich sind. Als Extras gibt es eine B-Roll und den Trailer.

Fazit:

MAFIA MAMMA (2023) klingt auf dem Papier zwar spaßig, entpuppt sich aber schnell als alberne, vorhersehbare und kein Klischee auslassende Komödie mit Fremdschämgarantie. Toni Collette ist eine tolle Schauspielerin und macht auch hier einen guten Job, insgesamt ist der Film allerdings ein eher schwaches Vergnügen, den man vorausschauend direkt auf Scheibe veröffentlicht hat.

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