Rooooaaar! Vergesst den Cocaine Bear, die wahre Bestie findet Ihr im lange auf sich warten gelassenen Sequel zum recht gelungenen Jaws-Rip-off „Grizzly“ aus dem Jahr 1976. Doch das Monster des mit den blutjungen Megastars George Clooney, Laura Dern und Charlie Sheen besetzten Schockers ist keinesfalls der Bär, sondern Produzentin Suzanne G. Nagy, die aus einem Filmgerippe einen „fertigen“ Film schusterte, der so schlecht ist, dass man es gesehen haben muss. DIGIDREAMS STUDIOS hat den dreisten Rohrkrepierer nun in einer 3-Disc-Edition veröffentlicht, die neben dem Hauptfilm noch die SchleFaZ-Version und den Workprint beinhaltet.

Alternativtitel: Grizzly II: The Predator / Grizzly II: Revenge / Grizzly: – The Concert

Regie: André Szöts / Suzanne G. Nagy

Darsteller: Steve Inwood, Deborah Raffin, John Rhys-Davis, Louise Fletcher, George Clooney, Laura Dern, Charlie Sheen

Artikel von Christian Jürs

Es begab sich im Jahr 1983, als das unbekannte Jungschauspielertrio Laura Dern, George Clooney und Charlie Sheen in einem Wäldchen in der Nähe von Budapest gemeinsam dem Antlitz eines Killergrizzlys gegenübertreten wollten. Satte 7,5 Mio Dollar Budget standen der Produktion des Filmes The Predator (Arbeitstitel) zur Verfügung und gestandene Schauspieler wie John Rhys-Davis und Louise Fletcher waren mit an Bord. Doch dann kam alles ganz anders.

Was genau vorgefallen war, dass lässt sich heute nur noch vermuten. Die Theorie, dass einer der ausführenden Produzenten mit der Kohle durchgebrannt sei und somit keinerlei Geld für Effekte mehr zur Verfügung stand, ist wohl die glaubwürdigste Legende. Vier Jahre nach Drehende, sicherte sich die marodierende Cannon Group die Rechte für das bereits gedrehte Material. Doch das Filmimperium von Menahem Golan und Yoram Globus ging insolvent und der Film geriet in Vergessenheit…

…bis 2007 zumindest. Dann tauchte Grizzly 2: Revenge aka The Predator aka Grizzly 2: The Concert (der wohl passendste Titel) plötzlich wieder aus der Versenkung auf: In Form eines Workprints. Dabei handelt es sich um eine musikfreie Fassung inklusive aller verfügbaren Handlungsszenen. Effekte waren jedoch keine vorhanden (die wurden ja nicht gedreht). Immer wenn diese im Film auftauchen sollten, gibt es hier ein Schwarzbild zu sehen. Wobei, eher grau, denn die Bild- und auch Tonqualität ist unterirdisch.

Es sollten noch weitere 13 Jahre ins Land gehen, ehe die windige Produzentin Suzanne C. Nagy aus dem gedrehten Material einen fertigen Film basten würde. Den Bären bekommen wir dort lediglich in Form einiger Dokumentaraufnahmen zu sehen und in Form einer Teddy-Puppe, die mit ihren wenigen, mechanischen Bewegungen ausschaut wie eine elektronische Figur aus dem Märchenwald für Kleinkinder. Die zwei, drei Einstellungen, die von dieser Attrappe nachträglich gedreht wurden, tauchen gleich mehrfach im fertigen Film auf – man hatte ja nichts anderes zur Verfügung.

Doch um was geht´s eigentlich in Grizzly 2? Nun, die Handlung findet im Yellowstone Nationalpark statt (den wir niemals zu Gesicht bekommen, gedreht wurde ja, wie oben bereits erwähnt, in der Nähe von Budapest). Dort soll ein Rockfestival stattfinden, so eine Art Wacken für ganz Arme. Kurz zuvor erlegt jedoch ein böser Wilderer ein armes, kleines Grizzlyjunges mit dem Schießgewehr. Ein spektakulärer Effekt, sehen wir doch einen kletternden, kleinen Bärenfratz aus neuzeitigen Dokumentaraufnahmen, der plötzlich ein ganz mies digital getrickstes Einschussloch im Wanst hat. Wer genau hinschaut, bemerkt, dass das Jungtier unbeeindruckt von derlei miesen Effekten einfach weiterklettert.

Doch das Tier soll so tot sein wie der Papagei von John Cleese, was Mama Bär in Rage versetzt. Vielleicht wäre der passende Untertitel gewesen: Ein Bär sieht rot, denn, ähnlich wie Charles Bronson im ersten Death Wish-Film, rächt sich der weibliche Winnie Pooh nun an allen Menschen, die ihr unter die Tatze kommen. Ihr erstes Opfer ist natürlich der Wilderer, doch damit hat sie erst Blut geleckt. Kurz darauf erlegt Mama Bär drei unbesorgt campende Jugendliche – George Clooney, Laura Dern und Charlie Sheen, die zwar prominent auf dem Cover verewigt wurden, die jedoch nur den Bodycount am Anfang auffüllen sollen. Eine bizarr blöde Szene by the way, da die Bäreneffekte schlichtweg fehlen.

Bevor die aber das Zeitliche segnen dürfen, lernen wir unsere Hauptfiguren kennen. Als da wären: Den Park Ranger Nick Hollister (Steve Inwood) und die „Direktorin des Bärenmanagements“ Samantha Owens (Deborah Raffin), die beide versuchen, das Rockfestival zu stoppen und die Menschen zu evakuieren. Doch, die Strände werden am 4. Juli offen sein und die Wälder auch. So entscheidet nämlich die Hauptverantwortliche für die Veranstaltung, Eileen Draygon (Louise Fletcher). Stattdessen soll der Grizzly Experte Bouchard (John Rhys-Davis) das Tier fangen, betäuben und umsatteln. Ob das wohl klappt? Overacten kann er jedenfalls – und zwar kräftig.

Die „fertiggestellte“ Fassung von Grizzly 2, die uns kredenzt wurde, ist, gelinde gesagt, eine absolute Frechheit. Es gibt keine Effektaufnahmen, lediglich einen elektronischen Märchenwald-Teddy und gegen Ende, wenn er verbrennt, sehen wir stattdessen den weißen Hai – kein Witz! Trotzdem freute ich mich auf diese Veröffentlichung, da die SchleFaZ-Version mit an Bord ist – und die bereitet dann doch Spaß beim Schauen.

Doch, es ist nicht alles Gold was glänzt und so verfügt die 3-Disc Edition über diverse Mängel. Fangen wir beim Hauptfilm auf Blu-ray an. Dieser verfügt über eine ordentliche Bildqualität und die übliche Tonauswahl, bestehend aus Stereoton und 5.1-Upmix. Doch, oh je, das Bild hakt immer mal wieder, was besonders bei Kameraschwenks unangenehm auffällt. Da liegt wohl ein Codierungsmissgeschick vor.

SchleFaZ– und Workprint-Fassung liegen jeweils auf DVD bei. Die Workprintfassung ist nur ein matschiger Brei, dafür kann aber niemand etwas. Man war sogar bemüht, den ein oder anderen Fehler zu beheben. Die SchleFaZ-Version ist dann aber eine herbe Enttäuschung, zumindest, was die Bildqualität angeht. Diese kommt extrem pixelig daher und ist weit unter normalem DVD-Standard angesiedelt. Nähert man sich dem TV-Gerät zu sehr, sind Kopfschmerzen vorprogrammiert. Meine TV-Aufnahme, die auf einer Festplatte schlummert, sieht da bedeutend besser aus.

Im Bonusbereich gibt es dann einiges zu sichten. Highlight ist das Interview mit John Rhys-Davis, welches von Playzocker Reviews geführt wurde – ich bin auch nirgends vor Clemens sicher. Im Inneren der Hülle befindet sich außerdem ein kleines Booklet mit den literarischen Ergüssen von Mike Blankenburg.

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