Für Nicolas Cage ging es in den vergangenen Jahren karrieretechnisch wieder bergauf. Der einst in den Straight-to-DVD-Sumpf abgerutschte Oscarpreisträger konnte mit ambitionierten Independentfilmen Kritiker überzeugen und fand dank der ironischen Metakomödie MASSIVE TALENT (2022) und der unterhaltsamen Vampirsause RENFIELD (2023) wieder den Weg in die Lichtspielhäuser. Nun erschien nach einem limitierten Kinostart der Thriller SYMPATHY FOR THE DEVIL (2023) auf Scheibe, der Cage nochmal in seiner wohl beliebtesten Art zeigt, nämlich als manisch aufspielender, wild grimassierender Wahnsinniger, der hier einem (vermeintlich) unbescholtenen Familienvater das Leben schwer macht. Ob sich das kammerspielartige Psychospiel, das DCM im Vertrieb von Leonine Studios hierzulande veröffentlichte, auch abseits seines Hauptdarstellers lohnt, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Sympathy for the Devil

Drehbuch: Luke Paradise

Regie: Yuval Adler

Darsteller: Nicolas Cage, Joel Kinnaman, Alexis Zollicoffer, Cameron Lee Price…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Auf dem Weg ins Krankenhaus zu seiner hochschwangeren Frau beginnt für den werdenden Vater James (Joel Kinnaman) eine wahrhaft diabolische Odyssee: Ein mysteriöser Fremder (Nicolas Cage) steigt ungebeten in sein Auto und bedroht Ihn mit einer Waffe. Vor der schillernden Kulisse von Las Vegas zwingt der mysteriöse Fahrgast James in ein teuflisches Spiel, das niemand gewinnen kann, und bei dem nichts so ist, wie es scheint.

Bevor jemand fragt, der Film hat außer dem Titel nichts mit dem 68er-Hit von The Rolling Stones gemein, im selbst wird er nicht einmal angespielt, auch wenn es tatsächlich inhaltlich irgendwo Sinn machen würde. Es ist schon seltsam, dass sich SYMPATHY FOR THE DEVIL diesem erwartbaren Musikeinsatz verwehrt, wenn schon der Film selbst narrativ in absolut generischen Bahnen verläuft. Die Prämisse ist denkbar simpel und gewinnt auch keinen Preis für Originalität. Ein einfacher, unscheinbarer Familienvater ist auf dem Weg ins Krankenhaus, in dem seine Frau gerade Kind Nummer Zwei entbindet. Im Parkhaus des Hospitals angekommen, öffnet sich plötzlich die Tür und ein fremder Typ nimmt auf dem Rücksitz Platz, bedroht unseren Protagonisten mit einer Waffe und zwingt ihn, wieder auf die Straße zu fahren und seinen Anweisungen zu folgen. Warum, weshalb und wieso bleibt natürlich erst einmal offen aber der Zuschauer weiß natürlich, dass das Ganze auf irgendeinen Twist hinauslaufen muss, der die wahren Absichten des Fremden und die fehlenden Hintergründe entlarvt.

Das klingt erst einmal spannend und die Geschichte um einen unbescholtenen Jedermann, der plötzlich in eine brenzlige Situation gerät ist natürlich ein beliebtes Story-Element für spannende Thrillerkost. Das Problem an SYMPATHY FOR THE DEVIL ist allerdings die Tatsache, dass sich das Drehbuch zu sehr in die Karten schauen lässt. Da der namenlose Fahrgast James scheinbar zu kennen scheint, wir als Zuschauer über jenen aber auch keine Informationen erhalten, sondern nur wissen, dass er verheiratet und Vater eines Kindes ist, beziehungsweise in Kürze zweier Kinder, lässt schon mal darauf schließen, dass mit ihm irgendetwas faul ist, weshalb sollte sich sonst jemand die ganze Nacht Zeit nehmen, um ihn psychisch zu malträtieren? Die Auflösung an sich ist dabei auch ziemlich erwartbar und lässt sich anhand der Dialoge schon erahnen. Somit bleibt die Spannung merklich auf der Strecke, da sich auch die Gespräche vordergründig um belanglose Schlagabtausche drehen, die dabei helfen sollen, den Film über die 90-Minuten-Marke zu tragen. Alles wirkt ziemlich beliebig, die große Überraschung bleibt aus und wer in seinem Leben bereits zwei bis drei ähnlich gelagerte Thriller gesehen hat, wird die Handlung schnell durchschaut haben.

Dass SYMPATHY FOR THE DEVIL schließlich doch unterhalten kann, liegt einzig und allein an Nicolas Cage. Der Oscarpreisträger bewies beispielsweise zuletzt in PIG (2021), dass in ihm immer noch ein fantastischer Schauspieler steckt und auch die neueste A24-Produktion DREAM SCENARIO (2023), in der er eine Hauptrolle inne hat, scheint dies zu bestätigen. Hier allerdings liefert Cage noch einmal genau Das, weswegen seine zahlreichen DVD-Heuler der letzten Jahre Abnehmer fanden, nämlich absolute Madness. Mit rotem Sacko und rot gefärbten Haaren overacted sich Cage den Arsch ab und zieht dermaßen vom Leder, dass es eine wahre Freude ist, ihm dabei zuzuschauen. Wer nur für den „Crazy Cage“ kommt, wird hier über alle Maßen bedient, veranstaltet der Hollywoodstar doch wahres Gesichtsfasching. Das wird so sehr übersteigert, dass der eigentliche „Plot“ auch irgendwann niemanden mehr interessiert. Spätestens wenn beide Figuren Rast in einem „Roadhouse“ machen, klebt man nur noch an den Lippen des Antagonisten, in der Ungewissheit, was als nächstes passieren wird.

Joel Kinnaman, dessen Charakter eigentlich Dreh- und Angelpunkt der Geschichte sein soll, hat dem so gut wie nichts entgegenzusetzen und wird von Cage gnadenlos an die Wand gespielt. Das geht auf Kosten der Spannung, wird seine Figur doch konstant uninteressanter. Regisseur Yuval Adler ist stets bemüht, eine beklemmende Atmosphäre zu erzeugen, spielt sich der gesamte Film doch mit Ausnahme der Roadhouse-Sequenz nahezu ausschließlich im Auto ab. Das sorgt vor der Kulisse Las Vegas für einige schöne und stimmungsvolle Bilder, wenn die Dunkelheit von den Leuchtreklamen der Stadt durchflutet wird, allerdings ist das Drehbuch einfach zu flach, als dass man gebannt vor dem Bildschirm sitzt.

DCM brachte den Film im Vertrieb von Leonine Studios ins Heimkino, die Blu-ray punktet mit einem satten, glasklaren Bild und gutem Sound. Die Extras fallen mit dem Trailer erwartbar mager aus. Immerhin ist ein Wendecover ohne FSK-Logo vorhanden.

Fazit:

Als spannender, wendungsreicher Thriller ist SYMPATHY FOR THE DEVIL (2023) eine eher maue Nummer, als crazy Cage-Show ein absoluter Volltreffer. Wem der Plot herzlich egal ist und lediglich für eine wilde Performance von Nicolas Cage kommt, wird mit einem dicken Grinsen in den Abspann entlassen. Wem die wilden Gesichtsentgleisungen und das manische Spiel des Oscarpreisträgers schon in vergangenen Filmen sauer aufstieß, sollte um dieses Werk einen Bogen machen.

Amazon-Links:

Blu-ray

DVD

Prime Video

Christophers Filmtagebuch bei Letterboxd – Your Life in Film

Zurück zur Startseite