Gerard Butler kämpfte sich in der Comicverfilmung 300 in die Herzen der Actionfans und festigte wenige Jahre später seinen Haudrauf-Ruf mit der Rolle des Mike Banning mit der Has Fallen-Reihe. Seither liefert er in regelmäßigen Abständen verlässlichen Actioncontent für seine Fans ab, der mal besser und mal schlechter ausfällt. Zuletzt hatte er mit dem Kracher Plane wieder ordentlich Oberwasser. Ob er diese Qualität im neuen, von LEONINE STUDIOS jetzt im Heimkino veröffentlichten, Actionstreifen wohl halten kann?

Regie: Ric Roman Waugh

Darsteller: Gerard Butler, Navid Negahban, Ali Fazal, Bahador Foladi, Travis Fimmel

Artikel von Christian Jürs

Nach Angel has Fallen und Greenland ist Kandahar bereits die dritte Zusammenarbeit von Schauspieler Gerard Butler und Regisseur Ric Roman Waugh. Für mich eine ein klein wenig ernüchternde Nachricht, entpuppten sich die beiden Vorgängerfilme zwar als handwerklich solide Streifen, mehr aber leider auch nicht. Daher ging ich an Kandahar auch nur gemäßigter Erwartungshaltung heran, was sich letztlich als zum Teil gerechtfertigt herausstellte.

Dabei fängt alles so vielversprechend an. Wir werden Zeuge eines Einsatzes des CIA-Undercoveragenten Tom Harris (Gerard Butler), der gemeinsam mit seinem Kollegen Oliver Alterman (Tom Rhys Harries), unter den Augen des bewaffneten Feindes, als Internettechniker getarnt, seinen Job verrichtet. Doch anstelle für stabiles, schnelles WLAN, installiert er einen Malwarevirus in das System einer iranischen Atomwaffenanlage. Eine hochspannende Szene, perfekt untermalt von der treibenden Musik des Komponisten David Buckley (Jason Bourne).

Die Nummer gelingt und dank der Schadsoftware sprengt sich die Anlage von selbst in die Luft. Operation gelungen, Patient tot. Nun wäre es eigentlich an der Zeit für Tom, den Heimflug anzutreten, doch sein Kontaktmann Roman Chalmers (Travis Fimmel) hat bereits einen weiteren, lukrativen Einsatz in Herat, Afghanistan für seinen besten Mann parat. Widerwillig nimmt er den Job an. Hierfür muss Tom sich, gemeinsam mit dem Übersetzer Mohammad ´Mo´ Doud (Navid Negahban), in das Gebiet der Taliban wagen, als plötzlich seine Tarnung auffliegt.

Schuld an der Misere ist die Journalistin Luna Cujai (Nina Toussaint-White), die bereits seit geraumer Zeit von iranischen Ermittlern unter Beobachtung steht und, um ihre eigene Haut zu retten, Tom und seine Kollegen ans Messer liefert. Durchaus verständlich, doch fortan wird das Gesicht des Undercoveragenten in jeder Nachrichtensendung übertragen, was ihn zum Most-Wanted-Man der Iraner, des Taliban und aller anderen vor Ort operierenden Kräfte macht. Tom bleibt nur noch eine Chance: ein 400 Meilen entfernter Flughafen in Kandahar, in dem in exakt 30 Stunden ein Rettungshubschrauber startet, der ihn und seinen Übersetzer aus dem tödlichen Gefahrengebiet fliegen kann. Doch die Verfolger lauern an allen Ecken und scheinen eine Flucht unmöglich zu machen. Insbesondere der eiskalte Auftragskiller Kahil (Ali Fazal) ist den beiden Flüchtigen stets dicht auf den Fersen.

Basierend auf einem Drehbuch des ehemaligen Nachrichtendienstmitarbeiters Mitchell LaFortune, gelingt es Regisseur Ric Roman Waugh ein offenbar ziemlich realistisches Bild der Situation vor Ort zu erschaffen und auch den Verfolgern mehr Persönlichkeit zu verpassen, als es sonst oft der Fall ist in einem Actionstreifen. Selbst der kaltblütige Kahil ist seiner Arbeit müde und würde lieber einen Posten im Westen beziehen, kann aber schließlich nicht aus seiner Haut. Besondere Tiefe erhält auch Übersetzer Mo, der einst seinen Sohn an den Taliban verlor und somit seine ganz eigenen Dämonen hat, gegen die er anzukämpfen hat. Held Gerard Butler hingegen spielt das, was wir von ihm gewohnt sind. Seine Frau lässt sich scheiden und das Versprechen an seine Tochter, rechtzeitig wieder daheim zu sein, steckt jetzt in der Schwebe. Hat man schon tausendmal gesehen, ist aber letztlich genau das, was der Actionfan von ihm erwartet. Trotzdem, wenn schon das Bild des von ihm dargestellten Profis in allen Nachrichten zu sehen ist, warum rasiert er sich zur Tarnung dann nicht wenigstens auf der Flucht den Rauschebart ab, um nicht sofort erkannt zu werden? Vermutlich, weil er diesen für die im Anschluss anstehenden Dreharbeiten zum Criminal Squad-Sequel ebenfalls benötigt. Ein wenig professioneller hätte es aber dann doch ausfallen können.

Auf der Habenseite kann Kandahar gut gefilmte Action und realistische, nicht so sehr nach CGI aussehende Explosionen für sich verbuchen. Trotzdem gibt es, trotz der schweißtreibenden Ausgangssituation, immer wieder Leerlauf zu verbuchen und auch der anfangs treibende Soundtrack mutiert oftmals zu arabischen Gesangsklängen, die zwar zum Wüstensetting passen, die Action aber ausbremsen. Bei dieser macht es sich Regisseur Ric Roman Waugh hier und da leider auch etwas einfach. Etwa, wenn unser Held mit dem Auto über einen Wochenmarkt fliehen muss und – ohne das wir erfahren wie es ihm gelingt – seine Verfolger innerhalb einer Einstellung plötzlich den auffälligen Wagen aus den Augen verlieren.

Trotzdem ist Kandahar für Fans von Gerard Butler insgesamt sehenswert. Mir lag zur Sichtung die Blu-ray vor. Diese besticht durch eine großartige Bild- und Tonqualität. Im Bonusmaterial befindet sich eine Featurette und Trailer. Wer also seine Erwartungshaltung nicht allzu hoch schraubt, wird solide unterhalten. Für die heimische Couch ist Kandahar perfekte Feierabendunterhaltung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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