Am 13. Januar 2023 begab sich Schauspieler Julian Sands trotz eindringlicher Witterungswarnungen auf eine Wanderung in der Bergregion Mount Baldy bei Los Angeles. Er kehrte nie zurück. Sein lebloser Körper wurde etwa ein halbes Jahr später gefunden. Einer von Sands letzten Filmen wurde nun von EUROVIDEO in digitaler Form veröffentlicht. Ob der Horrorfilm um ein mysteriöses, unvollendetes Musikstück, welches seinen Zuhörern den Tod bringt, eine würdige Abschiedsvorstellung ist, verrate ich Euch in meiner Kritik.

Originaltitel: The Piper

Drehbuch & Regie: Erlingur Thoroddsen

Darsteller: Charlotte Hope, Julian Sands, Oliver Savell, Kate Nichols, Aoibhe O’Flanagan, Salomé Chandler

Artikel von Christian Jürs

Eine Melodie, die den Schrecken mit sich führt – das kennen wir spätestens, seit der Holzmichl, Schnappi und Blümchen die Charts dominierten. Doch die Töne, die in Curse of the Piper – Melodie des Todes erklingen, sind, man mag es kaum glauben, noch grauenerregender.

Alles beginnt mit der angesehenen, aber in die Jahre gekommenen Komponistin Katherine (Louise Gold), die die Notenblätter der, laut deutschem Zusatztitel, Melodie des Todes (übrigens der gleiche Untertitel, den hierzulande auch der Erotikthriller Sea of Love mit Al Pacino und Ellen Barkin verpasst bekam) verbrennen will, damit niemand je von dieser erfährt. Doch das Feuer greift auf die ältere Dame über, bis diese gut durch ist.

Dirigent Gustafson (Julian Sands) ist am Boden zerstört, denn eigentlich sollte das Musikstück bei einer Spendengala vor Kindern aufgeführt werden. Allgemein eigentlich keine gute Idee, denn fünfzig Jahre zuvor spielte man das Kunstwerk schonmal vor den lieben Kleinen, die daraufhin spurlos verschwanden. Kann aber auch ein Zufall gewesen sein (hust).

Melanie Walker (Charlotte Hope), selbst Teil des Sinfonieensembles und Teilzeitkomponistin (mit bisher wenig Erfolg), wittert ihre Chance, da sie einst unter Katherine ihr Handwerk gelernt hatte und sich nun in der Lage sieht, die größtenteils verbrannten Notenblätter wieder zu einem homogenen Ganzen zusammenzufügen. Obwohl Gustafson nicht so recht an die junge Frau glaubt, die zudem noch alleinerziehende Mutter einer schwerhörigen Tochter (Aoibhe O’Flanagan) ist, überlässt er ihr den Auftrag, jedoch mit der Drohung, dass, sollte sie scheitern, ihre Zeit in seinem Sinfonieorchester damit beendet sei.

Davon lässt sich die selbstbewusste Melanie nicht ausbremsen und macht sich umgehend ans Werk. Erstaunlicherweise fließen die Noten nur so auf die Blätter. Doch damit entfesselt sie eine böse Macht, die sowohl von ihr als auch von ihrer Umwelt Besitz ergreift. Es dauert nicht lange und das Unheil nimmt seinen Lauf, als Colin (Oliver Savell), der Sohn von Melanies Freundin Nancy (Kate Nichols) den Tönen erliegt und spurlos verschwindet. Das Böse scheint die Oberhand zu gewinnen…

Gar nicht mal so unoriginell von Drehbuchautor und Regisseur Erlingur Thoroddsen, die Sage vom Rattenfänger von Hameln als düstere Horrorvariante zu verfilmen. Es gelang ihm, die Story geheimnisvoll genug zu inszenieren, dass ich gebannt vor dem Bildschirm kleben blieb. Auch die Darsteller agieren überzeugend und die Gelegenheit, nochmal Julian Sands in Aktion zu erleben, ist die Leihgebühr von Curse of the Piper – Melodie des Todes absolut wert.

Allerdings nur die Leihgebühr, denn im letzten Drittel, wenn der Rattenfänger Gestalt annimmt und losmordet, mutiert der Film zum 08/15-Monstermovie mit ein paar Splattereinlagen und mäßigem CGI. Die Atmosphäre, die Curse of the Piper – Melodie des Todes bis dahin sorgsam aufgebaut hat, ist dann leider dahin. Auch das modische Ende, welches aus allen Poren das Wort „Sequel“ schreit, gehört mittlerweile zum Genrestandard und überrascht gar nicht. Trotzdem ist der Film kein Totalausfall, dafür ist die erste Stunde atmosphärisch und interessant genug. Ruhen Sie in Frieden, Mr. Sands. Es war mir immer wieder eine Freude, sie bei ihrer Arbeit sehen zu dürfen.

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