Reifen von Hankook fahren auf dem Mond! Hankook Reifen fahren einfach überall! Diese Kameraeinstellung werde ich nicht vergessen. Der Mond-Rover parkt im Vordergrund und ein nagelneuer Gummireifen, mit prominent platzierten Hankook-Logo, schreit groß ins Bild: „Da sind wir!“. Für diesen lupenreinen Werbeshot hat der Reifenhersteller sicher ein bisschen in die Tasche gegriffen, lässt sich das Bild doch auch für Anzeigen optimal nutzen. Sogar die koreanische Flagge steckt im Mondboden. Von der amerikanischen Flagge hingegen ist in The Moon weit und breit nichts zu sehen. Komisch. Aber es war ja auch nicht Stanley Kubrik, der diesen Film drehte, sondern der Koreaner Kim Yong-hwa, der hier einen waschechten Kommerzklopper ablieferte und dabei alle Register zog, das Leben seiner drei Astronauten permanent zu gefährden. Für die größte Gefahr sorgt allerdings das unprofessionelle Verhalten der Astronauten im All selbst und die emotionalen Verstrickungen auf der Erde. CAPELIGHT PICTURES brachte diesen futuristischen Katastrophenfilm nun bei uns im Heimkino heraus.

Originaltitel: Deo mun

Regie: Kim Yong-hwa

Darsteller: Sol Kyung-gu, Do Kyung-soo, Kim Hee-ae

Artikel von Kai Kinnert

Im Jahr 2029 wird das südkoreanische Raumschiff Woori-ho auf dem Weg zum Mond bei einer Sonneneruption beschädigt, wodurch die Kommunikation zur Bodenstation unterbrochen wird. Bei Reparaturarbeiten am Außenmantel kommt es schließlich zu einer verheerenden Explosion. Einziger Überlebender ist der Astronaut Sun-woo, der nun mehrere Hunderttausende Kilometer von der Erde entfernt um sein Leben kämpfen muss.

Der Film ist gerade mit dem Abspann durch, und ich habe irgendwie nichts von der Handlung vergessen. Das kann ein gutes, aber auch ein schlechtes Zeichen sein. Also, da gab es vor einigen Jahren diese drei Astronauten, die für Korea zum Mond geschossen werden sollten und es nicht schafften, da die Kiste, wie einst die Challenger, explodierte. Der leitende Flugdirektor fühlte sich schuldig und ging in den Ruhestand. Der Ingenieur, der die Rakete entwickelte, nahm sich das Leben. Der Sohn des Ingenieurs wurde daraufhin ein Navy Seal und ist jetzt einer der drei Astronauten, die nun, im Jahre 2029, zum Mond fliegen sollen. Am besten ohne Explosion. Der Jungspund kann zwar kein Raumschiff fliegen und besitzt auch sonst keine Fähigkeiten, die im All helfen könnten, hält wohl aber, so die Dialoge, eine stark gefestigte Mentalität und Zielstrebigkeit inne. Von wegen, das sieht in den ersten 20 Minuten des Films ganz anders aus, denn es geschieht ein Unglück!

Kaum im All, schon tot – so könnte man es auch formulieren. Von innerer Gefasstheit keine Spur, dreht der junge Navy Seal völlig durch und schiebt heulende Panik, wobei das Gebrüll aus der Leitstelle auch nicht gerade hilfreich ist. Die drei Astronauten werden nämlich schnell auf den Jungspund in der Kommandokapsel reduziert und es scheint sich nun zu rächen, keinen Profi oder Piloten ins All geschossen zu haben, sondern einen 26jährigen, der sich vor lauter Hysterie beinahe selbst ins Weltall schießt. Um seinen sterbenden Kommandanten zu retten, hampelt der Navy Seal an der Luftschleuse herum und will eine Art Notausgang nach Draußen öffnen – ganz so, als wäre er ein betrunkener Fluggast, der den Notausstieg eines Airbus 320 in 12 Kilometer Höhe über der Zugspitze öffnen möchte. Warum man mitten in der Kommandokapsel eine schlichte und ungesicherte Tür zum Weltall installierte, mag das Geheimnis des Ingenieurs sein, der hier scheinbar Fallen für die Nachlässigkeit einbaute. So kreischt der Seal im Inneren und dreht – im wahrsten Sinne des Wortes – am Rad der Tür, nur um vom im All schwebenden Kommandeur mit beruhigenden Worten davon abgehalten werden zu müssen. Der nach eigenen Angaben nur noch 15 Sekunden zu leben hat, diese Sekunden aber zu einer zweiminütigen Abschiedsrede strecken kann. Im All gehen die Uhren eben anders. Überhaupt scheint die Physik, sowie das Zeit-Raum-Gefüge, in diesem Film nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Bevor die im All schwebenden Astronauten sterben, hauen sie sich derartig unprofessionelle Dialoge um die Ohren, dass man sich das Eingreifen der Leitstelle wünscht, sie möge doch für sofortige Funkdisziplin sorgen. Doch wer im Weltall nur rumquatscht und mit seiner goldenen Sonnenblende ob des dramatisch-optischen Effektes herumspielt (Blende auf, Blende zu, Blende auf, Blende zu…glotz ohne Blende in die Sonne), der muss eben sterben.

Die Panik erreicht auch die Leitstelle und die Angehörigen, wobei der Seal noch ein Herzblatt auf der Erde hat, das ihn heiraten will und ihm einen kleinen Stoffhund als Maskottchen mit auf die Reise gab. Dieser Stoffköter schwebt die ganze Zeit über durch das Kommandomodul und wird am Ende mit Panzertape am Astronautenanzug befestigt. Love is in the air, everywhere I look around! Die Leitstelle schreit also fortan auf den Seal ein, jetzt endlich zur Erde zurückzukehren, als der – zu Ehren seines Vaters – beschließt, eigenhändig auf dem Mond zu landen. Von nix eine Ahnung, aber das kann er dann. Einen Hebel hier umlegen, ein Knöpfchen da drücken, und schon geht’s zur Mondlandung über. Nach dem die Leitstelle nun kapiert hat, dass der mental gefestigte Seal in einem unprofessionellen Anfall von Rührseligkeit und Vaterehre nun auf dem Mond landen will, reaktiviert man den zurückgetretenen Flugdirektor, der sich zur Wildschweinjagd in die koreanischen Wälder zurückgezogen hat. Doch damit beginnen die Probleme erst, denn der junge Navy Seal misstraut emotional dem ehemaligen Flugdirektor, war der doch für den Selbstmord seines Vaters verantwortlich!

Kaum auf dem Mond, wird aus dem hysterischen Seal ein cooler Astronaut, der mit entschlossener Schuljungenmine Bodenproben aus dem Mondboden bohrt und seismische Messungen vornimmt. Doch da ruft die NASA an: Meteoritenschauer! Der Seal muss schnell seine Sachen packen und zusehen, dass er aus dem Krater zurück zu seinem Kommandomodul kommt, denn die Meteoriten schlagen überall ein! Dank der Hankook Reifen gelingt das und so schafft es der Film, auch noch eine actionreiche Flucht mit einem Fahrzeug auf dem Mond zu inszenieren. Meine Güte, die Karre fährt 120! Derweil schlägt der ehemalige Flugdirektor den Reset der Kommandokapsel vor, da die Stromversorgung zickt und nur ein Neustart das System flugfähig machen kann. Und das alles, während der arme Kerl, von Meteoriten verfolgt, sich in die Kapsel retten will. Wer schon mal „schnell“ seinen PC neustarten wollte, kennt die möglichen Problematiken. Wer nun glaubt, das wäre schon der Schluss des Filmes, wird eines Besseren belehrt: Das waren die ersten 36 Minuten.

Es kommt noch dicker. Es ist nicht der einzige Meteoritenschauer – und auch nicht die einzige Landung auf dem Mond. Was da alles passieren kann, verrückt! Im All droht ständiges Ungemach, auf Erden hingegen reichlich Emotionen und Tränen. Wie gut, dass der Seal so gefestigt ist. 

The Moon ist eine echte Knalltüte aus dem All. Fehlt noch herausfallendes Konfetti, wenn man das Steelbook öffnet. Das Drehbuch wurde mit grober Stricknadel aus allerlei Katastrophenfilmen zusammen gegoogelt und mit klebrigen Quatsch-Dialogen und Sandkistendramaturgie verleimt. Die Effekte hingegen sind gar nicht so schlecht, wobei die Fluchtsequenz mit dem Moonrover – trotz physikalischer Albernheiten – spannend inszeniert wurde. In diesen Momenten der Action agiert der Film zwar jenseits jeglichen Realismus, kann dafür aber unterhalten. Was auch daran liegt, das dann die Emotionen und Dialoge ganz heruntergefahren werden. Hätte, hätte, Fahrradkette! Aber hätte man diese dämlichen Dialoge und die alberne Kindergartendramaturgie durch mehr Ruhe und Realismus ersetzt, hätte das tatsächlich ein guter Film werden können. Wurde es aber nicht. Houston, wir haben ein Problem!

Das Bild der Veröffentlichung ist sauber, satt und klar, der Ton ist gut. Als Extras gibt es Trailer.

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