Seit meiner Kindheit wird Stephen King als Meister des Horrors verehrt. Damals wurden die Verfilmungen seiner Romane regelmäßig zu Kassenschlagern und von der Kritik gefeiert, obwohl Horror im Mainstream eher ein Nischendasein führte und nicht zum guten Ton gehörte. Auch heute noch entstehen regelmäßig Filme nach seinen Werken, zumeist basierend auf den älteren Büchern. PLAION PICTURES brachte uns Ende letzten Jahres eine weitere Interpretation einer seiner populärsten Geschichten in die Kinos. Jetzt folgt die Heimkinoveröffentlichung. Darin gibt es kein Bett im Kornfeld, sondern ein Massaker in selbigem. Vorhang auf für die Kinder des Korns, die hierzulande in Buchform noch die Kinder des Mais waren und in den Filmen, tatsächlich recht passend, zu den Kindern des Zorns umgetauft wurden.

Originaltitel: Children of the Corn

Regie: Kurt Wimmer

Darsteller: Elena Kampouris, Kate Moyer, Callan Mulvey, Bruce Spence, Stephen Hunter

Artikel von Christian Jürs

Stephen Kings Es war 1990 eine erfolgreiche TV-Adaption des Mammut-Romans und bekam ein noch erfolgreicheres, zweiteiliges Kinoremake vor ein paar Jahren spendiert. Auch Carrie – Des Satans jüngste Tochter suchte uns mehrfach heim und ebenso wurde der Friedhof der Kuscheltiere gleich mehrfach genutzt, um die Liebsten als Zombies zurückkehren zu lassen. Der absolute Spitzenreiter in Sachen Mehrfachverfilmung einer Stephen King Vorlage ist aber eindeutig die Kurzgeschichte Children of the Corn / Kinder des Mais.

Die erste Verfilmung aus dem Jahr 1984 schaffte damals sogar den Sprung in die Kinos und konnte mit Linda Hamilton in der weiblichen Hauptrolle punkten, die kurz darauf als Sarah Connor in Terminator weltberühmt wurde. Der Film war eher mittelmäßig, entgegen dem, was in den Folgejahren aus dem Franchise gemacht wurde, jedoch pures Gold. Es sollten acht Jahre ins Land gehen, ehe die Kinder des Zorns-Maschinerie so richtig auf Hochtouren kommen sollte. Seither schlachten die bösen, maisanbetenden Kinder fast alle Jahre wieder. Hier einmal eine Aufzählung der Filmtitel, an die sich vermutlich die Wenigsten von Euch erinnern können:

  • Kinder des Zorns 2 – Tödliche Ernte (1992)
  • Kinder des Zorns 3 – Das Chicago Massaker (1995)
  • Kinder des Zorns 4 (1996)
  • Kinder des Zorns 5 – Feld des Terrors (1998)
  • Kinder des Zorns 6 – Isaacs Rückkehr (1999)
  • Kinder des Zorns 7 – Revelation (2001)
  • Kinder des Zorns (2009)
  • Kinder des Zorns – Genesis (2011)
  • Kinder des Zorns – Runaway (2018)

All´ diese Sequels und Remakes waren unsägliche Videoware, mit der man einst gutes Geld verdienen konnte, die aber allesamt vergessenswert geraten sind. Jetzt, beim elften (!) Versuch durfte Regisseur und Drehbuchautor Kurt Wimmer sein Glück versuchen. Der hat auf der Habenseite immerhin den ansehnlichen Equilibrium mit Christian Bale zu bieten, allerdings auch die SciFi-Gurke Ultraviolet. Zuletzt verfasste er das Drehbuch zu The Expendables 4 und zum strunzdoofen The Beekeeper, was auch eher skeptisch macht (wobei Letzterer erstaunlich erfolgreich im Kino sein Dasein fristete). Kinder des Zorns entstand bereits im Coronajahr 2020 und lag seither auf Halde. Ein Warnsignal, welches ich mir zu Herzen hätte nehmen sollen.

Diesmal spielt die Geschichte im kleinen Örtchen Rylstone, Nebraska. In jenem Kaff lebten die Menschen jahrelang von ihrer üppigen Maisernte. Doch diese Zeiten sind vorbei. Die Felder sind, aufgrund der Nutzung von Chemikalien zur Schädlingsbekämpfung, tot. Frust macht sich im Ort breit und viele Menschen reisen ab. Eines Tages staut sich der Frust so sehr bei einem der Bewohner an, dass dieser einen Amoklauf an den Erziehern des örtlichen Waisenhauses begeht. Zwar tötet er nur die Erwachsenen, das ungelenke (und völlig unglaubwürdige) Eingreifen der Polizei mit Giftgas führt jedoch dazu, dass nicht nur der Attentäter, sondern auch sämtliche Kinder der Wohneinrichtung ums Leben kommen. Lediglich die zwölfjährige Eden Edwards (Kate Moyer) kommt mit dem Leben davon, da sie zur Tatzeit draußen spielen war.

Nach dieser unglücklichen Tat ist das Fass am Überlaufen bei den Kindern und Jugendlichen im Dorf. Eden scharrt als Anführerin alle Minderjährigen um sich herum, um einen blutigen Aufstand zu proben. Gemeinsam machen sie Jagd auf alle Erwachsenen, sperren diese ins Gefängnis und opfern die Erziehungsberechtigten „dem, der hinter den Reihen geht“ im verdorrten Maisfeld. Einzig die gerade volljährig gewordene Boleyn (Elena Kampouris), die in Kürze ihre Heimat zwecks Antritts eines Studienplatzes verlassen wollte, stellt sich dem Kinder-Mob entgegen und versucht, dem sadistischen Treiben Einhalt zu gebieten.

Mit den dezent eingeworfenen Themen Klimawandel und Umweltverschmutzung versuchte sich Kurt Wimmer also an einer Neuinterpretation der kurzen Stephen King Geschichte. Auf der Habenseite hat er eine atmosphärische Ausleuchtung der Szenerie zu bieten und den ein- oder anderen Splattereffekt. Leider war es das dann auch schon mit den positiven Aspekten des aktuellen Kinder des Zorns.

Kam das Massaker in der Ur-Verfilmung aus dem Jahr 1984 noch halbwegs glaubwürdig daher, lassen sich die Kids diesmal Zeit mit dem Meucheln der Großen. Das führt zu allerlei Kopfschütteln, fragt man sich doch, wie dämlich die Erwachsenen eigentlich sind, denn keiner wehrt sich gegen das kleine, zwölfjährige Mädchen und ihre kleine Killertruppe. In der Realität hätte man den Knirpsen vermutlich mit Playstation-Entzug gedroht und schon wäre Ruhe im Karton gewesen. Hier aber ergibt man sich einfach seinem Schicksal. Auch hat der Film, bis auf seine wenigen, aktuellen Bezüge, nichts zu erzählen, was wir in den zehn Filmen zuvor nicht bereits gesehen hätten. Und Grusel kommt schon gar nicht auf, dafür werden uns immer wieder sinnlose Jumpscares auf der Tonspur präsentiert.

Kinder des Zorns aus dem Jahr 2020 ist leider ein großer Satz mit X, der im Kino für lange Gesichter gesorgt haben dürfte. Im Heimkino ist der Film deutlich besser aufgehoben. Seinen zehn Vorgängern gegenüber ist er aber leider auch nicht überlegen. Schade!

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