Kürzlich gab Sir Michael Caine bekannt, dass er in den Ruhestand wechselt. Es sei dem in Kürze 91 Jahre alt werdenden Mimen gegönnt, immerhin verzauberte er uns viele, viele Stunden mit seinem Können auf der Leinwand oder dem TV-Gerät. Doch nicht nur für ihn war In voller Blüte der letzte Vorhang, auch Co-Star Glenda Jackson ist hier ein letztes Mal zu sehen, verstarb sie doch leider im Sommer letzten Jahres und bekam den Film nicht einmal mehr zu Gesicht. LEONINE STUDIOS hat den Schwanengesang der Altstars nun im Heimkino veröffentlicht. Wir verraten Euch, ob es sich hierbei um eine würdevolle Abschiedsvorstellung handelt.

Originaltitel: The Great Escaper

Regie: Oliver Parker

Darsteller: Michael Caine, Glenda Jackson, Carlyss Peer, John Standing, Wolf Kahler, Will Fletcher

Artikel von Christian Jürs

So mancher legendäre Schauspieler beendete seine Filmkarriere ein Werk zu spät. Clint Eastwood etwa, der nach dem sehenswerten The Mule während der Coronapandemie mit Cry Macho seinen Schauspielabgesang gab (als Regisseur folgt immerhin noch Juror #2), war für die Rolle des ehemaligen Rodeoreiters einfach zu alt und gebrechlich. Ebenfalls schlecht traf es vor zwanzig Jahren Gene Hackman, der nach dem spannenden Gerichtsthriller Das Urteil seinen Hut nach der mäßigen Komödie Willkommen in Mooseport nahm. Den Preis für den schlechtesten Abgesang erhält von mir aber Sean Connery, der mit Forrester: Gefunden ein würdiges Alterswerk hinlegte, dann aber leider noch den Superhelden-Quatsch Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen machte, nachdem er, verständlicherweise, die Lust am Schauspiel verloren hatte.

Nun also heißt es Abschied nehmen von Michael Caine und seiner Filmpartnerin Glenda Jackson, die, soviel sei vorab verraten, ähnlich wie Robert Redford mit Ein Gauner und Gentleman, ein glücklicheres Händchen bei ihrem letzten Vorhang bewiesen. Beide standen bereits 1975 gemeinsam vor der Kamera, für das Ehedrama Die romantische Engländerin – so schließt sich der Kreis. Bei In voller Blüte handelt es sich um eine Geschichte, die das Leben schrieb, denn die von Jackson und Caine dargestellten Bernard und Irene Jordan gab es wirklich. Der zeitnah entstandene Streifen The last Rifleman mit Pierce Brosnan widmet sich übrigens ebenfalls den Erlebnissen des neunzigjährigen Bernard Jordan, aber das nur nebenbei.

Bernard „Bernie“ Jordan (Michael Caine / jung: Will Fletcher) gehörte zu den Soldaten, die im Juni 1944 mit den alliierten Streitkräften an den Stränden der Normandie landeten. Er gehörte zu den Glücklichen, die dieses Schreckensszenario des Zweiten Weltkriegs überlebten. 2014 lebte er, gemeinsam mit seiner geliebten Frau Irene „Rene“ Jordan (Glenda Jackson / jung: Laura Marcus), in einem Altersheim, da beide mittlerweile unter erheblichen Gebrechen leiden.

Zum 70. Jahrestag des D-Days möchte Bernie unbedingt an der Gedenkfeier in Frankreich teilnehmen. Doch die Reservierung eines Platzes in der Seniorenreisegruppe erfolgte seitens seines Pflegeheimes zu spät und so ist bereits alles ausgebucht. Für Bernie bricht zunächst eine Welt zusammen, doch dann bestärkt Rene den etwas klapprigen Rentner, seinen Willen durchzusetzen. Sie hätte allerdings niemals damit gerechnet, dass er diesen Worten Taten folgen lassen würde. Und so stiehlt sich Bernie mit seinem Rollator einfach aus dem Altenheim, steigt in ein Taxi und begibt sich auf die beschwerliche Reise nach Frankreich. Ganz, ohne die daraufhin aufgebrachte Belegschaft der Pflegeeinrichtung zu informieren.

Auf der Fähre, die Bernie in Dover betritt, lernt er den etwa gleichaltrigen Veteranen Arthur (John Standing) kennen, der ihm das Angebot macht, sein Hotelzimmer in der Normandie zu teilen, was er dankend annimmt. Vor Ort feiern die ehemaligen Soldaten zunächst ihr Zusammentreffen, doch Bernie hat einen triftigen Grund, warum er diese letzte Reise unbedingt antreten musste – und dieser Grund ist ein äußerst tragischer.

Machen wir es kurz: In voller Blüte ist eine durchaus gelungene Abschiedsvorstellung, die aber nicht ganz ohne Schwächen daherkommt. Zu schwülstig die Filmmusik und zu klischeehaft und optisch billig wirken die (glücklicherweise wenigen) Rückblicke auf die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Diese Mankos machen die Darsteller aber allesamt wieder wett. Besonders bewegend ist eine Szene, in der Wolf Kahler, der einst neben Michael Caine in Der Adler ist gelandet zu sehen war, als Deutscher Überlebender des D-Days auf Bernie trifft und beide ihren Frieden miteinander machen. Auch kurz darauf, wenn Irene ihrer jungen Pflegerin (Danielle Vitalis) ein Geheimnis offenbart, sollten die Taschentücher in Reichweite liegen. Insgesamt ein kleiner, feiner Film, bei dem es sich Michael Caines Stammsprecher Jürgen Thormann, der mittlerweile stolze 96 Jahre alt ist, nicht nehmen ließ, seinen Ruhestand zu unterbrechen, um Caine noch einmal seine vertraute, deutsche Synchronstimme zu verpassen. Danke hierfür, Herr Thormann.

Leonine Studios gönnte dem Film im physischen Sektor leider nur eine DVD-Auswertung, wer den Film in HD oder UHD sichten möchte, muss zum Stream greifen. Auf DVD befinden sich drei Featurettes und der Trailer als Bonus.

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