So mancher deutsche Filmtitel erschließt sich mir nicht. Der (!) Tiger von Osaka? Dabei ist die titelgebende Hauptfigur doch weiblicher Natur. Müsste es dann nicht korrekt heißen: Die Tigerin von Osaka? Oder neudeutsch, modern und woke: Das Tiger*innen von Osaka? – wobei, von woke-sein ist dieser japanische Exploitation-Krimi so weit entfernt wie Heidi Klum von einer erotischen Stimme. Hier wird die Wurst gemacht und auch die Sau geschlacht. Shootouts, bei denen die prall gefüllten Blutbeutel am Körper der Protagonisten ordentlich platzen gibt es hier ebenso, wie fröhliche Rape-Szenen, die auf der Schnodder-Synchronspur (unter der Regie von Rainer Brandt entstanden) mit freudigen Ausrufen wie „Jetzt wird erstmal gef…t!“ angepriesen werden. LUCKY 7 spendierte dem süßsauren Exploitation-Kracher endlich hierzulande eine würdige Veröffentlichung. Ungekürzt, komplett synchronisiert, in gestochen scharfem HD und mit dem groovigen Seventies-Soundtrack auf CD im Gepäck.

Originaltitel: Zeroka no onna: Akai wappa / Zero Woman: Red Handcuffs

Regie: Yukio Noda

Darsteller: Miki Sugimoto, Eiji Gô, Hideo Murota, Yôko Mihara

Artikel von Christian Jürs

Das war mal ein „Aha„-Moment, als ich Der Tiger von Osaka aus dem Hause Lucky 7 in den heimischen Player legte. Zwar war mir der Titel geläufig, doch ich vermutete dahinter nur just another Asian Action Movie. Weit gefehlt, denn was mich erwartete, war (S)Exploitation at it´s best – oder, wie es das Lexikon des internationalen Films so treffend ausgedrückt hat: „abstoßender, miserabel gestalteter Actionfilm voller sadistischer Szenen, garniert mit obszönem Dialog„. Im Grunde wäre damit alles gesagt – ich schreib aber trotzdem weiter.

Gleich zu Beginn lernen wir unsere Hauptfigur kennen: Rei (Miki Sugimoto), die sich in einer Bar von einem sympathischen Europäer ansprechen lässt, der sich, trotz seines englischen Namens Richard Saxon (Ralph Jesser), als deutscher Diplomat entpuppt. Doch er hat noch einen Zweitjob, nämlich den als Frauenbetäuber, -vergewaltiger und -mörder, der in Rei scheinbar sein nächstes Opfer gefunden hat. Tja, denkste, er konnte ja nicht ahnen, dass Rei eine knallharte Polizistin ist, die sich zwar betäubt stellt und ihren Peiniger auch an bisschen an ihren Brüsten spielen lässt, doch kaum wendet er sich kurz ab, um seine Folterutensilien hervorzukramen, da sitzt die Gute auch schon aufrecht auf dem Bett und entwaffnet den Bösewicht mit Hilfe ihrer roten Handschellen und einer Pistole, mit der sie ihm den Zauberstab in der Hose wegschießt. Ein großer Sieg für die Gerechtigkeit, doch ihre Vorgesetzten sehen das irgendwie anders und sperren den weiblichen Cop für ihren Selbstjustizeinsatz ins Gefängnis.

Der Aufenthalt dort ist aber nur von kurzer Dauer, da die örtliche Polizei ihrer Hilfe bedarf. Ein paar wirklich fiese Buben, angeführt vom brutalen Toky (Eiji Gô), haben nämlich Kyōko Nagumo (Hiromi Kishi), die junge Tochter des hochrangigen Politikers Zengo Nagumo (Tetsurô Tanba), entführt. Damit der kein Lösegeld bezahlen muss, entschließt man sich, Rei Undercover in die Bande einzuschleusen. Dort soll sie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen, das Mädchen freizubekommen.

Die Ärzte sangen einst Männer sind Schweine, ein Titel, der hier auch wie die Faust aufs Auge passt. Jeder, wirklich jeder, männliche Charakter hat hier Dreck am Stecken. Insbesondere natürlich die Entführer, die ihr Opfer zur Zeitüberbrückung bis zur Lösegeldübergabe auch mal durch die Bank weg vergewaltigen. Okay, es gibt einen unter den Böslingen, der dieser erzwungenen Fleischeslust entsagt und sogar zur Polizei läuft, um sein Gewissen zu entlasten. Doch wie erwähnt, Männer sind Schweine, auch bei der Polizei, wo man den armen Kerl ordentlich in die Mangel nimmt.

Mal abgesehen von der entführten Politikertochter sind aber auch die Damen in diesem anspruchsvollen Arthaus-Kunstwerk nicht von der netten Sorte. So finden die Gangster Unterschlupf mit ihrem Opfer bei einer fiesen Puffmutter (Yōko Mihara), die die Entführer, als diese das Mädchen gewinnbringend an sie verkaufen wollen, überhaupt erst aufklären, welche goldene Gans sie da mitgehen ließen. Auch Rei ist nicht von der sympathischsten Natur. Sie ist eiskalt, aber immerhin im Einsatz für die Gerechtigkeit.

Der Tiger von Osaka ist ein knallharter Vertreter des sogenannten Violent Pink-Films, quasi ein Softporno mit Gewalteinlagen – und von denen gibt es hier zahlreiche. Kein Wunder, dass die alte, deutsche Fassung ca. 60 Schnitte seitens der FSK aufgedrückt bekam. Dies ist nicht die erste, unzensierte Veröffentlichung hierzulande, aber definitiv die Beste. Warum? Nun, erstmals liegt der Film in gutem HD vor, die fehlenden Synchronstücke wurden gut nachsynchronisiert und das Bonusmaterial rockt. So gibt es Trailer, eine Bildergalerie, den Label-typischen Bierdeckel, ein Poster und die Soundtrack-CD. Eine tolle, auf 777 Stück limitierte, Edition.

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