Die Älteren unter Euch werden sich noch erinnern, dass Everybodys Darling Meg Ryan und Schwiegermuttis Liebster Tom Hanks das Hollywood-Traumpaar der Neunziger waren. Geschuldet war dies den beiden Nora Ephron-RomComs Schlaflos in Seattle und e-m@il für Dich, die sich zu echten Blockbustern entwickelten. Was kaum noch jemand weiß: Hanks und Ryan agierten bereits einige Jahre zuvor gemeinsam vor der Kamera – mit deutlich geringerem Erfolg bei Kritikern und Publikum, dafür mit Meg Ryan in dreifacher (!) Ausführung. PLAION PICTURES hat den schrägen Streifen jetzt im Mediabook veröffentlicht und ich habe einen erneuten Blick nach über dreißig Jahren gewagt.

Originaltitel: Joe Versus the Volcano

Drehbuch und Regie: John Patrick Shanley

Darsteller: Tom Hanks, Meg Ryan, Lloyd Bridges, Dan Hedaya, Ossie Davis, Robert Stack

Artikel von Christian Jürs

Tauchten die Namen Kathleen Kennedy, Frank Marshall und Steven Spielberg als Ausführende Produzenten während meiner Jugend in den Anfangscredits auf, war stets Großes zu erwarten. Zurück in die Zukunft I – III, Die Goonies, Gremlins – Kleine Monster oder gar Die Reise ins Ich (den ich in Kürze ebenfalls hier besprechen werde) wurden zeitlose Klassiker, die heute immer noch bestens funktionieren. Joe gegen den Vulkan wurde diese Ehre allerdings nicht zuteil. Der Film geriet in Vergessenheit und bekam bei uns auch keine Auswertung auf Blu-ray oder DVD – bis jetzt. Doch dankenswerterweise konnte Plaion Pictures einen umfangreichen Backlist-Titel-Deal mit Warner Bros. aushandeln, weswegen deren hierzulande stiefmütterlich behandelter Filmkatalog nun abgearbeitet wird.

Doch was war geschehen, dass ein Film, bei dem das Traumpaar Ryan/Hanks eng umschlungen auf dem Cover bei romantischem Mondlicht posiert, so arg in Vergessenheit geraten konnte? Die Antwort ist einfach und lautet schlichtweg John Patrick Shanley. Der war in seiner Allmachts-Position als Drehbuchautor und Regisseur etwas überambitioniert und schuf gleich drei Filme in einem, die allesamt nicht so recht zusammenpassen wollen. Immerhin, Meg Ryan verkörpert folgerichtig in allen drei Episoden den wichtigsten, weiblichen Part (Amanda Plummer ist unter ferner liefen auch im Film zu sehen, aber die Show gehörte hier eindeutig Frau Ryan).

Joe Banks (Tom Hanks) führt ein schreckliches Leben. Einst ein gefeierter Held bei der Feuerwehr, arbeitet er mittlerweile in einem, mit kaltem Neonlicht gefluteten Bürogebäude, wo er, gemeinsam mit gleichfalls frustrierten Kollegen, ein jämmerliches Dasein unter der Fuchtel seines strengen Vorgesetzten Mr. Waturi (Dan Hedaya) fristet. Einziger Lichtblick für Joe ist seine introvertierte Kollegin DeDe (Meg Ryan), die seinen Arbeitstag ein wenig erhellt.

Doch der triste Arbeitsalltag hat Joe zum depressiven Hypnochonder werden lassen, der sich beinahe täglich von seinem Arzt Dr. Ellison (Robert Stack) durchchecken lässt. Der hat dann auch gleich eine gute und eine schlechte Nachricht für Joe. Die Gute: Seine Krankheiten sind allesamt eingebildet, es müsste ihm eigentlich bestens gehen. Doch dann wäre da noch die Schlechte: In Joes Gehirn hat sich eine Wolke gebildet, die ihn unweigerlich in den nächsten vier Monaten umbringen wird; allerdings wird er bis dahin völlig symptomfrei durchs Leben gehen können.

Zunächst bricht Joes kleine Welt zusammen. Immerhin rafft er all seinen Mut zusammen, geigt seinem Boss die Meinung, kündigt seine schreckliche Anstellung und vereinbart mit DeDe ein langersehntes Date, welches allerdings, als er sein baldiges Ableben erwähnt, jäh endet. doch dann trifft er „zufällig“ auf den Multimillionär Samuel Harvey Graynamore (Lloyd Bridges), der ihm ein Angebot macht. Er bietet dem Sterbenskranken für die nächsten zwanzig Tage ein Leben in Saus und Braus, inklusive Karibikreise. Allerdings muss er am Ende seines Ausflugs in einen Vulkan springen, damit ein abergläubisches Inselvolk besänftigt ist und weiterhin für Graynamore arbeitet.

Joe zögert nicht lange und willigt ein. Und so erlebt er, auf der Zielgeraden seines Lebens, endlich einmal wieder ein echtes Abenteuer und lernt zunächst dank Chauffeur Marshall (Ossie Davis) bei einer gemeinsamen Einkaufstour auf Mr. Graynamores Kosten, was es bedeutet zu leben. Später dann trifft er auf seiner Reise die Tochter seines Auftraggebers Angelica (Meg Ryan), die ein wenig arrogant auftritt und schließlich auf ihre Schwester Patricia (Meg Ryan), die Hanks auf seiner Reise zur schicksalhaften Insel begleitet. Sie ist es dann auch, die eine kurzzeitige Liebesbeziehung mit Joe eingeht. Alles könnte so schön sein, doch dann steht der Tag des Vulkansprungs vor der Tür.

Joe gegen den Vulkan ist ein eigenwilliger Filmhybrid. Anfangs eine Satire auf den Büroalltag, die ein wenig wirkt, als befänden wir uns im Büroalltag aus Being John Malcovich, gefolgt von einer launigen Shoppingsequenz mit Ossie Davis, dann die kurze, erfolglose Romanze mit der aufbrausenden Angelica und schließlich die zuckersüße Romanze an Bord eines Schiffes und auf der finalen Insel, die, aufgrund ihrer kurzen Laufzeit, erzwungen wirkt.

Was genau uns Regisseur und Drehbuchautor John Patrick Shanley mit seinem unwirklichen, teils märchenhaften Film erzählen wollte, bleibt schleierhaft und wirkt, trotz geringer Laufzeit von nur 98 Minuten, hier und da recht zäh. Die vielen skurrilen Einfälle und vor allem die wunderbare Chemie zwischen Meg Ryan und Tom Hanks aber machen den Streifen unterm Strich sehenswert. Um einen echten Klassiker handelt es sich hier aber trotzdem nicht.

Mir lag zur Rezension die Blu-ray als Rohling vor. Diese überzeugt mit guter Bild- und Tonqualität und einigem Bonusmaterial. So gibt es ein Making Of, ein paar Interviews mit den Stars von damals, ein Musikvideo und Trailer.

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