Das Exorzismus-Genre ist nicht tot zu kriegen. Letztes Jahr verschlug es von Dämonen besessene Menschen, an denen eine Teufelsaustreibung vorgenommen wird, gleich zweimal in die Lichtspielhäuser. Den Anfang machte Russell Crowe als vom Papst auserwählter Dämonenvertreiber, kurz darauf folgte dann der Ur-Exorzist mit einem neuen Sequel auf die Leinwand. Während Mr. Crowe überzeugen konnte, entpuppte sich das späte Sequel als Rohrkrepierer, beim Einspielergebnis und den Kritikern. Bereits ein Jahr zuvor entstand der hier vorliegende, kleine, mexikanische Horrorfilm, in dem erstmals eine Frau die Teufelsaustreibung vornimmt, was in der Realität von der katholischen Kirche aus allerdings nicht erlaubt ist. Das sollte Euch nicht abhalten, dem Horrorfilm aus dem Hause BUSCH MEDIA GROUP eine Chance zu geben, denn a) wird dies glaubwürdig erklärt und b) haben wir hier endlich einmal wieder einen originellen Streifen des totgerittenen Genres.

Regie: Adrian Garcia Bogliano

Darsteller: María Evoli, Ramón Medína, Pilar Santacruz, Julio Bracho, Norma Lazareno

Artikel von Christian Jürs

Kennt man einen, kennt man alle. Irgendeine arme, geschundene Seele wird von einem Dämon heimgesucht, der sich des unschuldigen Körpers bemächtigt. Was folgt, sind obszöne Ausflüche mit verzerrter Stimme, gruselige Kontaktlinsen, Verrenkungen, die kein Chiropraktiker jemals wieder geradebiegen könnte, schwitzig-pickelige Gesichter und grüne Brockenkotze. Dann taucht irgendein Priester auf, spricht drei Vater-Unser, spritzt mit Weihwasser und schreit der Brut des Bösen entgegen „Weiche, Satanas!“ – danach ist alles wieder gut. Kennste, nä?

Umso erstaunter war ich, als ich nun La Exorcista sichtete, denn der mexikanische Horrorfilm geht diesen Weg nicht – oder zumindest nur teilweise. Anfangs sieht alles aber noch nach Standard aus. Sandra (Pilar Santacruz), eine junge, hochschwangere Frau, wird eines nachts von merkwürdigen Geräuschen geweckt, geht nach draußen und entdeckt dort ihren Liebsten aufgeknüpft an einem Baum. Zeit zum Trauern bleibt ihr allerdings nicht, denn schwupps fährt auch schon der böse Geist eines Schlangendämons in ihren Körper.

Danach lernen wir Ofelia (María Evoli) kennen, eine junge Nonne, die aus der großen Stadt kommt und nun in den kleinen Ort San Ramon strafversetzt wurde (warum, das erfährt der Zuschauer später). Als kurz nach ihrer Ankunft der Gemeinde-Pater Victor (Julio Bracho) von der besessenen Sandra erfährt, macht er sich sofort auf, um den Dämon zu exorzieren. Doch auch am nächsten Tag ist der Padre noch nicht zurückgekehrt, weswegen sich Ofelia an den Polizisten Fabían (Ramón Medina) wendet, mit dem sie gemeinsam aufbricht, den verschollenen Geistlichen zu suchen.

Auf dem Anwesen der, wie wir wissen, besessenen Sandra werden die beiden schließlich fündig. Doch Victor ist verletzt, weswegen sich Ofelia um die schwangere Frau kümmert. Die schreit die üblichen Flüche heraus und windet sich wie eine Schlange auf dem Boden. Irgendwie aber gelingt es der jungen Nonne, den bösen Geist aus dem Körper der Frau zu exorzieren und diese in Sicherheit zu bringen – denkt sie.

Doch so leicht lässt sich der Schlangendämon nicht vertreiben und mit ihrem unerfahrenen Exorzismus hat Ofelia die Situation nur verschlimmert. Denn jetzt bleiben dem Dämon noch 48 Stunden, in denen er sich erneut in den Körper Sandras hineinkatapultieren versucht, da er sich von den ungeborenen Kindern schwangerer Frauen nährt. Doch Ofelia gibt sich so schnell nicht geschlagen und versucht, das Böse zu vertreiben.

Endlich gibt es mal frischen Wind im angestaubten Exorzismus-Genre. Was bei anderen Filmen das Finale ist, wird hier in der ersten Viertelstunde abgehandelt. Was folgt, ist ein spannender, aussichtslos scheinender Kampf gegen das Böse. La Exorcista ist zwar weit davon entfernt, als Meilenstein des Horrorgenres betitelt zu werden, verfügt aber über durchaus neue, frische Ideen und langweilig wird der Streifen auch nicht.

Die Synchronisation ist gut. Im Bonusmaterial finden sich Trailer und ein Wendecover ohne FSK-Flatschen gibt es bei den physischen Veröffentlichungen obendrauf.

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