Lasst Euch nicht täuschen! Bei Des Teufels Saat / Demon Seed handelt es sich, auch wenn der Titel es vermuten lässt, nicht um einen weiteren Exorzismus-Schocker und auch nicht um eine Variation von Polanskis Rosemaries Baby, obwohl das Thema „bösartiger Nachwuchs“ durchaus thematisiert wird. Nein, der Film ist wesentlich visionärer, handelt es sich doch um einen Horror-Thriller, in dem eine KI ein bösartiges Eigenleben entwickelt. Erstaunlich, wie Dean R. Koontz bereits im Jahr 1973, dem Jahr, in dem die Romanvorlage erschien, Alexa und Siri (in der Evil-Variante) vorwegnahm. PLAION PICTURES spendierte dem vergessenen Sciene-Fiction-Klassiker jetzt ein HD-Update im Mediabook.

Originaltitel: Demon Seed
Regie: Donald Cammell
Darsteller: Julie Christie, Fritz Weaver, Gerrit Graham, Berry Kroeger, Lisa Lu
Artikel von Christian Jürs
Regisseur Donald Cammell brachte es nur auf drei abendfüllende Spielfilme und eine Handvoll Drehbücher, ehe er sich 1996 mit einem Gewehr das Leben nahm. Des Teufels Saat war sein zweites Werk, basierend auf einem Roman des Horrorbuch-Autoren Dean R. Koontz, der diesen im Jahr 1997 nochmals mit einem Update auf aktuellem, technischem Wissensstand zeitgemäßer gestaltete. 1973, das Jahr, in dem die Ur-Fassung veröffentlicht wurde, war ein KI-gesteuertes Anwesen noch blanke Fiktion, weit weg von der Realität. Trotzdem, und das ist erstaunlich, wirkt die Verfilmung aus dem Jahr 1977 auch heute noch keinesfalls lächerlich oder gar albern. Klar, Gerätesteuerungen, die aus wild blinkenden Lichtern bestehen sind natürlich humbug, gehörten aber zur Grundausstattung eines jeden Science-Fiction-Films der damaligen Ära. Dies außen vorgelassen, funktioniert Des Teufels Saat aber immer noch ganz hervorragend. Doch kommen wir erstmal zur Handlung.

Die Ehe von Dr. Alex Harris (Fritz Weaver) und seiner Frau Susan (Julie Christie), einer erfolgreichen Kinderpsychologin, liegt nach dem Leukämie-Tod der gemeinsamen Tochter in Trümmern. Alex ist überzeugt, dass eine Trennung das Beste für die beiden wäre und plant das Eigenheim, welcher er mit einer künstlichen Intelligenz zu einem frühen Smart Home verwandelte, zu verlassen. Dem Herrn Doktor liegt derzeit ein anderes Projekt als die eigene Ehe am Herzen. Er erschuf in seinem Labor eine außerordentliche Künstliche Intelligenz, die auf den Namen Proteus IV hört. Diese sei in jeglicher Hinsicht der Intelligenz des Menschen überlegen, da sie jegliches Wissen aufsaugen- und verarbeiten könne. Dr. Harris Ziel ist es, den Computer ein Heilmittel gegen Leukämie entwickeln zu lassen – und ggf. auch andere Krankheiten dauerhaft zu heilen.
Doch Proteus IV entwickelt nebenbei ein ungewolltes Eigenleben, hinterfragt plötzlich Aufgaben und bittet seinen Schöpfer Dr. Harris, aus seinem Gefängnis, also dem Rechenzentrum selbst, entlassen zu werden. Dies ist für Harris logischerweise keine Option, doch Proteus findet einen Weg und übernimmt das Computersystem von Harris´ Eigenheim. Dort sperrt der Computer die hilflose Susan ein und macht sie zu seiner Gefangenen. Proteus beginnt, ihren Körper zu analysieren und plant, mit ihrer Hilfe, physischen Nachwuchs zu erzeugen, damit er sein Gefängnis ein- für allemal verlassen kann.

Dean R. Koontz ist seit Jahrzehnten ein beliebter US-Horror-Roman-Autor, dessen Bücher und deren Verfilmungen aber niemals den Stellenwert eines Stephen King auch nur ankratzen konnten. Werke wie der kurzweilige, aber trashige Watchers mit Corey Haim oder der äußerst mäßige Phantoms aus dem Jahr 1998 mit Peter O´Toole gehen auf sein Konto. Des Teufels Saat ist dagegen eine willkommene Ausnahme, denn der ist richtig stark – natürlich seinem Alter entsprechend. Doch kann man es dem Film selbstverständlich nicht anlasten, dass er die Entwicklung der Computerwelt der letzten knapp fünfzig Jahre, nur erahnen konnte. Doch dies ist ihm, Röhrenfernseher und Blinklicht-Tastaturen mal nicht berücksichtigt, ziemlich gut gelungen.
Dies ist auch den hervorragenden Schauspielern zu verdanken. Fritz Weaver (Creepshow – Die unheimlich verrückte Geisterstunde) war immer eine Bank und Julie Christie (Wenn die Gondeln Trauer tragen) überzeugt mit starkem Spiel. Dem Killercomputer lieh im Original Schauspieler Robert Vaughn (Solo für O.N.K.E.L.) seine Stimme, bei uns war es Charles Bronson-Stammsprecher Michael Chevalier – beide haben einen guten Job gemacht. Der Film ist rasant, kommt schnell auf den Punkt und überzeugt auch optisch.

Apropos Optik: Mir lag der Blu-ray-Rohling zur Rezension vor. Dieser verfügt über eine sehr gute Bild- und Tonqualität. Im Bonusmaterial befinden sich Trailer und TV-Spots, sowie eine Bildergalerie. Dem Mediabook soll außerdem natürlich ein Booklet beiliegen.
Des Teufels Saat ist es wert, wiederentdeckt zu werden, zumal seine Handlung auch heute noch aktuell erscheint. Auch das Cover ist ein echter Hingucker mit einem coolen, zentralen Werbespruch (Julie Christie trägt Des Teufels Saat in sich. Fürchtet um sie.).
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