Nicht erst seit der extrem erfolgreichen Mini-Serie Adolescence sind One Takes im filmischen Bereich der neue, heiße Scheiß. Scott Adkins kämpfte sich bereits in zwei One Shot-Filmen ohne sichtbaren Schnitt durch Horden von Angreifern, ebenso wie die Darsteller im Kriegs-Drama 1917. Auch im Zombiefilm hat das Gimmick der nicht enden wollenden Kamerafahrt Einzug erhalten. Die Japaner waren die Ersten mit ihrer Horrorkomödie One Cut of the Dead. Dieser entstand tatsächlich, wie auch die derzeit populäre Netflix-Serie und der hier vorliegende Film, ohne einen einzigen Schnitt. Jetzt präsentiert uns CAPELIGHT PICTURES den französischen Horrorstreifen voller infizierter Fleischfresser, die streng genommen keine Zombies, sondern Epidemie-Opfer sind, wie einst in David Cronenbergs Rabid oder Parasiten-Mörder. So kleinlich wollen wir aber mal nicht sein. Wichtiger ist doch die Frage, ob sich die Sichtung und/oder Anschaffung von MadS lohnt.

Originaltitel: MadS
Drehbuch und Regie: David Moreau
Darsteller: Milton Riche, Laurie Pavy, Lucille Guillaume
Artikel von Christian Jürs
Regisseur und Drehbuchautor David Moreau ist kein unbeschriebenes Blatt im Horror-Genre. Von ihm stammen u.a. Them und das US-Remake von The Eye mit Jessica Alba. Diesmal widmete er sich also dem Epidemie-Zombie-Genre. Inhaltlich naturgemäß wenig überraschend, gelangen David Moreau aber einige Kniffe und Wendungen, die den Zuschauer bei Laune halten und an den Bildschirm fesseln.

Romain (Milton Riche) möchte seinen Schulabschluss gebührend feiern. Also zieht er sich bei seinem Stammdealer eine Nase roten Pulvers rein – eine neue Droge, die ihn auf die Abschlussparty am Abend einstimmen soll. Als er danach mit dem Auto den Heimweg antritt, springt ihm eine verwirrte, offenbar aus einer Klinik geflohene, verletzte Frau (Sasha Rudakova) vor die Motorhaube. Offenbar geistig verwirrt, wehrt sie sich mit Händen und Füßen gegen eine Fahrt ins Krankenhaus. Stattdessen fällt sie Romain an und bringt sich danach selbst so schwere Verletzungen bei, dass sie noch während der Fahrt scheinbar verstirbt. Romain, der Drogen im Blut hat, kann die Polizei nicht einschalten und fährt stattdessen mit dem leblosen Körper erstmal in die heimische Garage. Dort plant er, das Blut zu entfernen und nachzudenken, wie er aus der Situation wieder herauskommen kann. Dann aber steht seine Freundin Anais (Laurie Pavy), gemiensam mit einigen anderen Freunden vor der Tür, um Romain zur großen Party abzuholen. Widerwillig geht der gestresste, junge Mann mit, doch auf der Party beginnt sich seine Wahrnehmung nach und nach zu verändern – und dann bekommt er einen Anruf, dass daheim scheinbar ein Einbruch stattfindet.
Ist die verwirrte Frau in seinem Auto eventuell doch nicht tot? Werden wir Zeuge des Ausbruchs einer Zombie-Epidemie? Oder hat Romain schlichtweg einen schlechten Trip, dem wir beiwohnen dürfen? Über weite Strecken lässt uns MadS – Im Rausch der Nacht darüber im Unklaren, was die Spannungsschraube ordentlich hochschraubt. Auch die One Take-Optik weiß zu gefallen und beeindruckt immer wieder (etwa, wenn Protagonisten in ein Fahrzeug steigen und die Kamera ihnen trotzdem am Hintern kleben bleibt). Auch der Film den ein oder anderen inhaltlichen Kniff parat, mit dem ich absolut nicht gerechnet habe. Zwar bekommen die Figuren, dem Gimmick des One Takes geschuldet, keinerlei Tiefe spendiert, trotzdem funktionieren diese recht gut, was dem guten Spiel der unverbrauchten Schauspieler zu verdanken ist.

MadS – Im Rausch der Nacht erfindet das Rad des Zombie-Films nicht neu, ist aber in seinen 89 MInuten Laufzeit ständig in Bewegung und atmosphärisch genug, um zu unterhalten. Allzu harte oder gar aufwändige Effekte dürft Ihr natürlich nicht erwarten, da diese technisch aufgrund der fehlenden Schnitte nicht möglich gewesen wären. Trotzdem tut der frische Inszenierungs-Wind dem Genrebeitrag gut. Der Film unterhält gut.
Mir lag zur Rezension die Mediabook-Variante vor. Insbesondere die 4K-Scheibe macht qualitativ einen sehr guten Eindruck (Dolby Vision / HDR10). Die Tonspuren (deutsch und französisch) liegen im glasklaren DTS-HD MA 5.1 vor. Im Bonusbereich gibt es leider nur Trailer. Das Mediabook verfügt aber noch über ein 24-seitiges Booklet, in dem Autor Leonhard Elias Lemke ein Interview mit Regisseur / Drehbuchautor David Moreau und Kameramann Philip Lozano, die von der Idee zum Film (natürlich ein Drogentrip) und dem Dreh, der tatsächlich ohne Schnitt auskam, berichten.
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