Der Protagonist dieser kleinen Produktion hat mir eine Sache voraus. Er ist so gut wie blind. Ich musste mir die vollen 82 Minuten geben, sehenden Auges! Nun sind B-Schlotzer im Zombie Bereich nicht unbedingt eine schlechte Sache. „Deadsight“ will viele Dinge auf einmal. Ambitionen waren in diesem Fall leider nicht genug. Ob der über Tiberius Film erscheinende Horrorfilm trotzdem irgendwo punkten kann, das sollt ihr in der folgenden Rezension erfahren… Ich warne an dieser Stelle vor Spoilern, denn hätte ich die hauchdünne Handlung nicht zusammengefasst, dann wäre dieser Artikel keine zwanzig Sätze lang geworden.

Originaltitel: Deadsight

Regie: Jesse Thomas Cook

Darsteller: Adam Seybold, Liv Collins, Jessica Vano, Ry Garrett

Artikel von Victor Grytzka

Ben (Adam Seybold) hat ein Problem. Er erwacht fast gänzlich erblindet in einem Krankenwagen, der irgendwo im nirgendwo parkt. Nicht nur dass keine Menschenseele zu sehen ist, er ist auch noch mit Handschellen an einem Handlauf angekettet. Der reißt beim ersten Angriff eines „Infizierten“ ab, und so stolpert Ben los. Zeitgleich macht sich die schwangere Polizistin Mara (Liv Collins) auf zum Dienst und muss feststellen, dass in der gesamten Gegend das Chaos ausgebrochen ist. Auch sie trifft auf eine infizierte Person (Jessica Vano), die ihr kurzerhand den Streifenwagen klaut. In einem verfallenen Farmhaus kreuzen sich die Wege von Ben und Mara, die nur gemeinsam eine Überlebenschance haben. Doch eine Frage bleibt: Welches Geheimnis schleppt Ben mit sich herum?

Puuuh… da weiß man gar nicht wo man eigentlich anfangen soll. Anscheinend haben sich die Macher von diversen Genregrößen inspirieren lassen. Ein wenig „28 days later“ hier, eine Prise „Night of the living dead“ da… Aber nichts davon so richtig. Noch nicht mal halb richtig. Die erste halbe Stunde vertrödelt der Film damit, dem Zuschauer die Charaktere näher bringen zu wollen, was er aber nicht schafft. Die beiden stümpern durch die Gegend, begleitet von einem unangenehmen Charme schauspielerischen Bodensatzes. Und kaum treffen sie sich, trennen sich ihre Wege auch wieder, so dass der blinde Ben alleine im vergammelten Haus zurück bleibt und zur Verteidigung eine Axt bekommt. Damit kann er auch einen Angreifer abwehren, macht dann aber etwas Dummes, das sich durch den gesamten Rest der Handlung zieht. Er lässt seine Waffen überall liegen nachdem er sie einmal benutzt hat. Eine Axt, einen Spaten… damit wird unblutig ein Infizierter gekillt und dann wird das Ding in die Walachei gepfeffert. Sehr klug. Nicht nur blind, auch noch doof dabei. Apropos blind – etliche male dürfen wir dabei zusehen wie Ben sich Augentropfen verabreicht, die er praktischerweise in der Tasche hat. Er kann dadurch zwar nicht besser sehen, aber es gibt immerhin die Gelegenheit die milchig-trüben Kontaktlinsen zu zeigen, die man ihm verpasst hat. Dafür ist wohl ein Großteil des Budget draufgegangen.

Wo war ich? Ach, ja! Ben trifft auf einen Hinterwäldler in einem Trailer der ihm zur Begrüßung erst mal eine Ladung Schrot in die Schulter pumpt. Allerdings wirft man hier ganz schnell die Continuity über Bord. Denn von der Verletzung, wir reden hier von einer Schrotflinte die der arme Kerl aus gut 5 Metern Entfernung abbekommt, ist nach 5 Minuten nichts mehr zu sehen und zu spüren. Auch die Sache mit der Blindheit wird ab der Hälfte des Films vergessen. Ben schaut irgendwann sehr fokussiert auf alles Mögliche und rennt zielgerichtet durch die Gegend. Dabei konnte er ein paar Minuten davor keinen Schritt tun, ohne mindestens 3 mal auf die Schnauze zu fallen.

Und wie soll es anders sein? Gator (Ry Barrett), besagter Hinterwäldler, ist natürlich infiziert und will sich von Ben erschießen lassen. In diesem Moment erfahren wir auch einen möglichen Ursprung der Seuche. Eine Pandemie und irgendwas mit genetisch veränderten Impfungen. Hier, liebe Querdenker und Verschwörungsidioten, das ist doch was für eure Brut! Wir sind hier allerdings schon bei knapp einer Stunde Laufzeit und so bleibt nur ein fulminantes Finale, das den Film noch ansatzweise retten könnte. Das bleibt aber aus. Gator verwandelt sich, geht auf Ben los, der kann sich gerade noch wehren und dann taucht vor dem Trailer Mara auf, die so langsam ernste Wehen bekommt und einfach nur noch die Flucht ergreifen will. Ach so, sie hat übrigens bei ihrer Suche nach dem Krankenwagen, den sie als Fluchtfahrzeug nutzen wollte, Bens Akte gefunden. Darin wird erläutert warum er Handschellen trägt, aber es wird im Laufe der Handlung nicht weiter darauf eingegangen. Wieder eine Chance vertan.

Lange Rede, kurzer Sinn. Das Finale ist einfach nur doof und zäh, so dass einem die letzten 15 Minuten unglaublich lange vorkommen. Was hat „Deadsight“ also zu bieten? Nüscht! Jaaar Nüscht!. Billige digitale Optik, unblutige Kills, eine Anzahl von Zombies / Infizierten, die sich an einer Hand abzählen lassen, 4 Locations (Wald, Haus, Trailer, Fabrik), untalentierte Darsteller, eine unangenehm wackelige Kameraführung, ein wenig billiges CGI und dazu noch Musik, die aus irgendeinem Archiv der übelsten Sorte zu stammen scheint. Da werden Erinnerungen an den deutschen Wald- und Wiesensplatter der 90er und 2000er wach, allerdings ohne die Splattereinlagen.

Hände weg von diesem Film. Und wenn er euch noch so aus der Grabbelkiste anlacht, denn da wird er ganz schnell landen. Geschenkt ist noch zu teuer. Da reißt auch die ordentliche Synchro nix mehr raus. „Deadsight“ ist ein Film den keiner wollte, nach dem keiner gefragt hat und man sich selbst fragen muss, warum den überhaupt jemand gedreht hat. Ich weiß es nicht… Auch wenn Bild / Ton technisch vertretbar sind, ist das einfach nix. Ach, doch noch einen positiven Aspekt gefunden 🙂

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