Klassische Agentenkost serviert uns Regisseur Steven Soderbergh ab sofort im Verleih von UNIVERSAL PICTURES in den hiesigen Kinos. Darin wird Michael Fassbender als eiskalter Profi beauftragt, einen Maulwurf aus den eigenen Reihen zu enttarnen. Das Problem an der Sache ist allerdings, dass sich seine geliebte Ehefrau, verkörpert von Cate Blanchett, unter den Hauptverdächtigen befindet. Eine perfide Täterhatz beginnt, bei der auch Ex-James Bond Pierce Brosnan kurz vorbeischaut. Ich konnte mir den Thriller vorab anschauen und verrate Euch, ob sich die Kinokarte lohnt.

Originaltitel: Black Bag

Regie: Steven Soderbergh

Darsteller: Cate Blanchett, Michael Fassbender, Gustaf Skarsgård, Naomie Harris, Pierce Brosnan

Artikel von Christian Jürs

Die Filmographie von Steven Soderbergh wirkt wie eine dieser Wundertüten, die man als Kind damals immer gekauft hat. Bunt gefüllt, wusste man nie, was einen erwartet. Von Sex, Lügen und Video und Erin Brockovich über Oceans 11 zu Contagion – man kann nicht behaupten, dass der Mann sich in eine Schublade stecken lässt. Diesmal präsentiert er uns einen Agentenfilm der alten Schule – kleiner produziert als gewohnt (das Budget soll bei etwa 50 Millionen gelegen haben), aber mit namhaften Cast.

Beim britischen Geheimdienst SIS stehen die Zeichen auf Sturm, denn das streng geheime Computerprogramm Severus, mit dem sich die Identitäten der Agenten offenlegen lassen, ist in russische Hände geraten. Philip Meacham (Gustaf Skarsgård), einer der Entwickler der Software und zeitgleich der Vorgesetze von Agent George Woodhouse (Michael Fassbender), ist sich sicher, dass sich ein Maulwurf in den eigenen Reihen befindet. Die Frage ist nur, wer der Übeltäter ist. Meacham hat fünf Mitarbeiter im Visier und setzt George, dem er vertraut und der in solchen Ermittlungen der beste Mann ist, auf die Sache an. Das Problem dabei ist, dass sich unter den möglichen Tätern auch dessen Ehefrau Kathryn St. Jean (Cate Blanchett) befindet, für die George nach eigener Aussage töten würde.

Die weiteren Verdächtigen, bestehend aus den SIS-Mitarbeitern Freddie Smalls (Tom Burke), Clarissa Dubose (Marisa Abela), James Stokes (Rege-Jean Page) und Zoe Vaughan (Naomie Harris), lädt George zu einer Dinnerparty ein. Dort versucht er, mit Hilfe einer Wahrheits-Droge, die er seinen Gästen ins Essen mischt, Hinweise auf den möglichen oder die mögliche Verräter/in zu erhalten. Es wird ein emotionaler Abend, dem weitere Ermittlungen und Lügendetektor-Tests folgen werden. Doch auch Kathryn bleibt weiterhin verdächtig, die, wenn sie zu ihren Einsätzen fährt, über die sie nichts verraten darf, ihren Mann lediglich informiert, dass es sich um einen Black Bag handeln würde. Dies ist ein Code für „ich darf Dir nicht verraten, was mein Auftrag ist!“ – Neben einem Hinweis, den George im Papierkorb seiner Frau findet, ein weiterer Zweifel ihrer Loyalität ihm und dem SIS gegenüber. Ist sie gar die Verräterin?

Wer reißerische Action im Agenten-Abenteuer sucht, der sollte auf den in Kürze startenden Mission: Impossible – The Final Reckoning warten. Soderbergh hingegen schuf lieber einen stilvoll inszenierten, klassischen Agentenstreifen mit mehreren Verdächtigen, falschen Fährten. Pierce Brosnan, den wir alle als Geheimagent 007 kennen, taucht im weiteren Verlauf des Filmes als undurchsichtiger Vorgesetzter von George und Kathryn auf. Wieso man auf die Idee kam, ihn in der deutschen Synchronfassung von Marcus Off (Stephen Grahams Stimme in den Venom-Filmen) als Ersatz für den kürzertretenden Frank Glaubrecht zu besetzen, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben. Passt für mich leider gar nicht.

Was leider auch gar nicht ging, war für mich das Connecten mit den Figuren, da diese allesamt unsympathisch und/oder gefühlskalt auftreten. Klar, Agenten dürfen sich nicht von Gefühlen leiten lassen und so, ich versteh das schon, aber nicht einmal die Beziehung zwischen George und Kathryn kommt über ein emotionslos gehauchtes „Ich würde für Dich töten“ hinweg. So elegant Steven Soderbergh seine Agenten-Nummer auch inszeniert hat, so egal blieb es mir letztendlich, wer denn nun der fiese Verräter ist und wie es den anderen Charakteren ergeht. Dabei ist die ausgiebige Dinner-Szene zu Beginn noch durchaus spannend geraten. Vielleicht hätte die gesamte Handlung an diesem Abend stattfinden sollen – es hätte ein spannenderer Film werden können.

Black Bag – Doppeltes Spiel ist ein elegant gefilmter und gut besetzter, recht klassischer Agentenfilm geworden, der trotz seiner geringen Laufzeit von nur 93 Minuten nach gelungenem Auftakt leider immer zäher daherkommt. Nicht, dass nicht ausreichend passieren würde, die Figuren sind letztlich ziemlich uninteressant. Schade, denn optisch ist der Steifen durchaus ein Genuss.

Zurück zur Startseite