Während meiner Jugend habe ich die Horror-Ecken meiner Stamm-Videotheken beinahe restlos leergeliehen – zumindest dachte ich das bis vor Kurzem. Doch mehr und mehr Titel erschienen in den vergangenen Monaten, die ich damals sträflich missachtete. Meist waren es die Titel, die weder Monster, noch Psychokiller zu bieten hatten und auch wenig Aussicht auf blutige Unterhaltung versprachen. So wie The Changeling – Das Grauen aus dem Hause Vestron Video, dessen Cover eher einen Oldschool Gruselfilmversprach. Kein leeres Versprechen, wie ich nun, dank CAMERA OBSCURA FILMDISTRIBUTION herausfinden durfte. Der Verleiher veröffentlichte den alten Gruselschinken mit George C. Scott in der Hauptrolle im Mediabook in vier verschiedenen Cover-Varianten. Es handelt sich um die deutsche UHD- und Blu-ray-Premiere.

Originaltitel: The Changeling

Regie: Peter Medak

Darsteller: George C. Scott, Trish Van Devere, Melvyn Douglas, Jean Marsh

Artikel von Christian Jürs

George C. Scott bewies einst Bescheidenheit, als er, für seine grandiose Darstellerleistung im Biopic Patton – Rebell in Uniform mit dem Oscar in der Kategorie Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde, den Preis jedoch ablehnte, da er sich nicht im Wettbewerb mit seinen Schauspielkollegen sah. Mir war er vor allem aus zwei Horrorfilmen bekannt. Zum einen aus Der Exorzist III, in dem er die Rolle des Lieutenant Kinderman, den der bereits 1976 verstorbene Lee J. Cobb im ersten Teil verkörperte, übernahm. Zum anderen aus der ersten Verfilmung von Stephen Kings Roman Feuerkind, bekannt als Der Feuerteufel, wo Scott einen eiskalten Killer verkörperte. Mit The Changeling – Das Grauen habe ich nun auch seinen dritten Horrorfilm gesichtet. Das Trio ist also komplett.

Der erfolgreiche Komponist und Hochschuldozent John Russell (George C. Scott) führt ein glückliches Familienleben. Eines Tages aber bricht das Schicksal über ihn herein, als seine Frau (Jean Marsh) und seine Tochter (Michelle Martin) bei einem Unfall aus heiterem Himmel aus dem Leben gerissen werden. Nach außen hin gefasst, ist er innerlich ein gebrochener Mann. Um einen Neuanfang zu starten, verkauft er sein Appartement und zieht in ein altes, seit Jahren leerstehendes, Haus am Stadtrand von Seattle. Dort hofft er, sich von seinem Schmerz ablenken zu können und im Leben und Beruf wieder Fuß zu fassen.

Das ist jedoch gar nicht so leicht, denn merkwürdige Dinge spielen sich in dem alten Gemäuer, welches nun sein Zuhause ist, ab. Zunächst ertönt jeden Morgen um Punkt sechs Uhr ein ohrenbetäubendes Hämmern aus den oberen Zimmern des Hauses und Türen scheinen sich, wie von Geisterhand vor ihm zu öffnen oder zu verschließen. John packt die Neugierde und er versucht, dem Geheimnis des Hauses auf die Schliche zu kommen. Dabei entdeckt er ein lange verschlossenes Dachbodenzimmer mit einem alten Schaukelstuhl darin. Dort hat sich vor vielen Jahren eine schreckliche Tragödie abgespielt. Etwas – oder jemand – versucht scheinbar, aus dem Totenreich mit John in Kontakt zu treten. Zunächst zögert der, hält es für ein Hirngespinst, doch dann sucht er tatsächlich nach Hilfe – in Form des Mediums Leah Harmon (Helen Burns), die mit der verstorbenen Seele, die in dem Haus umherschwirrt, in Kontakt tritt. Dabei offenbart sich ein schreckliches Geheimnis.

Das gute, alte Spukhaus war stets Lieferant für morbide und beklemmende Gruselgeschichten. Von Bis das Blut gefriert über Landhaus der toten Seelen bis hin zu Poltergeist und The Conjuring – im eigenen Heim ist man offenbar nicht sicher, denn auch dort kann das Böse lauern. So auch in The Changeling – Das Grauen, der aber vom Gruselfaktor her mit keinem der genannten Titel mithalten kann. Tatsächlich muss man schon sehr schreckhaft veranlagt sein, um hier heute noch vor Angst auf der heimischen Couch zu zittern, auch wenn die Sequenzen mit dem rot-weißen Spielball, der einst Johns Tochter gehörte und nun aus heiterem Himmel plötzlich die Treppe herunterspringt, durchaus creepy sind. Die Konkurrenz ist mittlerweile einfach zu groß und The Changeling – Das Grauen ist nach heutiger Sicht im Gruselsektor schlichtweg ein wenig altbacken.

Trotzdem ist der von Peter Medak (Die Krays) inszenierte Gruselfilm handwerklich mehr als ordentlich und mit ruhiger Hand inszeniert. The Changeling – Das Grauen punktet mit tollen Kamerafahrten und ist zudem bestens besetzt. Insbesondere George C. Scott überzeugt, vor allem dann, wenn er die innere Zerrissenheit seiner Figur offenbart. Dass der Grusel ein wenig angestaubt wirkt, ist aber im weiteren Verlauf des Streifens gar nicht mehr so entscheidend, denn nach der Szene mit der Séance mutiert der Gruselfilm über weite Strecken zu einer spannenden Kriminalgeschichte, in der John Russell den schrecklichen Ereignissen, die einst im Spukhaus vorgingen, auf den Grund gehen muss/will. Dabei spielen natürlich weiterhin übernatürliche Ereignisse, wie eine fremde Stimme auf der Tonbandaufnahme der Séance, eine gruselige Rolle. Auch kann der Film mit einem stimmigen Ende punkten, welches zum Diskutieren und Nachdenken anregt. Insgesamt eine runde Nummer, wenn auch der altmodische Grusel hier und da etwas aus der Zeit gefallen ist.

Bild- und Tonqualität (Englisch 2.0 Stereo / Deutsch 2.0 Mono) sind dem Alter gemessen hervorragend. Im Bonusbereich gibt es im Mediabook von Camera Obscura außerdem einiges zu entdecken. So gibt es einen Audiokommentar mit Regisseur Peter Medak und Produzent Joel B. Michaels, diverse Interviews, eine Location-Tour, Trailer und TV-Spots, sowie ein sehr gut geschriebenes, informatives Booklet von Tobias Hohmann, der detailliert auf die Hintergründe der Produktion eingeht. Die Cover-Varianten C & D sind Shop exklusiv erhältlich (Links weiter unten).

Camera Obscura Shop:

Mediabook – Cover A (4K UHD & Blu-ray)

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