Die Videotheken-Zeit meiner Jugend war schon wild. So erfanden Verleiher wie VCL Video hierzulande ganze Filmreihen, die es eigentlich gar nicht gibt. Thriller über mordende Stiefväter hinterließen immer wieder eine Spur in den Tod, Kampfsportler mutierten zum Karate Tiger und blutgierige Monster benannte man einfach Anthony. Dem Mittelteil letzterer Fake-Trilogie nahm sich ASTRO RECORDS & FILMWORKS an und veröffentlichte ihn im Premium Medienbuch mit mehreren Filmfassungen und reichlich Bonusmaterial an Bord. Genaueres erfahrt Ihr natürlich in der Rezension.

Originaltitel: The Cellar

Dt. Videotitel: Anthony II – Die Bestie kehrt zurück

Regie: Kevin S. Tenney

Darsteller: Patrick Kilpatrick, Suzanne Savoy, Chris Miller, Ford Rainey, Michael Wren

Artikel von Christian Jürs

Verdamp lang her, verdamp lang, verdamp lang her – Der alte BAP Song ertönte spontan in meinem Kopf, als mir beim Schreiben bewusstwurde, dass ich die Anthony-Trilogie, die uns VCL Video damals in den Videotheken präsentierte, mit meinem Kumpel Andreas in seinem Jugendzimmer bei Chips und Cola sichtete. Bereits damals war uns bewusst, dass hier Titel-Schmu betrieben wurde, denn ein Monster namens Anthony tauchte nur im ersten Film auf – und der heißt im Original The Kindred. Mein Favorit war damals Anthony III aka The Runestone, in dem die wundervolle Joan Severance (Die Glücksjäger) und Stirb langsam-Bad Guy Alexander Godunov mitspielen. Wirkliche Erinnerungen an den Film habe ich aber nicht mehr.

So ähnlich geht es mir mit dem hier vorliegenden Anthony II – Die Bestie kehrt zurück aka The Cellar. Meine einzige Erinnerung an diesen Film ist, dass er mir damals am wenigsten zusagte. Da bin ich übrigens nicht allein, denn auch Regisseur Kevin S. Tenney (Night of the Demons) hat wenig lobende Worte für den Film – zumindest in seiner damaligen Version. Diese wurde von den Produzenten massiv umgeschnitten und an vielen Stellen gekürzt. So zum Beispiel das Intro, bestehend aus einem übertrieben temporeichen Kameraflug durch die Wüste und unterlegt mit einem Off-Sprecher, der etwas von einem alten Indianerfluch faselt. Glücklicherweise liegt uns hier zusätzlich der Directors Cut vor, der gänzlich anders beginnt.

Im Zentrum der Handlung steht die Familie Cashen, bestehend aus Papa Mance (Patrick Kilpatrick), seinem Sohnemann Willy (Chris Miller), der angeheirateten Mama Emily (Suzanne Savoy), sowie der gemeinsamen Tochter April (Anthony & Ryan Childs), die aber noch ein Baby ist. Die Cashens kaufen eine staubige Farm vom alten T.C. van Houten (Ford Rainey). Der verbrachte dort bereits seine Kindheit und verlor an Anthony (hust), ich meine natürlich das Monster, bereits seinen Vater (Michael Crawley), was wir aber im regulären Producers Cut erst viel später und weniger ausführlich erfahren.

Was die Familie ebenfalls nicht weiß, ist der Grund für das Ableben von T.C.´s Herrn Papa. Einst war das Land nämlich in Sachen Ölbohrung eine kleine Goldgrube. Als eines Tages jedoch eine schleimige Flüssigkeit aus einem der Bohrlöcher hervorquillt und einen Hund befällt, beginnt das Grauen. Der Hund verwandelt sich in eine reißende, monströse Bestie – einen Anthony halt, schenkt man VCL Video Glauben (aber wer tut das schon). Monster-Hundi zerfleischt Papi danach Off-screen. Dem kleinen T.C. gelingt es, die Bestie im Keller seines Hauses einzusperren und die Tür geschlossen zu halten. Natürlich warnt er die neu hinzugezogene Familie davor, die Kellertür zu öffnen, doch Papa Mance ist neugierig, öffnet das Verlies und befreit damit die reißende Bestie.

Regisseur Kevin S. Tenney, der für John Woodward übernahm, nachdem dieser das Handtuch geworfen hatte, empfängt den Zuschauer nach dem Einlegen der Directors Cut Disc und wird dabei nicht müde, den bekannten Producers Cut, der auf Disc 2 enthalten ist, als Abfall zu bezeichnen. Recht hat er, denn seine Version ist mit deutlichem Abstand die bessere Fassung. Seine Version wird chronologisch erzählt und gibt den Figuren deutlich mehr Tiefe, während der Producers Cut den Indianern im Einleitungstext den schwarzen Peter zuschiebt.

Wer zur deutschen Synchronfassung greift (in der Patrick Kilpatrick von Christian Tramitz eingesprochen wurde), muss beim Producers Cut deshalb mit einigen Momenten im englischen Originalton (wahlweise mit oder ohne Untertitel) rechnen. Der Ton, der in 2.0 Mono vorliegt, ist ordentlich (deutsch) bis gut (englisch). Die Bildqualität, vor allem die des Directors Cuts, ist sehr gut. Bonusmaterial gibt es neben den beiden Filmfassungen reichlich, u.a. einen Audiokommentar von Kevin S. Tenney, gemeinsam mit Patrick Kilpatrick und Suzanne Savoy, es gibt die VHS-Version, Trailer, Bildergalerien, einen Live-Audiokommentar auf Bonus-DVD, den Rohschnitt (in entsprechender Qualität), Behind the Scenes, ein Special zur Astronomicon 2024 und mehr. Außerdem liegen dem Medienbuch ein kleines Wendemotiv-Poster, 4 Picture-Cards und ein Booklet bei.

Damals mochte ich Anthony II – Die Bestie kehrt zurück nicht allzu sehr. Die Neusichtung, vor allem des Directors Cuts, änderte nun diesen Umstand. Denn The Cellar ist ein handwerklich ordentlicher B-Monsterfilm der späten Achtziger. Nicht der beste Film von Kevin S. Tenney, aber auch nicht sein Schlechtester (das dürfte Demolition University mit Corey Haim sein). Die Familie funktioniert als Sympathieträger recht gut, lediglich kurz vor dem Finale mutiert Patrick Kilpatricks Familienvater ein wenig zum Sandman aus Mit stählerner Faust, als er trotzig seine Kinder beinahe dem (recht ordentlich getricksten) Monster auf dem Silbertablett serviert. Insgesamt eine nette Oldschool-Video-Horror-Entdeckung, die in diversen Covervarianten erhältlich ist.

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