Unter dem Meer, unter dem Meer… *träller*. Ach, so eine Meerjungfrau die hat schon was. Für Fans dieser feucht-frivolen Unterwasserbewohner bringt uns Capelight mit „The Mermaid“ einen echten Stephen Chow in die Wohnzimmer. Sogar Urgestein Tsui Hark / Hark Tsui (je nachdem woher man stammt) ist dabei…
Originaltitel: Mei ren yu
Regie: Stephen Chow
Darsteller: Chao Deng, Show Lo, Yuqi Zang, Yun Lin, Hark Tsui
Artikel von Victor Grytzka
Also eigentlich mag ich den Chow-Humor ja ganz gerne. Shaolin Kickers, CJ 7, Kung Fu Hustle – ich wurde immer prächtig unterhalten. Da kam mir Capelight gerade recht, und ich hatte die Chance mir „The Mermaid“ anzusehen. Ich habe einen Chow erwartet, doch – habe ich auch einen Chow, so wie ich ihn mir wünsche, bekommen?
Die Quinglo-Bucht. Ein wunderschönes Naturparadies. Unberührt, naturbelassen… bis der reiche Immobilienmogul Liu Xan auftaucht um dem ein Ende zu bereiten. Er will die Bucht zuschütten lassen, um dort mit seiner Geschäftspartnerin ein lukratives Handelsgeschäft für Grundstücke aufzuziehen. Die bösen Mogule haben es bereits geschafft die dort angesiedelten Delfine durch Sonarimpulse zu vertreiben, jedoch haben sie nicht damit gerechnet, dass eine Gruppe aus Zwittermeereswesen unterhalb der Bucht lebt. Und die wollen sich wehren. Kurzerhand wird die schöne Meerjungfrau Shan auserkoren, um dem Sunnyboy zu verführen und ums Eck zu bringen. Leider ist unsere kleine Wassernixe nicht mit besonders viel Talent gesegnet…
Okay, okay, ich gebe es direkt zu. Der angekündigte TOP HIT ist „The Mermaid“ in meinen Augen nicht. Chow hin, Chow her – der Stephen kann mehr. Optisch eine Granate, transportiert der Film zugleich auch eine sehr kritische Botschaft, die uns – gerne auch mit erhobenem Zeigefinger – daran erinnert, dass das ständige Streben nach Reichtum, Macht, Industrialisierung und Profitmaximierung uns zum schlimmsten Raubtier des Planeten Erde macht. Schön und gut. Aber…
Diese Botschaft wird zugleich mit Humor aufgelockert. Ja, ich kenne Chow-Humor, ja, ich mag Chow-Humor – hier wirkt er in meinen Augen dennoch deplaziert. Zu flach sind die Witzchen, die uns in knapp 90 Minuten um die Ohren gehauen werden. Bei mir hat es häufig nur zu einem Schmunzeln gereicht, wenn unsere tapsige Meerjungfrau mal wieder etwas vergeigt, Liu Xan einen unliebsamen Geschäftspartner (unabsichtlich) per Raketenrucksack durch sein Haus fliegen lässt, oder der Tentakelbursche an Land eine dumme Ausrede für überall herumflatternde Fangarme geben muss, ohne sich selbst dabei zu verraten…
Und DA stinkt der Fisch vom Kopf her! Chow will uns eine – im Grunde – ernste Botschaft vermitteln, verliert sich dabei aber leider in zu plattem Humor, wird dann wieder mahnend und ernst, wieder lustig, dann gibt es ordentlich Action mit viel Getöse, dann wieder lustig… You get the point. Statt einem Wechselbad der Gefühle stellte sich bei mir ein Gefühl des „genervt“ seins ein, da ich irgendwie einen roten Faden in dem Film vermisst habe.
Die tollen Effekte und Kostüme, der typisch asiatisch-bombastische Soundtrack sowie die starken Darsteller können dann auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Grunde eine banale Lovestory mit Comedy und einer „Du-du-du!“ Moral gestreckt wird. Eine klare Schwarz-Weiss Trennung der Charaktere ist da auch eher abgedroschen und kontraproduktiv. Stephen, mein Gutster, da warst du wohl etwas zu ambitioniert. Auch wenn ich mich über den Auftritt von Tsui Hark sehr gefreut habe, ein wenig mehr Screentime hätte er meiner Meinung nach verdient gehabt.
Technisch gibt sich der Film keine Blöße! Die Synchro ist nicht überragend, aber immerhin gut, das Bild ist sauber, die Farben in Ordnung (ein wenig kräftiger hätte es schon sein dürfen, das wäre den teils wirklich tollen Effekten zu Gute gekommen), der Ton ist kräftig, räumlich, sauber!
Fazit:
Wirr, wirrer, „The Mermaid“ – nach den langen Schwafeleien in der Review selbst fasse ich es kurz und knapp zusammen. Man wollte zu viel für die kurze Laufzeit und das hat mich nicht aus dem Sessel gehauen, sorry. Ich geh jetzt Fischstäbchen essen!
Trailer: