Teufel, die mit den Wimpern klimpern. Heute besprechen wir einmal einen klassischen Streifen der legendären Hammer Studios, der nicht wie sonst von diesem Studio gewohnt im Horrorbereich daheim ist, sondern im artverwandten Genre des Psychothrillers.

Originaltitel: Nightmare

Regie: Freddie Francis

Drehbuch: Jimmy Sangster

Darsteller: Jennie Linden, David Knight, Moira Redmond, Brenda Bruce

Artikel von Christian Jürs

Die Filme der britischen Hammer Studios verfolgen und begeistern mich seit meiner Kindheit. Im zarten Alter von gerade einmal sieben Jahren gehörte ein VHS-Band mit TV-Aufzeichnungen von „Frankensteins Fluch“ und „Der Fluch von Siniestro“ ebenso zu meinem Medienkonsum wie Zeichentrickserien, die mit so grandiosen Songtexten wie „Calimero, mit Sombrero…“ eingeleitet wurden. Eine Medienhure war geboren. Fortan wurde der Videorekorder regelmäßig programmiert, wenn es in der Reihe „Mumien, Monstren, Mutationen“ einmal mehr in den Credits hieß „Eine Hammer Film Produktion“. Vampire (normal oder golden), schwarze Reptilien und andere Monster sollten meinen Horizont erweitern. An meinem Radar vorbei ging jedoch, dass Hammer auch im Bereich Psychothriller seit Anfang der sechziger Jahre tätig war. Erst im DVD- und BluRay-Zeitalter durfte ich hier einige Perlen entdecken, die einst an mir vorbei zogen.

Hush, Hush, sweet Janet

Im gleichen Jahr wie der grandiose „Wiegenlied für eine Leiche“ mit Grand Dame Bette Davis entstand dieser recht ähnlich gelagerte (und ebenfalls in Schwarzweiß produzierte) Film, den ich jetzt erstmals, Anolis sei dank, sichten durfte.

Im Zentrum der Handlung steht (zunächst!) die 17 jährige Janet (Jennie Linden), deren Psyche im Alter von 11 Jahren einen gewaltigen Knacks abbekommen hat. Damals musste sie mit ansehen, wie Janets geistig verwirrte Mutter ihren Vater mit einem Messer erstach. Seither lebt Mami in der Psychiatrie und Janet in einem Internat. Doch die junge Dame leidet unter Albträumen, in denen sie von ihrer Mutter verfolgt wird. Auch die Angst, ebenso wie Mami an einer kranken Psyche zu leiden, setzt dem Mädchen arg zu. Nach einer schrecklichen Nacht böser Träume wird Janet wieder zurück in ihr Elternhaus geschickt. Dort wird sie liebevoll von der Krankenschwester Grace Maddox (Moira Redmond) umsorgt und auch der schmierige Familienanwalt Henry Baxter (David Knight) sorgt sich, zumindest vordergründig, um die Gesundheit der jungen Dame. Doch ihr Zustand verschlimmert sich und etwas schreckliches geschieht…

Schnell wird klar, da will jemand die liebe Janet in den Wahnsinn treiben. Noch ein „Hush, Hush, sweet Charlotte“ dachte ich mir (wie eingangs erwähnt). Doch weit gefehlt. Denn die oben stehende Inhaltsangabe spiegelt lediglich die erste Hälfte dieses raffinierten Psychothrillers dar, der mich durchaus überraschen konnte. Doch verraten möchte ich an dieser Stelle nichts weiter über den Inhalt des Filmes, da ich Euch da draußen ansonsten gehörig den Spaß verderben würde.

„Der Satan mit den langen Wimpern“  von Regisseur  Freddie Francis (Frankensteins Ungeheuer) und Drehbuchautor Jimmy Sangster (Dracula und seine Bräute) überzeugt mit gelungener Ausleuchtung, einigen stimmigen Gruselmomenten und guten Schauspielern…

HALT! STOP! Ein kleiner Kritikpunkt muss allerdings sein. Er lautet Jennie Linden. Die gute Dame, die ihre Karriere ansonsten mit kleinen Rollen in TV-Serien bekleiden konnte, hat einfach nicht das Zeug einen Kinofilm (oder zumindest die erste Hälfte) zu tragen. Im übrigen wirkt die Frau mit der etwas spitz geratenen Nase auch nicht mehr wie ein 17jähriges Mädchen (sie war zum Zeitpunkt des Drehs 23 Jahre alt). Aber seien wir nicht zu hart mit dem Urteil. Immerhin waren die „Scream“-Teenager bei Wes Craven auch schon knapp dreißig. Trotzdem bitter wenn man erfährt, dass eigentlich die grandiose Julie Christie (Doktor Schiwago) für die Rolle der Janet  vorgesehen war. Doch alles halb so wild, immerhin ist dies (wie bereits erwähnt) nicht die Hauptrolle.

Qualitativ gibt es eigentlich nichts zu meckern. Sicher, kleinere Beschädigungen finden sich hier und da im Bild, aber der Streifen hat auch schon 53 jahre auf dem Buckel. Ich kenne Menschen in meinem Bekanntenkreis die nur unwesentlich älter sind und weitaus mehr Abnutzungserscheinungen davontrugen. Auch der Ton ist sauber und klar, sowohl im Original, als auch bei der deutschen Synchronspur.

Im Bonusbereich überschlägt sich Anolis wie gewohnt. Angefangen bei einem unterhaltsam-informativen Audiokommentar mit Filmwissenschaftler Dr. Rolf Giesen und Volker Kronz, einer Doku, dem Trailer, einem Gespräch mit Jennie Linden und und und. Bei der Mediabookvariante gibt’s dann noch ein 28-seitiges Booklet von Dr. Rolf Giesen, Uwe Sommerlad und Uwe Huber obendrauf. Das Wendecover bei der Amaray ist natürlich Ehrensache.

Fazit:

Alleine der deutsche Titel, der so überdeutlich aus den 60ern stammt, ist wunderschön poetisch (*schwärm*). Das klingt alles nach einer klaren Kaufempfehlung, jedoch hat diese einen kleinen Haken. Klar, Hammer Fans sollten, werden und müssen bei dieser Traumveröffentlichung zugreifen. Allen anderen Lesern die nur einmal wieder einen Klassiker sehen wollen sei jedoch gesagt, dass der Preis für das Mediabook bei knapp 40 Talern und der Preis der Softbox bei ca. 30 Talern liegt. Klar, der Preis ist alleine durch die hervorragende Restaurierung, den Audiokommentar, sowie den anderen Specials gerechtfertigt, ist aber eben auch nicht ohne. Ich zumindest bin froh, diesen Film endlich gesehen zu haben, schon um meine Hammerkenntnisse erweitert zu haben.

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