„Adriaaaaan…ich hab´s geschafft!“ – Zwei Jahre nach seinem Durchbruch mit „Rocky“ versuchte sich Sylvester Stallone erneut mit einem Sportdrama. Doch diesmal stieg der Italian Stallion nicht selbst in den Ring. Trotzdem übernahm er Hauptrolle, Drehbuch und erstmals auch Regie.

Originaltitel: Paradies Alley

Drehbuch und Regie: Sylvester Stallone

Darsteller: Sylvester Stallone, Lee Canalito, Armand Assante, Frank McRae, Anne Archer

Artikel von Christian Jürs

New York im Jahre 1946. Die Brüder Cosmo (Sylvester Stallone) und Victor  (Lee Canalito) und Lenny Carboni (Armand Assante) versuchen der Armut ihres Bezirkes „Hells Kitchen“ zu entkommen. Die rettende Idee findet Cosmo im Wrestling. Er schickt seinen kleinen Bruder Lenny als „Kid Salami“ in den Ring. Lenny, der dieser Idee eher skeptisch gegenüber steht, ändert nach ersten Erfolgen seines Bruders jedoch seine Meinung. So übernimmt er den Part des Managers von „Kid Salami“, der schnell zur lokalen Größe heranwächst. Doch die Kämpfe hinterlassen gesundheitliche Spuren bei Lenny, was zu Spannungen zwischen den ungleichen Brüdern führt. Denn während Cosmo das Gewissen plagt, kann der habgierige Lenny nicht genug bekommen…

Mit dem Drehbuch zu „Paradise Alley“ ging Stallone bereits vor dem Siegeszug von „Rocky“ bei den Studios hausieren. Zur Verfilmung kam es jedoch erst nach dem Smash-Hit. Doch der große Erfolg bleib diesmal aus. Gut 5 Mio Dollar waren das magere Ergebnis an der US-Kinokasse. Für Stallone jedoch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, nutzte er dieses Regiedebut doch als Fingerübung, um ein Jahr später mit dem von ihm gedrehten „Rocky II“ seinen Siegeszug an den Olymp Hollywoods fortzuführen.

Dabei geriet der Film gar nicht einmal schlecht, auch wenn er nicht annähernd mit der Boxsaga mithalten konnte. Das Publikum wollte eben nicht den unbekannten Lee Canalito im Ring bestaunen, sondern halt Stallone selbst. Da half es auch nicht, mit Anne Archer, Frank McRae und „Judge Dredd“-Gegenspieler Armand Assante eine wirklich gute Schauspielgarde um sich gesammelt zu haben. Auch Musiker Tom Waits ist hier zu sehen und zu hören. Apropos hören: Stallone selbst sang den Titelsong. Wer jedoch den Film „Der Senkrechtstarter“ gesehen hat, weiß um sein Gesangstalent.

Generell lässt kann man behaupten, dass Zuschauer, die die ersten beiden Rocky-Filme mochten, sich auch bei „Im Vorhof zum Paradies“ nicht langweilen werden. Die Darsteller sind gut, die Ausstattung hinterlässt einen glaubhaften Eindruck vom New Yorker Armenviertel der Vierziger Jahre und die Szenen im Ring sind mitreißend inszeniert. Trotzdem gibt es hier und da Momente, wie die albern geratene Bloßstellung eines Unsympathen gegen Ende, die nicht notwendig gewesen wären.

Die kommende Edition ist freilich nicht die erste Veröffentlichung auf dem deutschen Markt. Auf DVD gab es schon länger eine leicht gekürzte Fassung (eine Szene mit einem gefesselten (!) Affen wurde entfernt) und in einer Sylvester Stallone Sammelbox kann man bereits die ungekürzte BluRay ergattern. Doch keine dieser Scheiben kommen an die qualitativ hochwertige Koch Media-Veröffentlichung heran.

Neben einer hervorragenden Bild- und Tonqualität bietet diese nämlich noch Trailer, die alte Super-8-Fassung, erweiterte Szenen und eine Bildergalerie. Außerdem sind zwei Synchronfassungen enthalten. Doch wer jetzt hofft, neben der bekannten Sprachfassung, in der Jürgen Prochnow wie bereits bei „Rocky 1 und 2“ dem Actionstar sein Organ leiht, noch eine Version mit Stammsprecher Thomas Danneberg zu erhaschen, der wird enttäuscht sein. Denn der Unterschied zwischen Video- und Kinosynchro liegt in wenigen nachsynchronisierten Momenten mit Armand Assante und Anne Archer, die in diesen Szenen plötzlich die wundervolle Stimme von Heidi Schaffrath bekommen hat.

Rocky-Fans, die die alten Veröffentlichungen noch nicht besitzen, sollten zugreifen. Wer den Film schon sein Eigen nennt, muss abwägen, wie wichtig Stellenwert dieses Filmes ist. Für mich liegt er immerhin über „Rocky V“ im Ranking. Ach ja, die damalige FSK 18 Freigabe (VHS) ist ein Brüller und wurde zeitgemäß auf FSK 16 schon vor längerer Zeit heruntergestuft.

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