„Nehmen sie mal den Vorhang aus dem Auge, sie brechen mir ja gleich das Herz.“ So kalauert sich Peter Lee Lawrence als eiskalter Rächer Silver durch den Italowestern von 1967. Doch reicht das aus, um in der Western-Oberliga mitzuspielen?

Regie: Alfonso Brescia (als Al Bradley)

Darsteller: Peter Lee Lawrence (Karl Hyrenbach), Agnès Spaak, Max Dean (Massimo Righi)

Artikel von Kai Kinnert

KILLER CALIBRO 32, so der Originaltitel, beginnt bunt und mit einem launigen Trickfilm/Scherenschnittintro. Der Held Silver (Peter Lee Lawrence) wird knallig und locker eingeführt – im Stil irgendwo zwischen EIN PAAR DOLLAR MEHR und PINK PANTHER. Und tatsächlich hat der Held einen etwas bondmässigen Unterton, allerdings nicht so verspielt, wie es später Sabata oder Sartana weiter führen sollten. Peter Lee Lawrence gibt in STIRB ODER TÖTE den flotten Rächerdandy mit blass-blauen Augen, der sich stets gut gekleidet und frisiert an die Dezemierung einer Diebesbande macht.

Seinen ersten Auftritt hat Silver in einem Steinbruch, wo mexikanische Sklavenarbeiter für einen reichen Farmer arbeiten müssen. Die Schergen des Farmers ahnen ob des coolen Auftreten Silvers und seiner nicht enden wollenden Sprüche deutliches Ungemach – und werden blitzschnell niedergeschossen, bevor es wirklich eskaliert. Erleichterung und Jubel bei den mexikanischen Arbeitern, denn die hatten Silver angeheuert um sich aus der Sklaverei befreien zu lassen. Dieser kassiert, hat noch einen Spruch auf den Lippen und reitet weiter. Er reitet nicht viel, denn der Film wurde in der Nähe von Rom gedreht und so kommt Silver schnell in Carson City an und wird von den Einwohnern dazu angeheuert, eine Diebesbande umzulegen, die ständig die lokale Postkutsche überfallen und alle abknallen.

Silver spürt die einzelnen Mitglieder der Bande auf und dezemiert einen nach dem anderen. Überraschend oft passiert das im örtlichen Saloon beim Pokerspiel. Doch der Plan von Silver geht nicht ganz auf, denn auch mit ihm wird ein falsches Spiel getrieben und so gerät er selber in die Falle…

Soweit, so gut. Doch irgendwie will der Funke in dem Film nie überspringen. Etliche Faktoren verhindern, dass STIRB ODER TÖTE ein echter Klassiker des Italowestern geworden ist. Es beginnt mit der Synchronisation durch Rainer Brandt und Karlheinz Brunnemann, die später auch für die Eindeutschung von DIE ZWEI (Roger Moore, Tony Curtis) und der Spencer/Hill Filme verantwortlich waren. Sobald Silver die Szene betritt hört das Gequatsche nicht mehr auf. Ständig cool und flapsig wird in dem Film mehr geredet als gehandelt. Der deutsche Schauspieler Peter Lee Lawrence trägt zwar ein kräftig blonde Eastwood/Redford Haartolle zur Schau, aber irgendwie hat das Budget nicht gereicht, Silver auch ein anständiges Italowesternsetting zu verpassen. Alles ist nur routiniert abgefilmt. Das ist der nächste Knackpunkt in dem Film: Ihm fällt optisch nicht mehr ein, als die Handlung und Dialoge runter zu spulen. Dazu, Punkt Nummer Drei in der Mängelliste, spielt dder Großteil der Szenen nur Innen. Gerne beim Pokern, in dem wirklich riesigen Saloon von Carson City.

Das schränkt den Film mächtig ein, auch weil Lawrence es zu keinem Zeitpunkt schafft, die Leinwand durch ein Charisma zu füllen. Das ist nicht unbedingt die Schuld des Schauspielers, denn der Film nimmt ihm meist optisch durch eine gelangweilte Kamera sowie durch die Synchro die Möglichkeiten, auch mit wenig Geld erinnerungswürdige Szenen zu drehen. Regisseur Brescia verweigert schlichtweg den Brennweitenwechsel und liefert lange Einstellungen im Fernsehformat ohne sich darum zu kümmern, was für ein Genre er hier gerade bedient.

Dazu kommt eine Musik von dem Jazzmusiker Robby Poitevin,  die eher ratlos und wenig inspiriert wirkt.

Selbst die Landschaften, wenn sich der Film denn mal nach draußen bemüht, passen nicht. Bis auf zwei schöne Gegenlichtaufnahmen bei aufgehender Sonne wird hier nichts geboten. Man reitet durch die gleichen günstigen Gegenden vor Rom, wie sie später Lucio Fulci in seinen Western auch ständig abdrehte. Der allerdings dann mit VERDAMMT ZU LEBEN, VERDAMMT ZU STERBEN bewies, das auch mit wenig Geld ein kleiner Klassiker gedreht werden kann.

Nicht so STIRB ODER TÖTE. Eher TV- als Kinofilm, bleiert der Film in langen Dialogszenen vor sich hin und droht den Zuschauer sanft entschlummern zu lassen. Carson City hat, gefühlt, den größten Saloon in der Filmgeschichte und in ihm spielt sich fast die Hälfte des Films ab. Das Licht – im Western ein wichtiges Stilelement – fällt gründlich im großflächigen Studiostil überall hin und so erleuchtet der Film in bunten, detailierten Farben. Koch Media hat den Film in erstklassiger Qualität remastert und mit ein paar Extras versehen, darunter eine interessante Featurette zu dem Film.

Nein,ein Held ist Silver hier nicht für mich geworden. Zu allgemein und routiniert spult der Regisseur das Drehbuch runter, zu sehr drückt hier Rainer Brandt auf die Tube und versucht die fehlende Idee des Films zu ersetzen. Leider ging das in die Hose.

Für die Sammlung ist das Doppelpack ok. Eine Perle ist der Fim jedoch nicht.

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