„Oh, Mr. Darcy…“ *schmacht schmacht* – Ich kenne viele Frauen, die von „Stolz und Vorurteil“ nicht genug bekommen können. KSM tut eben jenen Welchen einen riesen Gefallen, und bringt die opulente 1995er BBC-Verfilmung des Stoffes aus der Feder von Jane Austen in die HD-Heimkinos. Ob ich die rund 300 Minuten ohne bleibende Schäden durchgestanden habe? Die Antwort gibt es im Artikel.

Regie: Simon Langton

Darsteller: Colin Firth, Jennifer Ehle, Susannah Harker, Julia Sawalha, Benjamin Withrow

Artikel von Victor Grytzka

„Very british, indeed“ – wo sich Fuchs und Hase eine gute Nacht wünschen, wo die Hecken schön getrimmt sind, wo man zu Bier im Pub eine Portion Pommes Frittes mit Fisch in sich reinschaufelt, ja, da wird es romantisch. Wenn dann noch Mr. Darcy auf Elizabeth Bennet trifft, dann bewahrheitet sich der Ausspruch: „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich!“

Der alte Bennet ist in einem Alter, in dem er sich Gedanken um seine Nachfolge machen muss. Da er nur mit Töchtern beschenkt wurde, müssen diese alsbald unter die Haube gebracht werden. Mr. Charles Bingley (Crispin Bonham-Carter) soll es sein. Jung, kraftstrotzend, gutaussehend und reich. Die älteste Tochter Jane (Susannah Harker), sanftmütig und wunderschön, soll unters Häubchen. Auf einem Ball sehen sie sich zum ersten mal. Im Schlepptau hat der Schönling seinen Freund Mr. Darcy (Colin Firth). Da Darcy allerdings kein gutes Haar an Elizabeth (Jennifer Ehle) lässt, entsteht eine Abneigung zwischen den Beiden. Als Jane durch eine Krankheit gezwungen ist einige Zeit auf dem Landsitz von Bingley verweilen muss, eilt Elizabeth ihr nach um sie nicht mit Bingleys furchtbaren Schwestern alleine lassen zu müssen. Auch Darcy ist vor Ort, und die beiden müssen notgedrungen miteinander auskommen. Es folgt ein heiteres Kuddelmuddel weiterer potenzieller Anwärter, die sowohl an Elizabeth, als auch an Jane interessiert sind. Wer kriegt denn nun am Ende wen?

Boaaaaaah, das war ein hartes Stück. Es tut mir leid, aber vorab muss ich Eines loswerden. Ich bin kein Fan von solch aufgepusteten Schmonzetten, und der Umstand dass das Ganze hier auf satte 300 Minuten aufgeblasen wurde tat meinem Leiden keinen Abbruch. Es fühlte sich einfach zäh an. Jeder einzelne Charakter bekommt eine eigene Geschichte aufgedrückt, die dann auch noch (mehr oder weniger) explizit ausgeschlachtet wird. Im Kern haben wir natürlich das Hickhack zwischen Darcy und Elizabeth die sich, wie sollte es anders sein, durch eine Hassliebe miteinander verbunden fühlen. Völliges Chaos – so habe ich mich gefühlt. Irgendwie sind sie alle hinter den Bennet-Weibern her, jeder will was von ihnen, und irgendwie bekommt dann auch immer einer ein Stück vom Kuchen ab. Mir mag einfach der Zugang zu solch einer Thematik fehlen, aber es war mir irgendwann nicht mehr möglich der Handlung vernünftig zu folgen. Ob nun aus Desinteresse oder aus reiner Verwirrung lasse ich mal dahingestellt.

So wenig mich die Geschichte begeistert hat, so mehr habe ich für die gelungene Umsetzung übrig. Der Cast ist hochkarätig besetzt und vereint ein talentiertes Ensemble aus Theater- und Filmschauspielern. Die Ausstattung kann nur als liebevoll-opulent bezeichnet werden. Wie ich am Anfang des Artikels schon schrieb – „very british.“ BBC-Produktionen bestechen durch einen eigenen Look, der fast schon penibel genau auf adäquate Umsetzungen bedacht ist. Dieser „Geist“ der britischen TV-Schmiede umspukt dieses Werk an allen Ecken und Kanten. Man fühlt sich in eine Zeit und eine feine Gesellschaft zurückversetzt, wie man sie nur als alten Berichten und Geschichten kennt. Dies hat mich gut bei der Stange gehalten, und hat mich „Stolz und Vorurteil“ durchstehen lassen.

Es fällt mir schon fast schwer diese Rezension zu schreiben, da ich dem Werk – aufgrund mangelnden Interesses an der Thematik – wahrscheinlich Unrecht tue. Es tut mir leid, aber ich bin mir sicher dass Fans der Geschichte ganz klar wissen, welch eine Perle die BBC Produktion ist. Ich war aber ehrlich gesagt froh, als diese 300 (gefühlt) zu langen Minuten ein Ende hatten. Austen war nie mein Ding. Wird es auch niemals sein!

KSM hat hier allerdings eine sehr schöne Scheibe hingelegt. Hat aus dem „typischen“ TV Bild ein Maximum an Schärfe und Detailreichtum herausgeholt, und geizt nicht mit Extras. So gibt es ein Making of, diverse Featurettes, Trailer und viele weitere schöne Dinge, die das Fanherz höher schlagen lassen. Geliefert wird die Serie auf 2 BluRays.

Sehr detailgetreue Verfilmung eines Austen-Klassikers. Fans greifen definitiv zu, Leute ohne Hang zum Thema wird aber auch die tolle Veröffentlichung nicht überzeugen können.

Trailer:

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