Da wir in letzter Zeit unsere Hörspielfreunde ein wenig vernachlässigt haben, besprechen wir heute einen Klassiker aus der wohl erfolgreichsten Hörspielreihe ever. Die Wahl fiel auf die Nummer 33 der „Three Investigators“ aus dem Hause Europa, die, lange vor Akte X, das Thema Ufos und außerirdische Besucher behandelte. Das Sekten wie Scientology zusätzlich ihr Fett wegkriegen, macht die Folge umso hörenswerter.

Originaltitel: The Mystery of the Blazing Cliffs (1981) von M.V. Carey

Sprecher: Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck, Andreas Fröhlich, Peter Pasetti

Dialogbuch: H.G. Francis

Produktion und Regie: Heikedine Körting

Artikel von Christian Jürs

„Ich habe es satt, dass sich Idioten an meinem Eigentum vergreifen!“ – Nein, das sind nicht die Worte, die ich Freunden und Verwandten zuwerfe, wenn sie meine Film-, Musik- und Hörspielsammlung durchstöbern, sondern die des exzentrischen Milliardärs Charles Barron, der, zusammen mit seiner Frau Ernestine den Schrottplatz der Firma Titus Jonas besucht. Dort ersteht er allerlei Krempel, ehe er Patrick, einem der angestellten Brüder bei Titus Jonas, gehörig den Marsch bläst, als dieser sein Auto umparken möchte.

Patricks Bruder Kenneth gebührt nun die Ehre, dem Schreihals seine Waren auf sein abgelegenes Anwesen zu liefern. Dort hat er sich ein Reich aufgebaut, indem sich die Bewohner selbst mit Strom, Wasser und Nahrung versorgen können, im Falle des Zusammenbruchs der Zivilisation. Ja, Mr. Barron ist schon ein sonderbarer Kauz. Dies gilt ebenfalls für seine wesentlich sympathischere Ehefrau, die jedoch auch nicht alle Latten am Zaun hat. Sie glaubt an die Worte eines Science Fiction-Religionsromans (Scientology anybody?) mit dem Titel „Sie sind an unserer Seite“. In diesem retten die Bewohner des Planeten Omega einen kleinen Teil der Erdbevölkerung vor dem Weltuntergang, um gemeinsam bei Wein, Weib und Gesang auf Omega wilde Orgien feiern zu können oder sonstwie die Zeit herumzubringen.

Neugierig begleiten die drei Detektive Justus, Peter und Bob den Lieferanten, um die sagenhafte Ranch zu besichtigen. Anfangs beginnt auch alles recht harmonisch mit einem Abendessen, welches die Haushälterin Elsie vorbereitet hat. Doch auf dem Heimweg werden Patrick und die Jungs plötzlich von einem Trupp Soldaten aufgehalten. Die Straße sei nicht passierbar erklärt ihnen der verantwortliche Lieutenant Ferrante von der Armee.

Wie Charles Barron die Nachricht aufnimmt, kann sich jeder denken. „Kommunisten, Anarchisten,…“ und je nach Version schreit er auch noch „Pack!“. Ja, die frohe Kunde, auf der Ranch festzusitzen schmeckt keinem der Beteiligten, zumal das Militär auch keine Informationen besitzt oder zumindest preisgibt, was nun wirklich da draußen geschehen ist. Telefon, Funk und Fernsehen sind zudem auch noch ausgefallen und „What´s app“ lag ja noch in jahrelanger Ferne.

Kurze Zeit später kommt dann eine Radiodurchsage des Präsidenten, der die Sichtung von Ufos vermeldet. Während Ernestine sich auf die Errettung durch die Bewohner Omegas erhofft, hegen Justus und Kollegen erhebliche Zweifel an der Situation. Doch als ein grelles Licht auf einer Lichtung erscheint und tatsächlich ein Flugobjekt auftaucht, scheinen die Zweifler und Juniordetektive diesmal einem Irrtum unterlegen…

Diese Science Fiction Mystery Folge stammt aus der Feder von M.V. Carey. Hinter den Initialen M.V. verbirgt sich der Name Mary Virginia, der ersten weiblichen Autorin der Reihe. Von ihr stammt auch DIE FLAMMENDE SPUR, DIE SINGENDE SCHLANGE und vor allem DER KARPARTENHUND und DER ZAUBERSPIEGEL. Auch die vorliegende Folge kann sich qualitativ ohne Scheu in diese Reihe echter Klassiker stellen, ist sie doch sowohl spannend, als auch geheimnisvoll, auch wenn man schnell spitz bekommt, wie der Hase läuft. Doch schräge, wirklich gelungene Charaktere wie das Ehepaar Barron machen dieses Manko schnell wieder vergessen.

Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Und so traf auch diese Klassikerfolge eine Neubearbeitung, als sie ihr zuhause vom Magnetband auf das digitale Medium wechselte und Europa unter den Pantoffel von BMG geriet. Das der bekannte Rechtsstreit zu einem Musikwechsel hier und da führen musste, geschenkt. Aber warum in aller Welt taucht direkt zwischen der ersten und der zweiten Szene eine „Untz, Untz“ – Technomusik auf, die zum Einen zum Schreien furchtbar ist und vor allem so gar nicht mit den noch vorhandenen, alten Stücken harmoniert. Auch die Dialogkürzungen, die man so gerne vornahm, blieben hier nicht aus. So fehlt oben genannte „Pack!“ unter anderem.

Eine (bzw. zwei) Änderung(en) kann ich aber nicht fassen. Es wurden aus mir nicht zu erklärenden Gründen zwei Sprecher gegenüber der alten Fassung ausgetauscht. So sprach einst Peter Kirchberger den Onkel Titus. Doch in der neuen Version spricht plötzlich Andreas Beurmann, der leider verstorbene Ehemann von Hörspielmeisterin Heikedine Körting und Mitbegründer von EUROPA, Justus Ersatzpapa. Ein guter Sprecher, aber was soll das, zumal er seinen Text hier recht lieblos abliest. Nun ja, immerhin sprach er ihn fortan bis Folge 169 mit weitaus mehr Elan. Ich bin mit dem Original aufgewachsen und prangere das an. Gleiches Schicksal erlitt übrigens die Rolle der Haushälterin Elsie. Ursprünglich von Barbara Focke vertont (im Booklet steht fälschlicherweise Pia Werfel), die auch als Tante Patricia großartig in der SINGENDEN SCHLANGE war. Seit 2001 hören wir hier Hansi Jochmann, die nicht annähernd an die rauchige Stimme Werfels ranreicht.

Über die Leistungen von Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck, Andreas Fröhlich oder Peter Pasetti schweige ich. Sie alle sind (bzw. waren) Profis durch und durch. Doch auch Monika Peitsch und Pinkas Braun als Mr. und Mrs. Barron sind genial. Zu ihnen gesellen sich Sprecher wie Horst Frank (der typisch mit einem „Was ist hier los?“ die Szene betritt), Volker Kraeft und Wolfgang Draeger als U.S. Präsident. Eine sicherlich bessere Wahl, als zur Zeit in der Realität getroffen wurde.

Lediglich eine Änderung gegenüber der alten Folge macht halbwegs Sinn. Wenn die Außerirdischen zu sprechen beginnen, so klingen sie in der alten Version menschlich und nun wie man sich Klischee-Marsianer vorstellt. Kann man machen, muss man aber nicht.

Unnötig hingegen die ständige Untermalung unheilschwangerer Musik an Stellen, die früher musikalisch stumm waren, wie be der Radiodurchsage des Präsidenten. Buuuhuuuuuhuuuu.

Ein tolles Hörspiel, welches zwar durch die Nachbearbeitung ein wenig an Qualität verloren hat, trotzdem immer noch zu den besten Folgen aus der reihe gehört. Das Cover ist chic, hat aber inhaltlich eigentlich nix mit der Folge zu tun. Zumindest mit der Hörspielfassung, wie mir ein paar windige Leser schrieben. Denn wie schon von mir vermutet, taucht diese Szene nur im Buch auf. Es handelt sich um Justus, der auf die Veranda klettert, um sich zu verstecken. Wer kann, möge sich natürlich die alte Version zulegen. Da gibt’s auch kein „Untz, Untz, Untz“, sondern die alte, stimmungsvolle Musik.

Vielen Dank an die Leser Claudia Detmers, Marc Hofmeister, Carlo Masur und André Winkhaus für die Fehlerkorrektur.

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