Ein englischer Serienregisseur dreht mit Orlando Bloom einen Actionfilm fürs chinesische Kino. Mr. Bloom, stets auf der Suche nach der richtigen Rolle, gibt hier nun in dem Asia-Action-Heist-Movie den Bodyguard für eine ultra-kostbare Vase und wird dabei in allerlei Überfälle und in die Entführung seiner Freundin verwickelt. Nur sein Team, bestehend aus Simon Yam und Lynn Hung, kann ihm bei der Rettung helfen.

Originaltitel: S.M.A.R.T. Chase

Regie: Charles Martin

Darsteller: Orlando Bloom, Simon Yam, Lynn Hung, Lei Wu

Artikel von Kai Kinnert

Orlando Bloom ist mit seinem filmischen Betriebsausflug nach Shanghai in bester Gesellschaft. Einige Stars in Warteschleife leisten sich Auftritte in asiatischen Kinofilmen, was manchmal ganz reizvoll ist. Liam Neeson, Tim Robbins, Jean Reno, David Morse und noch weitere Kollegen sind gerne den Einladungen chinesischer Filmproduktionen gefolgt und haben in den Produktionen teilweise gute Leistungen abgeliefert. Dabei stehen ihnen oft prominente, chinesische Schauspieler beiseite, so auch hier. Bloom darf hier den hageren, abgehalfterten Sicherheitsexperten und Bodyguard Danny Stratton spielen, der seit einem Überfall ein kleines Trauma hat und sich nun in Shanghai mit zwei Kollegen als trickreicher Bodyguard über Wasser hält. Er wird dabei für die Überwachung der Auslieferung einer wertvollen Vase beauftragt, gerät jedoch später in einen Hinterhalt. Die Vase ist futsch und die Frau, die er liebt, auch noch entführt. Wie gut, das Stratton ein knalliges Team von Sicherheitsexperten an seiner Seite hat.

Die bunte Truppe besteht aus Simon Yam als Mach Ren, Lynn Hung als Ling und Lei Wu als …fucking… DingDong Tang. DingDong, ein Name, der nur im chinesischen Kino ernsthaft vorgetragen wird, ist der junge, nerdig-smarte Computerdrohnenhandydingsbumsexperte, wie er in keinem Mainstream Actionfilm aus Asien fehlen darf. Ein lästiges Rollenklischee, auf das kein Drehbuch verzichten möchte. Der Film inszeniert sich und Shanghai recht groß und präsentiert Bloom mit blondierten Haaren. Ein Umstand, der manchmal tatsächlich vom Geschehen ablenkt. Denn man fragt sich andauernd, wieso. Wieso muss Orlando Bloom aussehen wie der Cousin von Dolph Lundgren? Aber das HK Kino hatte schon immer eine Vorliebe für gefärbte Haare, keine Ahnung warum. So präsentiert sich Stratton als gebrochener Bodyguard, der aber immer noch genügend Zeit hat, sich die Haare zu färben. Wären da nicht die Augen von Orlando Bloom und sein hageres Gesicht, das den Szenen in einigen Momenten zur Rettung verhilft, ginge der Streifen im Strudel seiner bemühten Inszenierung und seinen Klischee-Zitaten unter.

Zur Seite steht ihm eine echter Star des Hong-Kong-Kinos, Simon Yam, hier sichtbar gealtert aber doch noch recht fit, wie sich später herausstellt. Dazu gesellt sich Lynn Hung, die überraschender Weise gut besetzt ist und ihre Action glaubwürdig umsetzt. Die Kamera in dem Film ist ganz gut und das Licht in etlichen Szenen opulent gesetzt. Allerdings klemmt das Timing der Szenen manchmal, in der Action sitzt nicht jeder Schnitt und die Handlung ist nun auch nicht neu.

Neu ist allerdings der Mut, mit einer solchen Frisur zu spielen und so scheint das auch Orlando Bloom während Aufnahmen empfunden zu haben. Bloom spielt tatsächlich in einigen Momenten seine innere, andauernde Frage nach Außen und gibt dem blondierten Stratton charakterliche Kante. Hier bringt Bloom Momente der Qualität auf die Leinwand, die von Regisseur Martin nicht erkannt werden und im Quatsch seines Drehbuchs untergehen. Martin hat sonst TV Serien wie KOMMISSAR WALLANDER oder BEING HUMAN gedreht und kopiert hier nun alle Klischees und Bedürfnisse des modernen Hong-Kong-Action-Kinos. Das gelingt ihm zwar optisch, jedoch nicht im Timing.

Die Action-Sets sind in solchen Filmen das Salz in der Suppe und lassen meist über Schwächen in der Handlung und Inszenierung hinwegsehen. Die gibt es natürlich auch in SHANGHAI JOB und so müssen sich Orlando Bloom und Simon Yam allerlei Verfolgungen und Kloppereien gefallen lassen. Hier und da wird mit etwas auffälliger CGI nachgeholfen und Orlando Bloom ist kein Kämpfer und Charles Martin kein Actionregisseur. Da hilft dann auch schon mal die Kamera und der Schnitt über die fehlende Kampfkunst hinweg.

Doch immerhin gibt sich Martin tatsächlich Mühe die Action gut und angemessen hinzubekommen und liefert bei Minute 52, zu einem schnarrenden Elektro-Beat, eine recht passable Fight-Szene im Lager mit den Vasen ab, die ich mir gleich dreimal angesehen habe. Einfach, weil hier die Nummer mit der Action um Orlando Bloom und Simon Yam am Besten aufgegangen ist und der Fight schön umgesetzt wurde. Der Sound passt treibend, das Timing fast gelungen, die Choreografie war angemessen und die Nummer hatte eine gewisse Würze, da störten selbst die kurzen Zwischenszenen nicht. Der Film verlässt sich in dieser Actionszene nicht, wie zuvor, auf CGI und Drohnen-Klimbin und liefert hier mal echte, schwungvolle Handarbeit mit passendem Soundtrack und ab.

Leider kann das der Film auf Dauer nicht halten und knattert sich unglaubwürdig durch seine Heist-Movie-Story, die streckenweise etwas lahm wirkt. Der Film hat Momente, wo es einen gewissen Flow gibt, aber immer wieder unterbricht ihn Charles Martin mit Szenen, von denen er wohl meinte, sie gehören in jeden echten Hong-Kong-Film. Und das ist irgendwo das gesamte Problem des Films. Der Streifen ist kein echter Asia-Actionfilm, er ist eine Kopie davon. Charles Martin liefert zwar alle Elemente des HK Films, kann sie aber nicht mit der Stringenz und Übersicht einheimischer Regisseure umsetzen. Orlando Bloom spielt hier und da ganz gut, scheitert aber am Ende an seiner Frisur und dem Drehbuch, das ihn zu manch´ dusseligen Dialog und aufgesetzter Lässigkeit zwingt.

Es passiert schon einiges in SHANGHAI JOB, doch leider ist die Qualität recht schwankend. Der Elektro-Beat-Soundtrack ist teilweise ganz lässig-treibend und liefert in der nächsten Szene das völlige Gegenteil ab. Genau so auch das Geschehen im Film. Der Film möchte plötzlich gut werden und scheitert dann plötzlich am Timing, der Relevanz oder der CGI. Schade, denn letztendlich machen Simon Yam und Lynn Hung einen guten Job und man hätte Bloom einen besseren Actionfilm gewünscht.

Optisch ist SHANGHAI JOB gut, die Lichtsetzung ist recht aufwendig und liefert hier und da tolle Aufnahmen und gelungene Fahrten ab. Doch das reicht leider nicht aus. So bleibt SHANGHAI JOB ein Film des mäßigen Durchschnitts, der an zwei, drei Stellen besser werden möchte und es am Ende nur an einer wirklich schafft. Charles Martin hat das Genre nicht im Griff, auch wenn er versucht die Action für seine Verhältnisse anständig umzusetzen, springt der eigentliche Funke nicht über. Orlando Bloom hat hier keinen Hit landen können. Das Bild der BD ist sauber und klar, als Extra gibt es nur den Filmtrailer.

Fans von Orlandon Bloom sollten zuschlagen. Mit der Frisur spielt er nie wieder.

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