ES GIBT KEIN ENTRINNEN VOR DEM UNSICHTBAREN, DASS UNS VERFOLGT! prangt es auf dem Cover dieses 80er Jahre Videothekenkultfilms, der mich als Teenager schnell neugierig gemacht hat. Ein nackiges Mädel, dass lustvoll stöhnend von einem Blitzepoltergeist gepudert wird prangt auf dem Cover. Noch dazu basiert die Story auf wahren Begebenheiten. 

Originaltitel: The Entity

Regie: Sidney J. Furie

Darsteller: Barbara Hershey, Ron Silver, David Labiosa, George Coe

Artikel von Christian Jürs

Rückblickend blieb nicht viel hängen aus der Sichtung meiner Jugend. Lediglich die Vergewaltigungsszenen blieben hängen. Doch das hat der Film gar nicht verdient, ist er doch recht unterhaltsam. Glaubt man gar nicht, wenn man bedenkt, dass Regisseur Sidney J. Furie nur fünf Jahre später die Obergurke SUPERMAN IV – DIE WELT AM ABGRUND inszeniert hat.

Bei der hektischen Eröffnungssequenz, die unsere Hauptfigur Carla Moran (Barbara Hershey) beim hetzen zwischen Sekretärinnenkurs und Mutterpflichten zeigt, hämmert urplötzlich die hier völlig unpassende Musik von Charles Bernstein in unsere Ohren. Es dauert nicht lange und der unsichtbare Vergewaltigergeist taucht auch schon in ihrem Schlafzimmer auf. Doch siehe da, die Szene kommt brutal und gnadenlos daher, ohne viel zu zeigen oder gar voyeuristisch zu wirken. Tatsächlich passt jetzt auch die Bernsteinsche Musik wie die Faust aufs Auge. Furie kann ja tatsächlich inszenieren.

Schnell flüchtet die alleinerziehende Mutter dreier Kinder samt dieser aus dem Haus um bei einer Freundin unterzukommen. Doch dort ist sie dank des miesepetrigen Ehemannes nicht willkommen. Nachdem sich die Angriffe häufen und eines Tages sogar ihr Auto auf offener Straße manövrierunfähig wird, sucht sie Hilfe bei Dr. Sneiderman (Ron Silver), einem sympathischen, jungen Arzt, der die Schilderungen der verängstigten Frau für Hirngespinste hält. Als diese jedoch mit vielen blauen Flecken nach einer Attacke im Badezimmer zu ihm kommt und auch ihr ältester Sohn Billy (David Labiosa) vom Poltergeist unter Strom gestellt wird und mit Blessuren davon kommt, setzen sich die Ärzte in einer Szene zusammen, die heute so nicht mehr aussehen würde. Was da geraucht wird, man, man, man. Vor lauter Nebel sieht man die Darsteller kaum noch.

Natürlich glaubt niemand der geschundenen Frau, die sich fortan allerlei Tests unterziehen muss, die jedoch zu keinem Ergebnis führen. Dafür werden die Angriffe immer brutaler und häufiger…

Ein wahrhaft ungewöhnlicher Film, den wir hier zu Gesicht bekommen. Einige Szenen wirken noch heute unheimlich, zum Beispiel, wenn Carla, die gerade mit den Kindern aus dem Haus geflohen ist, dieses wieder betreten muss, da sie in der Eile den Autoschlüssel vergessen hat. Doch wesentlich besser funktionieren noch die Übergriffe des Bösen. Vor allem Frauen dürften auch heute noch an diesem Film zu knapsen haben. Klar, die „wahren Begebenheiten“, die uns hier aufgetischt werden und auf einem Roman des Drehbuchautoren Frank De Felitta basieren, sind so sicher nie geschehen. Aber, who cares, wenn das ganze so effektiv inszeniert wurde?

Die Darsteller sind fantastisch. Barbara Hershey spielt sich bei vollem Körpereinsatz die Seele aus dem Leib und Ron Silver war schon immer eine Bank. Schade, dass er nicht mehr unter uns ist. Seine Auftritte in STIRB LANGSAM, TIMECOP und vor allem BLUE STEEL bleiben für immer unvergessen.

Erstmals bringt uns KOCH MEDIA den Film auf Silber- und Blauling in Deutschland in den Handel. Qualitativ wie immer bei KOCH auf höchstem Niveau, gibt es zudem haufenweise Bonusmaterial. So gibt es drei Featurettes, von denen zwei mit einer halben Stunde Laufzeit daher kommen. Außerdem gibt es den Trailer auf deutsch und englisch und eine Bildergalerie.

Zu unrecht vergessener Horrorklassiker, der zwar nur selten gruselig, dafür aber spannend und in den berüchtigten Vergewaltigungsszenen erschreckend heftig daher kommt. Vor allem aber spielt die Hershey hervorragend. Sollte man gesehen haben.

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