Mickey Rourke legt sich mit den Triaden an. Es wird aufgeräumt in Chinatown. Michael Ciminos Knaller von 1985 kam damals beim Publikum nicht gut an. Die ruppige Figur von Rourke, die breite Inszenierung und angeblicher Rassismus versperrten den Weg zum Kassenknüller. Doch Michael Cimino ist definitiv ein talentierter Erzähler mit visueller Kraft und so hat diese restaurierte Neuveröffentlichung durchaus die Aufmerksamkeit des Filmsammlers verdient.

Regie: Michael Cimino

Darsteller: Mickey Rourke, John Lone, Caroline Kava, Ariane

Drehbuch: Michael Cimino und Oliver Stone

Artikel von Kai Kinnert

Stanley White (Mickey Rourke) ist Vietnam-Veteran und im Dienst der New Yorker Polizei. Er beginnt einen Krieg mit den Triaden in Chinatown und handelt sich damit richtig Schwierigkeiten ein. White stört mit seinem Angriff das Arrangement zwischen der Polizei und der chinesischen Mafia und zieht so die Gewalt auf sich. Sein Gegenspieler ist der führende Triadenboss Joey Tai (John Lone), der gerade dabei ist, seine Macht zu stärken. White und Tai werden beide einen großen Preis in diesem Konflikt bezahlen.

Oliver Stone schrieb nach einem Roman von Robert Daley das Drehbuch zu IM JAHR DES DRACHEN und Michael Cimino machte einen großen Cop-Film daraus. Er besetzte einen glaubwürdig ärgerlichen Mickey Rourke als den Vietnam-Veteranen Stanley White und verbringt Anfangs einige Zeit damit, das Privatleben von White auszuleuchten. Beziehungsprobleme mit seiner Frau Connie White (Caroline Kava) und die Liason mit Tracy Tzu (Ariane).

Letztendlich ist White ein getriebener Vietnam-Veteran, der wieder in den Kampf zieht, in dem er sich mit den Triaden anlegt. Sein Privatleben bleibt davon natürlich nicht verschont. Und so kommt es immer wieder mal zu plötzlichen und blutigen Schießereien, Überfällen und Verfolgungen, das es fast ein Vergnügen werden könnte, würde Cimino den vorletzten Film seiner Karriere nicht zu sehr ausbremsen. Der Film verbringt einige Zeit im Privatleben von White und das hält eine gute Stunde die Spannung etwas auf, um sich dann allerdings zu steigern. Dann hat die Gewalt Whites Privatleben erreicht und der Film nimmt an Fahrt auf. Michael Cimino gönnte dem Film, neben ausgedehnten Dialogen, auch einige knackig-blutige Shoot-Outs und gut gefilmte Spannungsmomente. Hier schafft er einen gekonnten Spagat zwischen Michael Mann und Brian De Palma und beweist künstlerische Oberklasse. Doch leider bietet der Film auch Raum für eine gewissen Trägheit, denn die Mischung des Konflikts aus Privatleben und dem Kampf gegen die Triaden holpert. Am Ende scheinen dann auch Zeit und Geld ausgegangen zu sein, denn plötzlich häufen sich in Actionszenen Zeitrafferaufnahmen, um Bewegung schneller erscheinen zu lassen und relativ deutliche Modellaufnahmen im Finale schmälern die optisch opulenten Ansätze und somit ein bisschen das Vergnügen.

Die Shoot-Outs sind gut gemacht, da gibt es nichts zu meckern, Cimino entdeckt hier seine Vorliebe für Schüsse durch die Hand und in den Kopf. Auch gibt es plötzlich Momente cinematografischer Brillianz, so das man ganz aufgeregt hofft, Cimino möge den Pfad der privaten Betrachtung Whites verlassen und ihn endlich in den Kampf schicken, doch leider unterbricht das Drehbuch dann wieder die Kurve nach oben und hält inne. IM JAHR DES DRACHEN ist eigentlich ein Film über einen Kampf Mann gegen Mann. Da ist White, der gegen Triadenboss Joey Tai antritt und am Ende stehen sie sich auf einer Eisenbahnbrücke, auf der Flucht und doch fast wie zum Duell, gegenüber. Irgendwie fühlt man sich an HEAT erinnert, nur das Michael Mann ein geschlossenes Konzept und eine Bodenständigkeit für den Konflikt der Figuren in seinem Film hatte.

IM JAHR DES DRACHEN ist ein durchwachsener Film geworden, der sein Gleichgewicht nicht finden kann. Er hat definitiv Momente der Spannung und legt Wert auf knackige, durchaus harte Actionszenen. Trotzdem schlappert die Handlung so um Stanley White herum, das man die Konzentration verliert, weil man schon zuvor begriffen hat, was abgeht. Wie immer geht es Cimino sehr um die Hauptfiguren, was ja auch in DIE LETZTEN BEISSEN DIE HUNDE und DIE DURCH DIE HÖLLE GEHEN bestens funktionierte. Doch hier geht die Figurenzeichnung nicht ganz auf, obwohl sich Mickey Rourke Mühe gibt und so die Figur von White rettet. In den Szenen mit den Triaden zeigt der Film dann Format, hat plötzlich das Zeug, bei den großen Gangsterfilmen eines Martin Scorseses mitzuhalten. Aber Cimino bremst dann wieder aus und liefert im letzten Drittel ein Finale ab, das schnell abgedreht wirkt.

IM JAHR DES DRACHEN ist kein schlechter Film, aber auch kein ganz guter. Für die Sammlung passt er und wer Mafia-Filme mag, sollte hier ruhig einen Blick wagen. Die Art der Action wurde damals gern geschnitten und ist hier nun uncut und blutig zu sehen. Das Bild der BD ist klar und mit sauberen Farben, ganz Technicolor von 1985. Als Extras gibt es einen Audiokommentar von Michael Cimino, der nicht untertitelt ist, und eine Bildergalerie.

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