Terence Hill hat am Anfang seiner Karriere Western fast im Minutentakt gedreht. Einige davon blieben hängen und wurden Klassiker wie VIER FÄUSTE FÜR EIN HALLELUJA, DIE RECHTE UND DIE LINKE HAND DES TEUFELS und HÜGEL DER BLUTIGEN STIEFEL. Dazwischen nahm sich Terence Hill Zeit für eine ernste Rolle in diesem qualitativ besserem Sozialdrama im Gewande eines Italo-Western. Der Film beginnt überraschend.

Originaltitel: La collera del vento

Alternativtitel: Trinity schlägt zurück

Regie: Mario Camus

Darsteller: Terence Hill, Maria Grazia Buccella, Mario Pardo

Artikel von Kai Kinnert

In einer Kleinstadt spielt ein Kapelle. Die Menschen feiern in den Straßen ein Fest. Kinder und Erwachsene tragen ihre besten Anzüge und Kleider, man spielt und freut sich. Es ist keine Westernstadt, es ist eine Kleinstadt mit Häusern aus Backstein und gepflasterten Straßen. Die Kamera ist besser geführt als sonst und das Bild wirkt belebt. Dann groß die blauen Augen von Terence Hill, starrer Blick, konzentriert. Er beobachtet die Szene. Ein Hauseingang wird beobachtet, Menschen auf einer Treppe. Ein weiterer Mann betritt die Szene, es ist Hills Kompagnon, auch er im Anzug, hier mit Schiebermütze. Man verständigt sich über Blicke und beobachtet die Treppe. Es ist klar: Die beiden sind Killer. Plötzlich tritt das Zielobjekt aus dem Haus und geht die Treppe hinunter. Der Mann geht Hände schüttelnd durch die Menge auf die beiden Killer zu. Diese beginnen sich von ihrem Platz zu lösen und verfolgen kreisend das Opfer, warten den richtigen Moment ab. Und der Moment kommt.

Terence Hill zieht seinen Colt, stabilisiert seinen Schussarm mit der anderen Hand und hält sich ab dem zweiten Schuss ein Ohr zu und feuert seinen Colt leer. Der zweite Killer beginnt nun auch auf das Opfer sein Magazin leer zu schießen und so liegt der Mann blutig am Boden. Dann beginnt die knarrige Titelmusik und die Credits werden eingeblendet.

Die Überraschung ist der Stil. Der Film beginnt nicht als Western, sondern als ein Vertreter das damals populären Mafia- oder Polizeifilms. In den 70ern des letzten Jahrtausends wurden etliche Cop-Filme mit Tomas Milian gedreht und so mancher Mafia-Krimi ebenfalls. Und genau das ist DER TEUFEL KENNT KEIN HALLELUJA zu Beginn. Die ersten Minuten des Films entspringen nicht dem Western-Genre, sondern dem Mafia-Krimi. Dieser Bruch mit dem Genre baut im Handumdrehen eine gelungene, spannende Atmosphäre auf und zeigt nun, wie die beiden Killer ihren nächsten Auftrag bekommen. Der Film bleibt wortkarg und schildert recht lang, wie Terence Hill mit dem Zug zu seinem Zielort reist, der irgendwie eher in Sizilien liegt, als in den USA. Aber das stört nicht, denn der Film ist ja kein Western sondern eine Art Sozialdramamafiathriller. Und so landet Hill in der Herberge einer schönen Frau. Hill wurde von den dortigen Viehbaronen und Großgrundbesitzern angeheuert, einen aufstrebenden und sozialistischen Politiker zu ermorden, der die Arbeiter gegen die reichen Barone aufstachelt. Natürlich ist die schöne Frau auf Seiten der Arbeiter und Terence Hill verliebt sich in sie und wechselt so die Seiten.

Der Streifen erzählt seine Geschichte in einem ruhigen Tempo ohne großen Aufwand. Der Regisseur verweigert fast alle Genrezutaten eines Italo-Westerns und widmet sich über weite Strecken dem Streben des Politikers und den daraus konsultierenden Konflikt mit seinen Widersachern. Der etwas zurückgeblieben Kollege von Hill bleibt allerdings bei dem ursprünglichen Auftrag und so wird es dann doch zum Schusswechsel zwischen den Gruppierungen kommen. DER TEUFEL KENNT KEIN HALLELUJA bleibt von der ersten bis zur letzten Minute ein ungewöhnlicher Film, dem in der alten deutschen Fassung viele politische Diskussionen entfernt wurden und die nun wieder enthalten sind. Regisseur Mario Camus wollte ein Westernsozialdrama drehen, was ihm zum auch Teil gelungen ist. Nichts desto trotz fällt der Film nach einem extrem vielversprechenden Anfang im Laufe der Zeit in sich zusammen. Zwar gibt es spannende Momente, in dem die dramatische Idee der Inszenierung der ersten Minuten immer wieder mal aufflammt, doch zu viele Dialoge und zu wenig Dynamik bremsen den Streifen dann insgesamt in den unteren Durchschnitt ab.

Obwohl Hill hier als Hauptrolle geführt wird, haben Maria Grazia Buccella und Mario Prado doch fast mehr Screentime als Terence Hill. Trotzdem ist der Film durchaus tauglich für die Italo-Western-Sammlung, denn man spürt konstant, das der Film eigentlich etwas anderes ist. Ähnlich wie das schräge Musical BLAUE BOHNEN FÜR EIN HALLELUJIA gehört er nicht zu den guten Terence-Hill-Filmen, aber zu den solide-ungewöhnlichen Streifen, die komplett aus dem üblichen der damaligen Italo-Western herausstechen. Wer das Musical mit einem Lächeln ertragen konnte, der wird hier keinerlei Probleme haben und sich über die sozialkritischen Ansätze und die kriminalhafte Art seiner Inszenierung freuen. Alle anderen haben es da schon schwerer.

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