Ein Klassiker der Ganovenkomödie erhielt unlängst eine HD-Frischzellenkur. Um mal eine häufig gestellte Frage zu beantworten…. „Kann der was?“ – JA, der kann immer noch was! Unterhalten und begeistern – das kann er!

Regie: Jules Dassin

Darsteller: Maximilian Schell, Peter Ustinov, Meline Mercouri, Robert Morley, Jess Hahn

Artikel von Victor Grytzka

Nach (ungeplanter) langer und anstrengender Dienstreise blieb mir für den freien Sonntag nur eines zu tun – einen schönen Film gucken. Und Koch Media hat geliefert. An dieser Stelle entschuldige ich mich für die verspätete Rezension, aber ich musste die letzten Tage aus Zeitgründen einfach komplett auf Filme verzichten. „Topkapi“ sollte es dann also sein, und er entschädigte (wieder einmal) sehr gut für die stressige Woche!

Elizabeth Lipp hat es auf den wertvollen Topkapi-Dolch abgesehen. Für einen Coup sucht sie gemeinsam mit ihrem Partner Walter Harper nach (Klein)Ganoven mit sauberer Weste, die den Coup durchziehen. Doch erst einmal müssen Waffen in die Türkei geschmuggelt werden. Als Prellbock muss der herzensgute Kleinganove Arthur Simon Simpson herhalten. Nachdem man ihn mit der heißen Lieferung erwischt, hilft er den Behörden und wird als „Maulwurf“ eingeschleust. Keine Leichte Aufgabe, denn die Verlockung ist groß, und schließlich erwarten den Informanten knackige 10.000 Dollar, sollte er beim Coup mithelfen.

Topkapi verbinde ich mit langweiligen Samstagen und den dritten Programmen. Dieser Sender, über die wir gerne schimpfen. Diese Sender, für die wir GEZ zahlen (oder auch nicht). Diese Sender, auf denen zwischen Gesundheitsmagazinen, Kaffeeklatsch-Talkshows und dem Schlagerhorror so manches mal eine Perle zu sehen ist. An einem solchen langweiligen Samstag begegnete mir Topkapi zum ersten mal. Ich war noch relativ klein und habe den Film danach nie wieder gesehen. Allein der dickliche und etwas tollpatschige Peter Ustinov hatte sich in mein Hirn gebrannt – zurecht. Und zurecht wurde er für diese Rolle auch mit Preisen überhäuft.

An Topkapi fasziniert so ziemlich jeder Aspekt der Produktion. Wunderbar gefilmt, tolle Kulissen, ein charmanter Cast, die ideale Mischung aus Krimi und Komödie… Die Liste auf der „Haben“ Seite ist lang. Der Grundton des Films ist klar im Komödienbereich einzuordnen. Und als Star kristallisiert sich hier für mich ganz klar Ustinov heraus, der seinen Charakter so toll sympathisch-vertrottelt spielt, dass man den adipösen Nachwuchsgangster einfach lieb haben muss. Ob er nun durch seine Tollpatschigkeit, seine Neurosen oder durch äußere Einflüsse in brenzlige Situationen kommt ist dabei egal. Es bleibt immer witzig und spaßig, und das auf einem wirklich tollen Niveau.

Auf der anderen Seite haben wir die eigentliche Geschichte des Coups, in der insbesondere die Drahtzieher der Bande unter die Lupe genommen werden. Ein ntelligenter Maximilian Schell trifft auf eine nymphomane und verwöhnte Meline Mercourie, die genau weiß wie man seine Reize einsetzen muss um jeden um den Finger zu wickeln.

Dazu werden noch weitere Ganoven geladen, es gibt einen betrunkenen Koch der sowieso jeden für einen Spion hält,  und dann gibt es noch den eigentlichen Aufhänger dieses Films – der große Raub. Dieser ist unglaublich stark inszeniert. Tolle Kameraufnahmen auf den Dächern von Istanbul münden in einem Einbruch auf den man sogar bei Mission Impossible neidisch schielen würde. Das wirklich großartige daran ist die Inszenierung. Während man vorher viele Gespräche und so einiges an Wortwitz erlebt hat, wird hier nun kaum gesprochen. Keine nennenswerten Dialoge, keine Musik – NICHTS!

Und genau DAS ist gut so! Diese Szene bringt mich jedes mal zum mitfiebern und man drückt den falschen Fuffzigern die ganze Zeit die Daumen, dass auch ja alles glatt geht! Ob sie es denn schaffen werde ich hier nicht verraten. Nur soviel – der Film endet mit einem charmanten Gag.

Was hat Koch Media denn nun dort abgeliefert. Klassiker – Check! HD-Remastered – Check. Und wie schlagen sich Bild und Ton? Ganz gut, würde ich sagen. Ich hatte die DVD vorliegen. Das Bild präsentiert sich sehr scharf, bietet angenehmes Filmkorn und gute Farben, aber einen kleinen Kritikpunkt habe ich. Ab und an ist ein stetiger Wechsel der Helligkeit zu bemerken. Nicht allzu groß, doch wenn man genau darauf achtet nimmt man so eine Art flackern an einigen Stellen wahr. Der Ton in PCM 2.0 in Deutsch und Englisch präsentiert sich sehr sauber, grobe Schnitzer sind mit keine aufgefallen. Eine runde Abmischung, die genau die richtige Balance zwischen klanglichen Höhen und Tiefen trifft. Als Bonus bekommt man den Trailer und eine Bildergalerie. Nicht viele Extras, aber immerhin etwas!

Ein charmanter Vertreter des Heist-Genre. Toll gespielt und ein klasse Drehbuch, welches übrigens auf der Romanvorlage von Eric Ambler (sehr lesenwert!) basiert. Die Qualität überzeugt, über kleine Fehler(chen) der Vorlage schaut man gerne hinweg! Ich rate zu einem Kauf!

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